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Mercedes-Benz
Detroit – Die Vertaktung klappt, sogar die Teilnahme am Runden-Tisch-Gespräch mit Dieter Zetsche bei der Autoschau in Detroit ist kurzfristig noch möglich. Der Daimler- und Mercedes-Chef scheint zu Beginn des neuen Jahres vor Gelassenheit nur so zu strotzen. Kein Wunder.
Das eigentliche Mercedes-Jubiläum „125 Jahre Automobil“ hat der Marke zusätzlich Aufmerksamkeit beschert. Mit 2011 weltweit rund 1,36 Millionen verkauften Mercedes, Maybach und Smart ist ein neuer Rekord geschafft worden, auch wenn die BMW-Konkurrenz noch an der Spitze liegt, Audi zumindest Augenhöhe erreicht. Und es gibt das klare Ziel, spätestens bis 2020 im Premiumsegment wieder ganz vorn [foto id=“400526″ size=“small“ position=“left“]zu sein.
Wegen der bis dahin möglichen vielfältigen Unwägbarkeiten fällt es auch dem Konzern- und Markenchef schwer, konkretere Absatzzahlen zu nennen (an denen er sich am Ende zudem messen lassen müsste). Im kleinen Besprechungsraum in den Kulissen des Mercedes-Standes in Detroit verweist er lieber auf die schon bekannten 1,6 Millionen in 2016.
Die Münchner haben die Stuttgarter zuletzt in den USA geschlagen, die Ingolstädter sind in China durch die Volkswagen-Präsenz dort dominant. Aber das Jonglieren mit Zahlen, das Raus- und Reinrechnen, wie es für einen günstig, für andere ungünstig ist, sind für Zetsche „Spielereien“, denen er, so deutet er jedenfalls an, nicht viel abgewinnen kann. Am Ende zählt sowieso nur das tatsächliche Ergebnis, neben Absatz und Umsatz vor allem der Ertrag.
Er hat die nächsten acht Jahre im Visier, rüstet auch verbal auf, sieht sich für die Aufholjagd („Mercedes-Benz is on the hunt!“) gut aufgestellt, hungert wörtlich nach Führung, will „more sports“ wagen, verweist auf die Erneuerung, in der man sich gerade befinde, auf die neue B- und die neue A-Klasse, die für September vorgesehen ist, spricht von zehn weiteren Neuheiten bis 2016, darunter dieses Jahr neben dem in Detroit vorgestellten SL noch G-, GL-, GLK-Klasse sowie CLS-Shooting-Brake-Kombi, und davon, bei Qualität und Kundenzufriedenheit nachzulegen.
Hinzu kommt: Beim Durchschnittsverbrauch der Flotte ist man inzwischen bei sechs Litern angelangt, beim Kohlendioxid-Ausstoß pro Kilometer bei 150 Gramm [foto id=“400527″ size=“small“ position=“right“]über die gesamte Modellpalette hinweg.
Und der aktuelle Stand bei der Zusammenarbeit mit Renault/Nissan? Die, hat Zetsche beim Neujahrsempfang am Abend zuvor im Westin Book Cadillac und bei der Präsentation am Vormittag in der Cobo Hall bereits angekündigt, sieht ab 2014 den Bau von jährlich rund 250 000 Vierzylinder-Benzinmotoren für Mercedes- und für Modelle der Nissan-Nobeltochter Infiniti im US-Werk der Japaner in Tennessee vor. Was eine engere Kooperation bei der Brennstoffzelle betrifft, sei noch nichts entschieden, betont Zetsche hinterher im kleinen Kreis, räumt ein, dass diese Technik von Stückzahlen abhängig sei. Konzernforschungs- und Mercedes-Entwicklungsvorstand Thomas Weber lässt derweil wissen, dass man mit den Japanern darüber schon „ganz konkret“ rede.
Ein Gespräch am runden Tisch, der eigentlich oval ist, nach dem anderen, dazwischen immer wieder Fragen vor laufenden Kameras, offenen Mikrofonen und gezückten Notizblöcken. Den Manager scheint im Blitzlichtgewitter rund um die Schau nichts zu erschüttern. Er muss genauso Stellung nehmen zu Kunden [foto id=“400528″ size=“small“ position=“left“](„Die sind im Premiumsegment generell etwas älter“) wie zu Leichtbau und Karbon („Unterschiedliche Komponenten brauchen unterschiedliche Materialien“).
„It’s great“ für ihn, den Ex-Chef des Ex-Daimler-Partners Chrysler, in Detroit zu sein und zu sehen, dass „Mowtown’s major industry“, die Autobranche, langsam wieder wächst, selbst wenn die Nachhaltigkeit noch bewiesen werden müsse, auch die von Chrysler, wo bekanntlich Fiat inzwischen das Sagen hat. Zetsche weiß: „Wir leben in einer Welt, in der immer mehr auf den Kopf gestellt wird.“ Als Beispiel führt er China an, das dem Westen Kapitalismus lehre. Und Frankreichs Präsidenten, der seinen Landsleuten sage, sie sollten so handeln wie die Deutschen.
„Und wer weiß“, fügt er schmunzelnd hinzu, „vielleicht wird Donald Trump am Ende sogar noch US-Präsident.“ Selbst diese Gelassenheit kann sich der Daimler- und Mercedes-Chef derzeit leisten.
geschrieben von auto.de/Günther Koch/KoCom/Fotos: Koch veröffentlicht am 20.01.2012 aktualisiert am 20.01.2012
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