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Ihre Weltpremiere feierte die neue Moto Guzzi California 1400 kürzlich auf der Mailänder Messe unweit des Firmensitzes in Mandello del Lario am Comer See. Die Geschichte der legendären Guzzi reicht zurück bis ins Jahr 1968, als Moto Guzzi sich mit einer V7 für den Einsatzdienst des Los Angeles Police Departement (LAPD) bewarb. Im Jahre 1970 erhielt das Modell V7 750 den offiziellen Zuschlag, ein Jahr später verliehen ihr die Guzzi-Verantwortlichen den Zusatz „California“. Jetzt erreicht das traditionsreiche Touren-Flaggschiff der Marke mit dem Adler nach sieben Generationen eine neue Evolutionsstufe: Die California 1400 wird es künftig in einer Touring-Ausführung mit Koffern, Windschild und wuchtigen Zusatzscheinwerfern sowie als Custom-Version geben.
Obwohl kein einziges Bauteil von den Vorgängern übernommen wurde, haben die Designer die klassische Linie beibehalten – auch die Touring-Version der 2013er Cali ist sofort als solche auszumachen. Markante Stylingmerkmale wie die Chromreling, der bauchige Tank, die Mehrspeichenräder und die fest montierten Koffer tragen eindeutig das Cali-Markenzeichen, moderne Stilelemente wie die doppelte LED-Rücklichtleiste oder der ovale Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht transportieren den Entwurf in die Neuzeit.[foto id=“443999″ size=“small“ position=“left“]
Trotz der Länge, mit der die Guzzi von der Seite beeindruckt, ergibt sich beim Aufsitzen auch für Normalgroße ein sehr lässiges Ambiente: Die kommode Sitzbank bietet dem Hinterteil guten Halt, die Füße ruhen bei entspannten Kniewinkeln auf den Trittbrettern und der Geweihlenker ist gut erreichbar. Beim Druck aufs Knöpfchen schüttelt sich der mächtige Motor wie eh und je – die California kommt mit einem komplett neuen, weiterhin luft-/ölgekühlten V2-Motor, der seine beiden Zylinder im 90-Grad-Winkel in den Fahrtwind streckt. Die Italiener verbauen als einziger Hersteller weltweit dieses Aggregat. Mit 1 380 Kubikzentimeter ist der Cali-Twin der größte Guzzi-Motor, er mobilisiert 71 KW/96 PS und stellt bereits bei 2 750 Umdrehungen mächtige 120 Newtonmeter Drehmoment parat. Gasbefehle erfolgen per Ride-by-wire-System, das drei Fahrmodi –Regen, Touring und Sport – und eine dreistufige Traktionskontrolle ermöglicht.[foto id=“444000″ size=“small“ position=“right“]
Ein neues, per Schaltwippe betätigtes Sechsgang-Getriebe mit Overdrive sowie eine leichtgängige Kupplung sorgen für standesgemäßes Vorankommen: Nach dem mit lautem „Klonk“ eingelegten ersten Gang schiebt die Cali sanft, aber nachdrücklich voran. Frühes Hochschalten macht Hektik überflüssig, diese Guzzi – und ihr Fahrer – fühlen sich zwischen 2 500 Touren und 4 000 Touren am wohlsten. Weiteres Hochdrehen bleibt ohne Effekt, von der zunehmenden Geräuschkulisse abgesehen. Genussvolles Cruisen ist angesagt, der neue Kardanantrieb verrichtet seine Arbeit zuverlässig, aber nicht ganz unauffällig. Insbesondere im Sport-Modus sind Lastwechselreaktionen nicht zu vermeiden.
Dafür eliminiert ein neuer Rahmen mit innovativer Motorlagerung in Silentblöcken sämtliche Vibrationen während der Fahrt. Im Stand dagegen lässt diese Konstruktion die mechanischen Lebensäußerungen zu, was ein Gefühl von urwüchsigem Potenzial vermittelt.[foto id=“444001″ size=“small“ position=“left“]
Die gewaltige Erscheinung mit einem Radstand von 1665 mm ist beeindruckend: Vollausgestattet bringt die Touring 337 Kilogramm auf die Waage. Dank niedriger Sitzhöhe von 740 Millimeter lassen sich diese an der Ampel gut kontrollieren, und schon nach dem Anrollen verliert das Gewicht seinen Schrecken. Durch die moderate Vorderraddimensionierung fährt sich das Flaggschiff recht präzise und neutral, auf sanft gewundenem Asphalt biegt die Guzzi freudig in die Radien und überrascht mit einer Handlichkeit, die man ihr nicht zugetraut hätte. Erst in engen Kehren machen sich die Pfunde bemerkbar und der Fahrer muss mit Körpereinsatz die Linie halten. Der hohe Fahrkomfort steht dem Tourer gut zu Gesicht, Fahrbahnunebenheiten schlucken die sensiblen Federelemente sauber weg, nur harte Stöße landen trocken bei der Besatzung.[foto id=“444002″ size=“small“ position=“right“]
Ein Bosch-ABS der jüngsten Generation adelt die Brembo-Bremsanlage, bei der kräftige Vierkolben-Radialzangen die Hauptarbeit übernehmen, während der hintere Stopper nicht richtig zum Zuge kommt. Weitere Reisequalitäten bietet die California mit fest angebrachten und gut beladbaren 35-l-Seitenkoffern und einem sehr guten Windschutz. Allerdings liegt je nach Körperlänge der obere Rand der Scheibe voll im Blickfeld und verzerrt den Blick nach vorn. Die ab März erhältliche puristische Custom kommt ohne Scheibe, Koffer, Scheinwerfer und Chromzierrat.
Sehr ordentlich bis ins Detail fällt die Verarbeitung aus, so dass die umfangreiche Modernisierung des Klassikers rundum gelungen ist – allerdings zu einem Preis von 19.600 Euro, der den Faktor „Luxus“ besonders betont. Doch die komplette Neuauflage der Cali ist auch eine Botschaft für alle Guzzi-Fans: Die Traditionsmarke sieht wieder Licht am Ende des Tunnels, und hinterm Horizont geht’s weiter.
Motor: | Straßenmotorrad mit luft-/ölgekühltem Zweizylinder-90°-V-Viertakt-Motor, vier Ventile je Zylinder, dohc, Hubraum 1380 ccm, Bohrung x Hub 104,0 x 81,2 mm, max. Leistung 71 kW/96 PS bei 6500 U/min, max. Drehmoment 120 Nm bei 2 750 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Kardanantrieb |
Fahrwerk: | Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Telegabel, Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen, zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten, ABS |
Maße und Gewichte: | Reifen vorn 130/70 R 18, hinten 200/60 R 16, Sitzhöhe 740 mm, Tankinhalt 20,5 Liter, Leergewicht 337 kg |
Preis: | 19 600 Euro |
geschrieben von auto.de/(rkm/mid) veröffentlicht am 23.11.2012 aktualisiert am 23.11.2012
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