Yamaha MT-07

Motorradtest: Yamaha MT-07 – Einfach gut

Seit Beginn der Motorradsaison 2014 schließt Yamaha mit dem Nakedbike MT-07 eine Lücke im Angebot auf dem deutschen Markt. Für 5.490 Euro erhält der Kunde ein Motorrad, das angesichts seines Preis-Leistungsverhältnisses seinesgleichen sucht. Yamaha hat nach langen Jahren des schon fast unaufhaltsam scheinenden Rückgangs endlich wieder Boden unter den Füßen. Denn die MT-07 hat sich am Markt zum Renner entwickelt.

Sahnestück Motor

Fangen wir gleich mit dem Sahnestück an, dem Zweizylinder-Motor. Er beeindruckt mit Leistung, Durchzugskraft, Laufkultur und Ökonomie gleichermaßen. Aus knapp 700 Kubikzentimetern mobilisiert der Reihenmotor mit seiner ungleichmäßigen Zündfolge 55 kW/75 PS bei 9.000 Umdrehungen pro Minute. Noch weitaus eindrucksvoller ist aber die perfekte Drehmomentkurve: Zwischen 3.000 und 9.000 Touren produziert das Triebwerk nie unter 60 Newtonmeter; der Höchstwert von 68 Nm wird bei 6.500/min. realisiert. Diese Triebwerksauslegung ist sehr benutzer- und alltagsfreundlich. Die MT-07 lässt sich in der Praxis ausgezeichnet mit niedrigen und mittleren Drehzahlen fahren; dennoch ist die Drehfreudigkeit des Motors stets spürbar und auch abrufbar.

Sparsam im Betrieb

Nicht verwunderlich ist, dass dieses Triebwerk recht sparsam betrieben werden kann. Wir ermittelten je nach Fahrstrecke (Landstraße zurückhaltend, Landstraße engagiert, schnelle Autobahn) Verbräuche von 3,7/4,5/4,9 Liter pro 100 Kilometer. Damit ist der 14 Liter-Tank auf Landstraßen gut für 300 Kilometer Reichweite.

Die Technik gefällt

Doch auch die restliche Technik gefällt. Das Sechsganggetriebe schaltet sich gleichermaßen leicht wie präzise, das komfortorientiert abgestimmte Fahrwerk benimmt sich auf guten Straßen unauffällig. Bei schlechten Belägen wird allerdings offenbar, dass die Federelemente nicht von der qualitativ besten Sorte sind, denn dann kommt spürbar Unruhe ins Fahrwerk. Dies ist natürlich dem Preis-Diktat geschuldet – im schlimmsten Fall heißt es eben, ein wenig Gas herauszunehmen und ein bisschen langsamer fahren.

Sehr gute Handlichkeit

Sehr gut gefällt das Fahrwerk unter dem Gesichtspunkt der Handlichkeit. Die nur rund 180 Kilogramm wiegende MT-07 lenkt trotz relativ schmalen Lenkers leicht ein und durcheilt Kurven bei gutem Belag absolut stabil, bis irgendwann die Fußrasten aufsetzen. Das passiert aber doch so spät, dass die angesprochene Zielgruppe – Aufsteiger aus der Führerscheinklasse A2 – sich gut bedient fühlen darf. Apropos A2: Es gibt einen Drosselsatz auf 35 kW/48 PS. Mit voller Leistung schwingt sich die MT-07 auf gut 200 km/h auf; dass der Winddruck dabei lästig ist, liegt angesichts der nicht vorhandenen Verkleidung auf der Hand.

Bremsen

Für eine den Fahrleistungen angemessene Verzögerung ist eine Dreischeiben-Bremsanlage zuständig. Ihre Betätigung erfordert einen gewissen Kraftaufwand, denn sie geht nicht als sogenannte „Zweifingerbremse“ durch; setzt man alle Finger der rechten Hand ein, bremst die anfangs etwas stumpf wirkende Doppelscheibenbremse im Vorderrad aber einwandfrei. Verzichtet man auf das 500 Euro teure ABS, wozu wir ausdrücklich nicht raten, ist diese Auslegung nicht schlecht, weil die Gefahr des Überbremsens damit doch ein wenig reduziert wird. Die hintere Scheibenbremse agiert unauffällig.

Gelungen ist die Ergonomie.

Insgesamt gelungen ist die Ergonomie. Der Kniewinkel ist moderat, der Abstand vom Sitz zu den Lenkergriffen passt für eine entspannte Sitzposition. Der Seitenständer klappt leichtgängig aus und stabilisiert das Fahrzeug einwandfrei, doch die Spiegel wollen nicht zur Gänze überzeugen: Fahrers Oberarm nimmt insbesondere links einen zu großen Anteil der Spiegelfläche ein. Der Sitz bietet eine im hinteren Bereich sehr große Sitzfläche, allerdings ist diese eher hart gepolstert. Der Soziusplatz ist noch deutlich sparsamer in der Polsterung, zudem auch von geringer Dimensionierung. Ein Notsitz, mehr nicht. Aber auch die Zuladung von 174 Kilogramm legt Zweipersonen-Touren nicht wirklich nahe.

Übersichtliches Cockpit

Sehr gut gefällt tagsüber die Instrumentierung: Das Zentraldisplay ist übersichtlich und deshalb gut ablesbar. Das gilt für Geschwindigkeit, Uhrzeit, Benzinvorrat und auch die Ganganzeige,  nicht jedoch für den Balkendrehzahlmesser. Die gut wahrnehmbaren, dabei aber niemals störenden Vibrationen des Triebwerks machen den permanenten Blick auf dieses Detail ohnehin überflüssig. Bei Nachtfahrten blendet das recht hell abgestimmte Display allerdings.

 Karosserie und Anbauteile

Gut liegt Yamaha auch bei der Materialauswahl für Karosserie und Anbauteile. Die schwarz genarbten, an Karbon erinnernden Kunststoffteile bilden einen wertigen Kontrast zur weißen Lackierung der Testmaschine. Auch die Anmutung der Stahlschwinge lässt nicht darauf schließen, dass man diese Yamaha für weniger als 6.000 Euro kaufen kann. Eine kleine Zugabe seitens des Herstellers wäre allerdings im Falle des arg knappen Hinterrad-Spritzschutzes sinnvoll: Bei Regen kriegt der Fahrer nicht nur von vorne die volle Schüttung ab.

Fazit

Unser Fazit nach gut 1.000 freudvollen Testkilometern ist ein ungewöhnlich positives: Die MT-07 ist ein leicht zu handhabendes und deshalb einfach zu fahrendes Motorrad. Es verwundert deshalb nicht, dass in Deutschland bis Ende August schon über 2.300 Exemplare zugelassen worden sind. Erstaunlich wäre da schon eher, wenn es schon bald ein reichliches Gebrauchtfahrzeugangebot dieses Typs geben würde.

Technische Daten Yamaha MT-07

M  Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Vierventil-Reihenmotor, DOHC, 689 ccm Hubraum, Einspritzung, 6 Gänge, Kette.
Leistung: 55 kW/75 PS bei 9.000 U/min.
max. Drehmoment 68 Nm bei 6.500 U/min
Fahrwerk: Brückenrohrrahmen; 41 mm Telegabel vorne, Zweiarm-Stahlschwinge mit angelenktem Zentralfederbein (Vorspannung einstellbar) hinten; Leichtmetallräder
Reifen: 20/70 ZR 17 (vorne) bzw. 180/55 ZR 17 (hinten)
Bremsen:  1. 282 mm Doppelscheibenbremse vorne, 245 mm Einscheibenbremse hinten; ABS optional.
Maße und Gewichte
Radstand (m): 1,40
Sitzhöhe (m): 0,805
Gewicht fahrfertig: 179 kg (ABS plus 3 kg)
Tankinhalt: 14 l
Preis: 5.490 Euro zzgl. Nebenkosten (mit ABS 500 Euro Aufpreis)

 

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