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Ab einem Ölpreis von 200 Dollar für das Fass wird sich die Elektromobilität durchsetzen. Auf diese Aussage lässt sich ein Vortrag zusammenfassen, den Zukunftsforscher Matthias Horx dieser Tage in seiner Wahlheimat Wien hielt. Wobei sich Horx natürlich nicht auf einen Zeitpunkt festlegen lässt. Zu unwägbar ist sein Job und selbst die scheinbar exaktesten Prognosen können durch unvorhergesehene Ereignisse umgeworfen werden. Schließlich hätte noch vor Monatsfrist kaum jemand vorausgesagt, mit welchem Tempo sich Nordafrika politisch verändert.
Der Fortschritt des Elektroautos hängt für Horx, wie alle technologischen Innovationen, von fünf wesentlichen Faktoren ab: der Macht, es durchzusetzen, seiner Mobilität, seiner Effektivität, der Kontrolle über die Technologie und dem Status, den es vermittelt. Diese Faktoren stoßen jedoch auf Widerstände. Dazu zählen in erster Linie das Beharren auf [foto id=“342278″ size=“small“ position=“left“]gewohnten Umständen, aber auch Fakten, die Horx „Kontrollverlustängste“ nennt. Auch der Verdruss an der Komplexität neuer Technologien schadet der Innovation.
Als Trend- und Zukunftsforscher hat Horx für technische Entwicklungen ein Theoriemodell entwickelt, das sich grafisch mit einem Band darstellen lässt, das sich durch ein Räderwerk schlängelt. Das Elektroauto, um im Beispiel zu bleiben, trifft auf Gewohnheiten und Bedürfnisse, die bislang mit herkömmlichen Autos bestens bedient wurden. Es trifft auf soziale Bedürfnisse wie Mobilität, aber auch Status. Während es Mobilität in Maßen bietet, wird der Statusfaktor nur bedingt erfüllt. Krisen, aber auch die fehlende Infrastruktur für Elektrizität und Batterien, sind weitere Hemmfaktoren.
Teurer Sprit, CO2-Emissionen, Stau und andere Unpässlichkeiten des Individualverkehrs wie wir ihn kennen, die Knappheit der Rohstoffe und damit steigende Preise helfen dem E-Auto. Wenn sich dann erst mal eine größere Menge von Menschen, Matthias Horx geht von etwa 40 Prozent der Erwachsenen aus, ernsthaft für ein E-Auto interessieren, ist der Durchbruch nicht mehr aufzuhalten. Zumindest aus soziografischer Sicht. [foto id=“342279″ size=“small“ position=“right“]
Technisch bleibt noch einiges zu tun, wie auch Horx zugibt. Der Forscher fährt derzeit einen Toyota Prius Plugin-Hybrid im Test. Eine gute Zwischenlösung, wie er findet. Lieber wäre ihm ein E-Auto, dessen Batterien eine normale Reichweite bieten, aber das ist (noch) nirgends in Sicht. Nicht mal stationäre Batterien, die in seinem ökologisch optimierten Zukunftshaus den via Kollektoren und Brennstoffzelle selbst erzeugten Strom speichern könnten, gibt es bislang. An dieser Stelle weist die Stromindustrie gerne auf die Möglichkeit hin, die zu viel produzierte Elektrizität in den Batterien der künftigen E-Autos zu speichern.
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Smart Grid heißt diese Technologie und auch sie müsste nicht nur in der Theorie eine Menge Widerstände überwinden. Technisch ist sie wohl umsetzbar. Toyota hat in Rokkasho Village im Norden Japans einen Musterort gebaut, der sich autark mit Strom versorgt und wo die Batterien von Elektroautos als Pufferspeicher dienen. Aber es fängt bei den Netzen an. Sie müssen neben Strom auch Informationen transportieren und zwar vom Erzeuger zum Verwender und umgekehrt. Wie sonst kann das Kraftwerk wissen, ob eine Batterie noch Strom aufnehmen kann oder wann besonders viel Strom benötigt wird?
Smart Grid funktioniert in kleinen Einheiten. Ihnen steht aber das aktuelle großindustrielle Stromlieferungssystem entgegen. Die kleinste Einheit im Smart Grid-Verbund ist das eigene Haus. In seinem Wiener Zukunftshaus hat Horx die Grundlagen für intelligente Netze schon gelegt. Das ganze Gebäude wird zudem mittels iPads gesteuert. Egal ob Licht, [foto id=“342281″ size=“small“ position=“left“]Heizung oder eben der Strom für den Plugin-Hybriden beziehungsweise das E-Auto in der Garage, alles wird über das Haus-Bussystem mit dem Mini-PC gesteuert.
Bislang ist die Kommunikation aber noch recht einseitig. Weder Heizung noch Wasserkocher melden, dass sie gleich Strom benötigen. Immerhin kommt der im wasserreichen Österreich mit einer fünfzigprozentigen Wahrscheinlichkeit aus erneuerbaren Energien. Damit ist schon ein weiterer Widerstand gegen das E-Auto der Zukunft beherrschbar. In Deutschland gibt es dagegen noch immer viel zu viel Kohlestrom. Seine Produktion macht alle CO2-Einsparungen im elektrischen Fahrbetrieb zunichte und ist an dieser Stelle ein echtes Hemmnis für den Schritt zur E-Mobilität. Das Thema ist eben komplex und der Beharrungswillen des seit 125 Jahren gelernten Prinzips des Autos mit Verbrennungsmotor ist beachtlich. Und ob der Ölpreis tatsächlich in absehbarer Zeit auf 200 Dollar steigt, weiß niemand. Nicht mal ein Zukunftsforscher.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 04.02.2011 aktualisiert am 04.02.2011
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