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Nach diversen Motorschäden bei der ersten öffentlichen Präsentation des neuen V4-Supersportlers Aprilia RSV4R Ende Oktober ist nun die erneute Premiere ohne Probleme über die Bühne gegangen. Das 132 kW/180 PS starke Flaggschiff der italienischen Superbike-Familie steht nun zu Preisen ab 15 550 Euro beim Händler.
Mit diesem Preis spielt die Italienerin in einer Liga mit den potenten Supersportlern aus Japan, kann aber zusätzlich ihre italienische Abstammung in Form außergewöhnlichen Designs in die Wagschale werfen: Die Optik der RSV ist einfach atemberaubend. [foto id=“119543″ size=“small“ position=“right“]Mit Ecken und Kanten vermittelt die Verkleidung sportliche Kompromisslosigkeit. Und der polierte Brückenrahmen sowie die mächtige Schwinge sind technische Kleinodien, an denen der Blick hängenbleibt.
Mittendrin ist trotz Vollverkleidung der Motor zu sehen, womit die Aprilia ein weiteres Alleinstellungsmerkmal zur Schau stellt: Hier werkelt das einzige Vierzylinder-V-Aggregat im Reigen der Supersportler, das kann und soll man auch sehen. Aus 999 Kubikzentimetern schöpft der Motor mit feinsten Zutaten wie Ride-by-Wire-Technologie 132 kW/180 PS bei 12 500 U/min und ein gewaltiges Drehmoment von 115 Newtonmeter. Dank des engen Zylinderwinkels von 65 Grad nimmt der Motor nur wenig Platz ein und schafft eine unglaublich kompakte Maschine. Beim Aufsetzen fühlt sich die Italienerin eher wie eine schlanke 600er als eine kraftstrotzende Tausender an.
Für die ersten Testrunden auf der Rennstrecke in Estoril haben die Aprilia-Techniker das am Lenker dreifach einstellbare elektronische Mapping auf „Sport“ gestellt. Daneben gibt’s noch die harmlosere Einstellung „Road“ und das knackige „Track“ (=Rennstrecke). Schon in der mittleren Einstellung gefällt die RSV mit enormem Druck und toller Drehfreude, nur im unteren und mittleren Drehzahldrittel reagiert der Motor etwas verzögert auf Gasbefehle.
Im „Track“-Modus ist von diesem verharmlosenden Charakter nichts mehr zu spüren, die Aprilia greift voll an. Schon unten herum produziert sie einen vehementen Schub, der bis weit in den fünfstelligen Drehzahlbereich hinein für ein breites Grinsen unterm Helm sorgt. Aus den Ecken voll beschleunigt, steigt das Vorderrad schnell in die Höhe. Der nicht einstellbare Lenkungsdämpfer [foto id=“119544″ size=“small“ position=“left“]beruhigt die Front und den Pulsschlag des Fahrers aber umgehend. Richtig leichtfüßig und dennoch präzise biegt die mit 205 Kilogramm vollgetankt noch recht leichtgewichtige RSV in die schnellen und langsameren Ecken des Kurses ein, und auf den beiden langen Geraden zeigt sie eine sehr viel Vertrauen erweckende Stabilität.
Nur an die hundsgemeine Schikane muss man sich gewöhnen. Das klappt mit der willigen und gut kontrollierbaren Aprilia aber bestens, selbst diese heimtückische Ecke verliert langsam ihren Schrecken. Dabei beißen die Radialzangen aus dem Hause Brembo vehement und exakt dosierbar zu, so dass der Geschwindigkeitsabbau selbst aus Geschwindigkeiten über 270 km/h kein Problem bereitet. Zum vollen Glück fehlt jetzt nur noch ein rennstreckentaugliches ABS, wie es Honda und BMW für ihre Superbikes anbieten.
Beim Beschleunigen, Bremsen und in Schräglage macht die RSV4R also einen voll überzeugenden Eindruck, und das zu einem absolut konkurrenzfähigen Preis. Doch wie steht’s um die Standfestigkeit? Bei der ersten Premiere Ende Oktober auf dem toskanischen Rennkurs [foto id=“119545″ size=“small“ position=“right“]von Mugello war es nämlich zum Abbruch der Veranstaltung gekommen, weil an fünf Motoren Pleuel gebrochen waren. Eigentlich unverständlich, denn die gleichen Motoren liefen ja bereits seit dem Frühjahr in der RSV 4 Factory ohne bekannte Probleme.
Doch in den ersten RSV4R-Modellen kam eine neue Charge Pleuel zum Einsatz, die sich im Nachhinein als fehlerhaft herausstellte – insgesamt umfasst eine Charge 3 000 Pleuel. Direkt betroffen waren 50 RSVs, unter anderem diejenigen der Mugello-Präsentation, sowie einige bereits im Werk in Pontedera montierte Motoren. Allesamt wurden ausgemustert, die schadhaften Pleuel sind nun Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung Aprilias mit der Zuliefererfirma aus Italien. Somit entsprechen sämtliche erhältlichen RSV4R den hohen Erwartungen an ein voll funktionsfähiges Hightech-Bike, das für moderate 15 550 Euro einen erstklassigen Rennstreckenfeger abgibt.
Datenblatt: Aprilia RSV4R – Straßenmotorrad |
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Motor: | flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Viertakt-65°-V-Motor, vier Ventile je Zylinder |
Hubraum: | 999 cm3 |
Bohrung x Hub: | 78,0 x 52,3 mm |
max. Leistung: | 132 kW (180 PS) bei 12 500 U/min |
max. Drehmoment: | 115 Nm bei 10 000 U/min |
elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb, Aluminium-Brückenrahmen, Upside-Down-Telegabel vorn, Zweiarmschwinge mit angelenktem Federbein hinten | |
Reifen: | vorn 120/70 ZR17, hinten 190/55 ZR17 |
Sitzhöhe: | 845 mm |
Tankinhalt: | 17,0 l |
Gewicht: | vollgetankt 205 kg |
Preis: | 15 550 Euro |
geschrieben von auto.de/(rkm/mid) veröffentlicht am 11.12.2009 aktualisiert am 11.12.2009
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