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Ein alltags- und tourentaugliches Motorrad, das Einsteigern und „alten Hasen“ gleichermaßen Spaß bereitet, und bei alledem noch günstig in der Anschaffung und im Unterhalt ist: Von solchen „Eier legenden Wollmilchsäuen“ gibt es nur sehr wenige.
In diese Bresche springt jetzt Honda mit drei unterschiedlichen Fahrzeugen, denen das gleiche Spar-Konzept zugrunde liegt: Die neue NC-Familie besteht aus dem Naked Bike „NC 700 S“, der Crossover-Maschine „NC 700 X“ und dem Roller „Integra“. Alle drei schöpfen aus einem 670-Kubik Paralleltwin 35 kW/48 PS. Gerade kürzer gewachsenen Zeitgenossen oder solchen, die keinen Roller wollen und mit der eigenwilligen Optik der „X“ nicht klar kommen, empfiehlt sich die NC 700 S. Beim Blick aufs Preisschild kommt Freude auf: [foto id=“430288″ size=“small“ position=“left“]5 490 Euro gehen schon fast als Dumpingangebot durch, und dabei wartet die kleine Japanerin sogar mit Serien-ABS und einem Kombi-Bremssystem auf. Kosteneinsparungen durch ein Baukastensystem machen es möglich.
Wer dahinter nun aber einen gnadenlosen Billigheimer vermutet, geht fehl: Die Verarbeitung liegt auf dem gewohnt hohen Honda-Niveau. Die Tatsache, dass von den Federelementen nur das Zentralfederbein in der Vorspannung justierbar ist, lässt sich angesichts des Preises ebenso verschmerzen, wie die nicht einstellbaren Handhebel.
Leistungsfetischisten werden ob der 35 kW/48 PS die Nase rümpfen. Die zweizylindrige Konkurrenz a la Suzuki Gladius oder Kawasaki ER-6 schöpft schließlich rund 50 kW/70 PS aus zwei Drittellitern Hubraum. Doch mit den Leistungsdaten will [foto id=“430289″ size=“small“ position=“right“]Honda in erster Linie Fahrschulen und Führerscheinneulinge ansprechen. Die nämlich dürfen ab 2013 mit maximal 35 kW/48 PS in die neue Motorradwelt starten und finden mit der NC 700 S ein äußerst gutmütiges Einsteigerbike zum fairen Preis vor.
Die vollgetankt 215 Kilogramm schwere NC 700 S macht es dem Fahrer in jeder Hinsicht einfach. Die entspannte Sitzposition und das leichte Handling – auch beim Rangieren – kommt dem Neu-Biker genauso entgegen wie der lammfromme Motor. Bereits ab 2 000 U/min zieht das Triebwerk sanft voran, bis bei 6 750 Umdrehungen der Begrenzer dem Vortrieb ein Ende setzt. Von so etwas wie sattem Drehmoment-Punch oder gar einem echten „Tritt ins Kreuz“ kann indes in keiner Drehzahllage die Rede sein. Überaus gleichmäßig, ja fast schon synthetisch, gibt die Honda ihre Leistung ab.
Das Getriebe verlangt dabei aber nach einem nachdrücklichen Schaltfuß. Leise flüstert die 2in1-Auspuffanlage dazu ihre Melodie – ein Understatement, das die Japanerin eigentlich nicht nötig hätte. Denn mit der Kleinen lässt es sich flott durch jegliche Kurven wieseln. Einzig die früh aufsetzenden Fußrasten setzen der Schräglage enge Grenzen. Auf die Absenkung des Schwerpunkts haben die Ingenieure eine Menge Hirnschmalz verwendet. Die Zylinderbank haben die Entwickler um 62 Grad [foto id=“430290″ size=“small“ position=“left“]nach vorn geneigt, die Rahmenrohre sind weit herunter gezogen und der Tank sitzt im Rahmendreieck. Was indes aussieht wie ein Tank, beherbergt ein praktisches 21-Liter-Staufach, in dem sogar ein Integralhelm Platz findet.
Etwas Feinarbeit sollte Honda dem überdämpften hinteren Federbein noch angedeihen lassen, das bei holpriger Strecke die Bandscheiben des Fahrers malträtiert; recht straff ausgelegt ist auch die Gabel. Absolut in Ordnung gehen die Bremswirkung und Dosierbarkeit der beiden als Kombibremse ausgelegten Einzelscheibenanlagen vorn und hinten; und das sogar im Zweipersonenbetrieb, auch wenn dies angesichts des schmalen und wenig bequemen Sozius-Sitzbrötchens nicht allzu häufig vorkommen dürfte. Beeindruckend ist der maßvolle Spritkonsum. Mit zarter Gashand begnügt sich die zurückhaltende Japanerin mit rund 3,5 Litern Benzin pro 100 Kilometer. Und selbst bei dezent sportlichen Landstraßeneinlagen werden es selten mehr als 4,5 Liter. So liegen 400 Kilometer Reichweite mit einer Tankfüllung im Bereich des Möglichen.
A propos Tankfüllung: Wer die hirnrissige Positionierung des Tankstutzens unter der abschließbaren Sitzbank ersonnen hat, ist vermutlich nie mit einem Motorrad in den Urlaub gefahren. [foto id=“430291″ size=“small“ position=“left“]Denn Biker, die keine klobigen Koffer verwenden, sondern eine Packrolle auf dem Sozius festzurren, müssen bei jedem Tankstopp ihr Gepäck abladen.
Daran lässt sich ablesen, dass Honda es kaum im Sinn hatte, die NC 700 S für längere Strecken auszulegen, auch wenn das ergonomisch ohne Probleme drin wäre. Vielmehr sollen die NCs eine Allround- und Alltagsmaschine abgeben, die sich neutral und unaufgeregt fahren lässt. Und das ist den Japanern mit Bravour gelungen.
Motor: | Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Zweizylinder-Reihen-Motor, vier Ventile pro Zylinder, 670 ccm Hubraum, Leistung: 35 kW/48 PS bei 6 250 U/min, max. Drehmoment: 60 Nm bei 4 750 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, sechs Gänge, Sekundärantrieb per Kette |
Maße und Gewichte: | Sitzhöhe 79 Zentimeter, Tankinhalt 14,1 Liter, Reifen vorn 120/70-ZR 17, hinten 160/60-ZR 17, Leergewicht 215 Kilogramm |
Messwerte: | Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h, Verbrauch: 4,0 Liter/100 km |
Preis: | 5 490 Euro |
geschrieben von auto.de/(tm/mid) veröffentlicht am 10.08.2012 aktualisiert am 10.08.2012
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