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Selbst bei näherem Hinsehen erkennen noch nicht einmal ausgefuchste Experten, dass der in der ersten März-Woche präsentierte Morgan Plus Four ein von Grund auf neu konstruiertes Modell ist. Doch britisches Understatement mitsamt dem dazugehörigen Snobismus gehört traditionell seit nunmehr 111 Jahren zum Selbstverständnis der Morgan Motor Company aus Malvern Link. Das 30.000-Einwohnernest im Westen Englands liegt in der britischen Grafschaft Worcestershire, die durch ihre gleichnamige Würzsauce zu Weltruhm kam.
Angeblich teilt der brandneue Plus Four lediglich die Verschlüsse der Motorhaube mit seinem Vorgänger Plus 4 - und phonetisch den Namen, was Kenner des angelsächsischen Idioms auf Anhieb bemerken werden. Nur die Schreibweise ist anders. Optisch aber geht der Four glatt als Zwillingsbruder des 4 durch. Der bildet seit seinem Debut 1950 als Brot-und-Butter-Auto das Umsatz-Rückgrat der Morgan-Produktion und gilt als eines der am längsten in Serie gebauten Fahrzeuge der Welt. Jetzt aber, 70 Jahre nachdem der erste Plus 4 in dem Werk an der Pickersleigh Road vom Band lief, beginnt ein neues Kapitel.
Wenn auch wahrscheinlich noch kein anderer Morgan derart tiefgreifende Zugeständnisse an die Automobiltechnik von heute macht – etwa mit unabhängiger Einzelrad- statt Blattfederung hinten und einem Chassis aus Aluminium – so ist zumindest mit dem Rahmen aus Eschenholz ein wichtiges Morgan-Gen geblieben. Eine solche Fertigungstechnik nutzten einst Stellmacher beim Kutschenbau.
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Auf Automatisierung und Fließband verlässt sich auch beim Morgan Plus Four nicht. Wer einmal mit eigenen Augen gesehen hat, mit welcher Kunstfertigkeit und Ruhe die Werktätigen bei Morgan arbeiten, muss sie bewundern. „Handwerkskunst ist und bleibt der Kern der Morgan-Produktion“, bekräftigt Firmenchef Steve Morris.
Gemeinsam mit seinem größeren Bruder Plus Six steht der Four auf der Morgan-CX-Generation-Plattform. In römischen Ziffern so genannt, weil sie im 110. Jahr von Morgan (2019) entwickelt wurde. Vom Morgan Plus Six unterscheidet sich das Design des Plus Four aber deutlich. Vierzylinder-Morgan-Fahrzeuge hatten immer eine schmalere Karosserie als die Modelle mit größerem Motor in der Baureihe, und der neue Plus Four macht darin keine Ausnahme. Mit ähnlichen Maßen wie sein Vorgänger bietet er jedoch mehr Platz für Passagiere und Gepäck.
Dieses Raddesign, das einen Kernbestandteil der Formensprache des Unternehmens darstellt, erforderte umfangreiche Entwicklungsarbeiten, einschließlich neu gestalteter Querlenker, neuer Aufhängung und Bremskomponenten.
Ein anderer Leichtmetallradstil, der Erinnerungen an Sportwagen der 1960er- und 1970er-Jahre wach werden lässt, ist ebenfalls auf Wunsch erhältlich. Andere Details klingen für Morgan geradezu revolutionär. Dazu gehören zum Beispiel automatisches LED-Front-Licht und LED-Rückleuchten, Zentralverriegelung, ABS sowie Servolenkung und ein Audiosystem mit Bluetooth.
Er leistet 255 PS (190 kW). Mit dem Gewicht von nur 1009 Kilogramm des Plus Four hat er leichtes Spiel, katapultiert das Auto in nur 4,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und sorgt für eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Da dürfte bei offener Fahrweise so manches Haar das Weite suchen.
Seine Kraft überträgt der Motor entweder mittels eines Sechs-Gang-Handschaltgetriebes auf die Straße oder – erstmals bei Morgan in diesem Modell ab Werk – eine Acht-Gang-Automatik. Sie verfügt über eine Paddelschaltung und hat sich bereits im Plus Six bewährt. Wird der Gangschalter nach vorne bewegt, setzt der Sportmodus ein. Er verändert die Schaltpunkte und das Ansprechverhalten und sorgt für noch mehr Dynamik.
Während Leistung und Drehmoment im Vergleich zum Vorgänger laut Werksangaben um mehr als 65 Prozent zugenommen haben, bescheidet sich der Neue mit einem ähnlichen Kraftstoffverbrauch von rund sieben Litern auf 100 Kilometer. Die Emissionswerte sollen um 30 Prozent gegenüber dem alten Plus 4 zurückgegangen sein.
Der Morgan Plus Four ist bereits bestellbar, die Auslieferung an die Kunden beginnen im April oder Mai. Die Preise starten in Deutschland beim Importeur Merz und Papst in Nürtingen bei 79.900 Euro.
geschrieben von AMP.net/jri veröffentlicht am 09.03.2020 aktualisiert am 09.03.2020
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