Motorradvorschau 2013 – Zwischen Racing, Retro und Reise

Das Interesse am zweirädrigen Untersatz ist hierzulande so groß wie lange nicht mehr: Der Markt hat sich gut behauptet, und die Motorradmesse Intermot Anfang Oktober feierte einen neuen Besucherrekord. Dass auch die internationalen Hersteller den lebendigen deutschen Markt mehr und mehr entdecken, zeigt die ansehnliche Zahl an Neuvorstellungen, die sie in Köln präsentierten – und nicht erst auf der Mailänder Motorradmesse Eicma vom 13. bis 18. November.

Und so kann man sich durchaus an den in Köln dargebotenen Neuheiten orientieren, wenn man einen ersten Blick auf die Saison 2013 wirft. Beinahe jeder Hersteller hat für das kommenden Jahr das das eine oder andere heiße Eisen im Feuer.

So etwa Aprilia mit der Caponord, einer großen und sportlichen Reiseenduro, die sich an der 150 PS starken Ducati Multistrada orientiert. Sie wird von jenem 1200er-Motor angetrieben werden, der schon in der Dorsoduro 1200 zum Einsatz kommt. Weitere Details und Preise stehen noch nicht fest.

Der Verkaufsschlager dürfte die wassergekühlte BMW R 1200 GS werden, welche die Bayern in Köln vorgestellt haben und die während der Messetage viele Fans an der Stand lockte. Obwohl sie sich auf den ersten Blick kaum verändert hat, so hat sich technisch doch viel getan. Angefangen beim Motor: Zwar ist der Hubraum gleich geblieben, doch wurden Kolben, Kurbelwelle und Zylinder neu konstruiert, was sich in 15 Mehr-PS äußert – bei 50 Umdrehungen weniger. Die gesamte Motor/Getriebeeinheit fällt nun kompakter aus und besitzt nun eine Ölbadkupplung mit Anti-Hopping-Mechanismus. Ride-by wire ermöglicht es, Ansprechverhalten und Leistungscharakteristik zu verändern und diese in verschiedene Fahrprogramme zu speichern. Zudem gibt es (optional) ein semiaktives Fahrwerk, das je nach Fahr- und Fahrbahnzustand ständig seine Dämpfung anpasst. Die Preise für das bayerische GS-Feuerwerk stehen noch nicht fest, man darf aber getrost davon ausgehen, dass sie nicht billiger sein wird als die Vorgängerin. Bereits präsentiert wurden die neuen F 700 GS und F 800 GS sowie die Sportlerin S 1000 RR HP4. Spekulieren darf man über ein Boxermodell im Retro-Design, eine nackte S 1000 sowie eine neue F 800 ST.

Einen Konkurrenten der R 1200 GS schickt Ducati 2013 aufgepeppt ins Rennen. Der Verkaufserfolg Multistrada 1200 S Pikes Peak bekommt das so genannte „Skyhook“-Fahrwerk spendiert. Dahinter steht die Vorstellung, dass das Motorrad dank eines semiaktiven Fahrwerks wie an einem Himmelshaken aufgehängt ist und so sämtliche Unebenheiten wegschluckt. Man könnte es auch als fliegenden Teppich bezeichnen. Ob und wie gut das klappt, werden erst die Tests zeigen. Erwartet werden darf von den Italienern auch eine aufgefrischte Hypermotard, deren Präsentation man sich wohl für Mailand aufgehoben hat.

Harley-Davidson setzt 2013 auf Jubiläumsmodelle, die vor allem durch ihren Lack auffallen: „Hard Candy Custom“ oder auch „Anniversary Vintage Bronze“ heißen zwei davon, in deren Genuss Bikes wie die Dyno Super Glide Custom, die Sportster 1200 Custom oder auch die Fat Boy Special kommen. Ein echter Hingucker dürfte die von der hauseigenen Tuningwerkstatt [foto id=“440145″ size=“small“ position=“left“]CVO geschaffene CVO Breakout werden, die mit jeder Menge Chrom und einem auf 1.802 Kubik vergrößerten Motor Aufmerksamkeit heischen wird.

Freunde klassischer Bikes freuen sich schon auf die Honda CB 1100. Das Retro-Bike, das auf anderen Märkten schon seit einiger Zeit unterwegs ist, wird 2013 auch hierzulande angeboten und wirbt mit seiner unverkleideten Schönheit und der Verklärung der alten Zeiten. Natürlich musste sie technisch angepasst werden, vor allem was die Abgase angeht. Dazu braucht es einen Katalysator und ein Einspritzsystem für den Motor. Auch die Bremsen sollen sich dem heutigen Zeitgeist gewachsen sehen und sind auf dem neuesten Stand – Combined ABS inklusive. Ansonsten bleibt die CB 1100 aber auf dem Stand der Achtziger: Ihr verrippter Vierzylindermotor leistet 90 PS bei 7.500 Umdrehungen und 93 Nm bei 5.000 Touren, was für ausreichend Vortrieb sorgen dürfte. Und der schmale 140er Hinterradreifen sorgt für die nötige Handlichkeit. Auch das Gewicht von rund 250 Kilo erinnert an selige Zeiten. Der Preis steht allerdings noch nicht fest. Wohl für Mailand aufgehoben hat man sich die Präsentation der überarbeiteten CBR 600 RR. Auch könnte Honda noch eine unverkleidete CB 500 aus dem Hut zaubern. Immerhin will man dort sechs Neuheiten präsentieren.

Der VR6-Roadster von Horex wurde der Öffentlichkeit ja schon gezeigt. 2013 sollte es dann soweit sein, dass man die elektronischen Probleme in den Griff bekommt und den mehr als 20.000 Euro teuren Roadster endlich in den Verkauf schickt. Mehr ist wohl für nächstes Jahr von der reanimierten Marke nicht zu erwarten.

Die BMW-Tochter Husqvarna möchte weiter in Richtung straßentauglicher Crosser expandieren, und nach dem ansehnlichen Erfolg der Nuda 900 setzt man 2013 mit der TR 650 Terra und der G 650 Strada nach. Letztere soll sich besonders für die flotte Kurvenhatz auf dem Asphalt eignen, Erstere mehr für den Geländeeinsatz. Beide sind ausgerüstet mit dem BMW-650er-Einzylindermotor.

Die Katze(n) aus dem Sack gelassen hat Kawasaki bereits in Köln. Eines der Highlights der Messe war die Z 800, Nachfolgerin der erfolgreichen Z 750. Der Motor wurde auf 806 Kubik vergrößert und leistet nun 113 PS bei einem Gewicht von 229 Kilogramm. Der Streetfighter soll durch seine Wendigkeit punkten und lässt sich dem individuellen Geschmack durch viele Ausstattungsoptionen anpassen, kündigt der Hersteller an. Schon vorgestellt wurde die Ninja 300, ein leichter Renner mit 296 Kubik Hubraum bei 11.000 Umdrehungen, ABS-Bremsen und einem Gewicht von nur 172 Kilo.

Keine Überraschung war die tiefgreifende Überarbeitung der Ninja ZX-6R mit dem Schriftzusatz „636“. Dieser deutet auf den erweiterten Hubraum des Renners hin, der nun 137 PS leistet, was sich in einem besseren Drehmomentverlauf und mehr Power bemerkbar machen dürfte. Der nur 192 Kilo schwere Racer soll die Marke in dieser Liga wieder konkurrenzfähig machen – und nach dem ersten Blick auf seine Leistungsdaten könnte dies durchaus gelingen.

Gewissheit gibt es auch bei der zentralen Neuheit auf dem KTM-Stand. Die sportliche Reiseenduro 990 Adventure wird ersetzt durch die 1190er Adventure, die etwa 150 PS leisten, mit Integral-ABS und Traktionkontrolle ausgerüstet und vor allem nur 230 Kilogramm schwer sein soll. Sie dürfte dem Nachfolger der R 1200 GS sowie den zahlreichen anderen aktuellen Reisenduros das Leben ein wenig schwerer machen. Die schon bei Testfahrten beobachtete neue 1190 Superduke hebt man sich wohl für Mailand auf, so dass man davon ausgehen kann, dass der nun kräftigere Straßenfeger 2013 ebenfalls zu kaufen sein wird.

Moto Guzzi hat die Nachfolgerin der California präsentiert, die, ausgerüstet mit einem mächtigen 1.400 Kubikzentimeter großen Triebwerk, ihre Fans mit traditionellen Werten und mächtigem Punch beeindrucken dürfte. Sie wird wohl in mehreren Versionen erscheinen: als sportlich angehauchter Power Cruiser, als gemäßigter Cruiser sowie als Tourer.

Ziemlich ruhig war es bei Suzuki, hat die japanische Marke doch während der Intermot keine Sensation aus dem Hut gezaubert. Immerhin: Fest steht nun, dass mit der C 1500 T der nun 79 PS starke 1.500er-V2-Motor ins Programm zurückkehrt. Der Chopper trägt vorne ein Windschild und hinten zwei schön integrierte Koffer. Es wird ihm wohl aber an einem ABS fehlen. Dieses wurde wiederum der Hayabusa spendiert, die für 2013 auch mit Brembo-Monobloc-Bremsen [foto id=“440146″ size=“small“ position=“right“]ausgerüstet wird. Zudem wird der Fahrer zwischen verschiedenen Motormappings wählen können. Einen Ausblick auf 2014 lieferte Suzuki mit der Studie einer großen Reiseenduro im Stile der V-Strom – nur mit 1000er-Motor.

Ganz anders trumpft Triumph auf: Die beliebte Street Triple wurde auch in der R-Version den Fans präsentiert, die mit einem komplett neuen Rahmen, neuer gebogener Schwinge, angeschraubtem Heckrahmen (bei der R-Version rot lackiert) einem nach unten verlegten Auspuff, tiefer geformter Sitzbank und sechs Kilo weniger Gewicht der Star des Standes war. Schon von Beginn an kann der Kunde zwischen der normalen Streety wählen sowie deren Schwester mit dem Zusatz „R“, die auf voll einstellbare Federelemente, Vierkolben-Radialbremssättel und einen steileren Lenkkopfwinkel zurückgreifen kann. Den Motor ließ man unverändert. Ebenso die Preise, die bei 8.000 Euro für die normale und 9.000 Euro für die R liegen. Das nun lieferbare ABS kostet 400 Euro extra. Von Triumph bereits präsentiert wurden der Tourer Trophy (SE) sowie die Tiger Explorer XC. Auch mit einer überarbeiteten Daytona 675 darf man für 2013 rechnen – sie steht wohl auf der Eicma.

Wie erwartet schickt Yamaha im kommenden Jahr eine geliftete FJR 1300 ins Rennen um die Käufergunst. So wurde der Motor leicht überarbeitet, ebenso die Elektronik, die nun Traktionskontrolle, Tempomat und die Wahl zwischen verschiedenen Fahrmodi erlaubt. Das AS-Modell mit automatischer Kupplung und elektromagnetischer Schaltung soll nun weichere Gangwechsel liefern. Geändert wurde auch die Verkleidung, wobei sich das Windschild weiterhin elektrisch verstellen lässt. Einen sechsten Gang hat aber auch die 2013er-Version nicht.

Es dürfte also für jeden Geschmack etwas dabei sein im kommenden Jahr, und die letzte Messe des Jahres mit garantiert nicht wenigen Neuheiten steht ja noch aus.

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Die Transformation: Mit Kia in Walla Walla

Die Transformation: Mit Kia in Walla Walla

Tesla liefert mehr Reichweite

Tesla liefert mehr Reichweite

Elektrischer Familienfreund zum Sparkurs

Elektrischer Familienfreund zum Sparkurs

zoom_photo