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Die Moskauer Automesse bietet weder große Überraschungen noch viele Weltpremieren. Aber dennoch finden sich zwischen den westeuropäischen und japanischen Standard-Angeboten wahre Skurrilitäten, deren Existenz mancher Autoliebhaber nicht einmal im Ansatz erahnt.
Wer weiß in Deutschland schon, dass Hyundai eine mächtige Oberklasse-Limousine mit potentem, fünf Liter großem Direkteinspritzer-V8 im Angebot hat? Kein Wunder – wo schon japanische Luxuslimousinen à la Lexus LS nur schleppend die Schauräume verlassen, sieht der koreanische Autokonzern kein Land – also versucht er es gar nicht erst. In Russland, wo [foto id=“432717″ size=“small“ position=“left“]deutsche Premiumhersteller zwar auch gefragt sind, allerdings nicht ganz so dogmatisch, könnte der Vertrieb durchaus funktionieren.
Daher überlegt auch SsangYong im kommenden Jahr sein Flaggschiff Chairman auf dem russischen Markt einzuführen. Mit einer Außenlänge von 5,13 m ist der asiatische Luxusliner eine imposante Erscheinung – auf V8-Aggregate dürfen potenzielle Interessenten indes nicht hoffen. Stattdessen stehen zwei Sechszylinder mit 3,2 und 3,6 Litern Hubraum sowie einer Leistung zwischen 225 und 250 PS zur Wahl. Beide übertragen ihre Kraft per moderner Siebenstufen-Automatik. Auch der Innenraum macht bei erster Betrachtung keinen schlechten Eindruck, wobei immer noch ein deutlicher Abstand zur einschlägigen Premium-Ware besteht. Allerdings dürfte der Chairman, dessen Innenraum ein bisschen an die längst verflossene S-Klasse der Baureihe W220 erinnert, auch deutlich günstiger sein, wenngleich derzeit noch keine Preise auszumachen waren. Feine Lederpolster, dezente Holzintarsien und ein großer Bildschirm erwarten den komfortverwöhnten Passagier auch hier. Darüber hinaus gibt es fürstliche Raumverhältnisse – kein Wunder bei den Abmessungen.
Abmessungen spielen auch bei den Fahrzeugen der GAZ-Gruppe eine Rolle. Pkw produziert der ehemalige Sowjethersteller längst nicht mehr, dafür aber robuste Kleintransporter mit Dieselmotoren des amerikanischen Zulieferers Cummins. Hochglanzprospekte in ausschließlich kyrillischer Schrift machen einheimischen die GAZ-Produkte mit durchaus [foto id=“432718″ size=“small“ position=“right“]stylisch anmutenden Fotos schmackhaft. Unzählige Varianten verschieden gearteter Nutzfahrzeuge dürften zumindest einen kleinen Stammkundenkreis sichern.
Geely hingegen – Wettbewerber aus China – muss seinen Kundenkreis noch erobern. Dies soll vor allem mit attraktiven Preisen geschehen – da kann beispielsweise der MK Cross punkten: Er kostet deutlich unter 10.000 Euro. Halbe Radlauf-Chromleisten sehen äußerst gewöhnungsbedürftig aus – hier sind die Designer aus dem fernen Osten wohl auf den Umstand eingegangen, dass es der Russe gern silber glitzernd mag. Wer dem eher tristen Interieur des Cross wenig abgewinnen kann, sollte einen Blick auf den erwachsen wirkenden Emgrand werfen. Sogar ein großes Navigationssystem mit Farbmonitor ist an Bord. Allerdings präsentiert sich das Stufenheckmodell auf den Hochglanzfotos der Prospekte weitaus vorteilhafter als in der traurig anmutenden, eher leeren Messehalle. Offensichtlich interessieren sich die Einheimischen der Ausstellung mehr für die westlich orientierten fahrbaren Untersätze.
Diese Beobachtung lässt sich auch auf den ZAZ-Stand übertragen. Mürrische Aufpasser verstehen es, die geneigte Kundschaft fernzuhalten. Viel über die Fahrzeuge mit den Modellnamen Vida und Chance, die optisch etwas an die Koreaner der Neunziger erinnern, wissen sie nicht zu sagen. Macht nichts, die Aushänge neben den Autos selbst geben Aufschluss darüber, was man ohnehin ahnt: Unspektakuläre [foto id=“432719″ size=“small“ position=“left“]Saugbenziner mit bis zu 1,5 Litern Hubraum befeuern die beiden Ausführungen, welche immerhin in zehn verschiedenen Farben lieferbar sind. Ob der Hersteller mit den langweiligen Angeboten für rund 10.000 Euro wettbewerbsfähig ist, bleibt die große Frage. Schließlich schläft auch der Volkswagenkonzern nicht, der mit der Einsteigermarke Skoda ebenfalls günstige und attraktive Modelle platziert. Außerdem sind da ja noch Chevrolet und Hyundai – ganz heiße Kandidaten, wenn es um Basis-Fortbewegung geht. Mal schauen, ob sich die einheimischen Nischenhersteller bis zur nächsten Moskau Autoshow halten können.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 30.08.2012 aktualisiert am 30.08.2012
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