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Es ist die Farbe Eldoradoweiß, die an der Moto Guzzi California 1400 spontan fasziniert: Inspiriert von der Farbgebung der Maschinen der California Highway Patrol, wirkt die mächtige Tourenversion mit ihrer schwarzen Linierung am Tank, der breiten, schwarz-weißen Sitzbank und den schicken Seitenkoffern mit dem dezenten Chrombügel unwiderstehlich.
Vor mir stehen 337 Kilogramm Motorrad, so recht gemacht, um sich die langen Geraden im südwestlichsten amerikanischen Bundesstaat einzuverleiben. Aber putzt die mächtige Guzzi mit ihrem ewig langen Radstand von 1,65 Metern auch enge, kurvenreiche Bergstraßen freudvoll weg? Wir steuern das Kurvenparadies Südkaliforniens an, die Santa Monica Mountains mit dem berühmten Mulholland Highway. Eine an die 40 Meilen (60 Kilometer) lange Kurvenorgie gilt es zu verdauen.
Die 30 Meilen westwärts vom Startpunkt Pasadena quer durch den verkehrsverseuchten Großraum Los Angeles, vorbei an den Hollywood Hills bis hinaus nach Woodland Hills flutschen ganz gut. Auf den vielspurigen Freeways 134 und 101 ist mit der Cali trotz ihrer Breite von 1,03 Metern stets ein Durchkommen; die meisten Autofahrer in L.A. goutieren das „Lane Splitting“ – so wird das Durchfahren zwischen der linken und der zweiten Spur von links hier genannt. Auch wenn die Autos mitunter nur im Schritttempo vorwärts kommen, so können wir bis Woodland Hills einen Schnitt von fast 50 Meilen pro Stunde fahren, immerhin an die 80 km/h. Oft stehen zwischen 70 und 80 mph auf dem gut ablesbaren Digitaltacho in der Mitte des kreisrunden Zentralinstruments; für den Einsatz des Tempomaten sind Nervenanspannung und Konzentration zu hoch. Die überwiegend holprige Fahrbahn mit teils deftigen Stößen verdaut das Guzzi-Fahrwerk mit seiner massiven 46 mm-Telegabel und den beiden hinteren Federbeinen mehr als zufriedenstellend. Zwar muss die Touring-Version auf die Einstellmöglichkeit der Zugstufendämpfung an den Federbeinen verzichten, doch das scheint ihr nicht wirklich schlecht zu bekommen.
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Wir verlassen den Highway 101 und steuern, quasi als Vorspeise, den Malibu Creek State Park an. Erst präsentiert sich der Mulholland Highway als zweispurige Überlandstraße mit gutem Belag. Der noch reichliche Verkehr lässt kein zügiges Motorradfahren zu. Dabei demonstriert der fette V2 sein prächtiges Durchzugsvermögen: Einmal den sechsten Gang eingelegt, lässt sich bis auf gelegentliche Ampelstarts alles im großen Gang absolvieren. 120 Nm Drehmoment bei nur 2.750 Touren machen’s möglich. Ab der Stoppstelle an der Las Vergines Road ändert sich alles: Kurvenreich windet sich die zweispurige Straße durch das grüne Tal des Malibu Creek. Die Cali zeigt hier ihr Talent, aber noch nicht ihr ganzes Können: Zu gut überblickbar ist noch die Strecke, zu weit sind noch die Kurvenradien für nennenswerte Schräglagen. Aber wir wechseln vom Touring-Motormapping schon mal aufs direktere „Veloce“.
Richtig zur Sache geht es oberhalb des legendären Bikertreffs „Rock Store“: Zwar ist die Höchstgeschwindigkeit permanent auf 45 mph (ca. 70 km/h) limitiert, doch interpretieren wir das als „Empfehlung“, setzen die 71 kW/96 PS immer wieder voll ein und werfen der Cali jede Menge Bergauf-Kurven zum Fraß vor. Sie vertilgt sie trotz des fetten 200er Schlappens hinten mit großem Appetit, allerdings unter gelegentlichem Murren der zu tief angelenkten Trittbretter: Immer wieder kratzt es böse am Asphalt. Schade, denn das Fahrwerk vertrüge mehr. Doch im Verlauf der Strecke steigt des Fahrers Gefühl für das Schräglagenlimit, so dass er die vielen hundert Kurven erst hinauf zur Scheitelhöhe und wieder hinunter zum Pazifikufer erstaunlich flüssig und materialschonend bewältigen kann. Zigfach zeigen die radial montierten Brembo-Vierkolbenzangen besten Biss. Das ABS regelt bei Bedarf feinfühlig.
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Gleichermaßen gut macht sich die weiße Cali beim Flanieren auf dem Pacific Highway durch Malibu. Ferraris, Porsches und auch der eine oder andere Lamborghini sind zu sehen. Im Paradise Cove Beach Cafe, wo schon das Parken eines Pkw 40 Dollar pro Tag kostet, erregt die italienische Schönheit, vom berühmten Designer Miguel Galluzzi gewandet, große Aufmerksamkeit. „Nice bike!“ oder einfach „Great!“ hören wir mehrfach. Wenn die Leute hier wüssten, dass die voll sozius- und reisetaugliche Moto Guzzi California 1400 viel mehr kann als sich nur attraktiv in Szene zu setzen! Und sie säuft auch nicht: Selbst bei forcierter Fahrt kamen wir nicht über 6 Liter/100 km. 300 Kilometer am Stück sind allemal möglich.
Natürlich kostet es eine Kleinigkeit, eines der raren Stücke zu fahren: 19.990 Euro verlangt der deutsche Guzzi-Händler, zweitausend mehr als die weit weniger komfortable und auch nur Solisten zu empfehlende Custom-Version, die 19 Kilogramm leichter ist. Das sind allerdings gerade mal sechs Prozent Ersparnis, nicht kriegsentscheidend also. Eher schon, dass es die Custom nicht in Eldoradoweiß gibt.
Technische Daten Moto Guzzi California 1400 Touring
Motor: | Luft-/ölgekühlter 90°-V2-Viertaktmotor, 1.380 ccm Hubraum, Einspritzung |
Leistung: | 71 kW/96 PS bei 6.500 U/min. |
Drehmoment: | 120 Nm bei 2.750 U/min |
Getriebe: | 6 Gänge, Kardan |
Fahrwerk: | Doppelschleifen-Stahlrahmen; 46 mm Telegabel vorne, Aluminiumguss-Zweiarmschwinge, zwei Federbeine (Vorspannung einstellbar) hinten |
Reifen: | Reifen 130/70 R 18 (vorne) bzw. 200/60 R 16 (hinten) |
Bremse: | 320 mm Doppelscheibenbremse vorne, 282 mm Einscheibenbremse hinten; ABS |
Maße und Gewichte: | Radstand 1.665 mm, Sitzhöhe 740 mm, Gewicht fahrfertig 337 kg |
Tankinhalt: | 20,5 l |
Preis: | 19.990 Euro zzgl. Nebenkosten |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 05.08.2014 aktualisiert am 05.08.2014
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