BMW

Neuer BMW 5er: Zu schön, um lange schön zu sein?

Der neue BMW 5er ist nahezu perfekt. In kaum einem anderen Automobil sind so viele widersprüchliche Kriterien harmonisch miteinander verknüpft wie in diesem Automobil der luxuriösen Mittelklasse. Die Philosophie der Konzeptharmonie ist seit jeher eine Stärke der Bayern. Ja, dieser Fünfer hat die Grenze zwischen oberer Mittelklasse- und Oberklasse nach oben verschoben, er reicht stellenweise locker in das Revier der großen Luxuslimousinen hinein.


Design

Der neue 5er wird in den Medien gefeiert, bei den Kunden begeistert erwartet. Es ist vor allem das Design, das auf den ersten Blick so überzeugend ist. Es eckt nicht mehr an, es polarisiert nicht mehr. Es ist sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Und ein weiterer Abschied der provokanten Bangle-Ära. Wenn jetzt überall zu lesen ist, dass BMW „endlich“ zur ästhetischen Ruhe zurückgefunden habe, dann wird leider ignoriert, dass gerade das provokante Design der Bangle-Ära BMW vorangebracht hat. Ja, das Design war umstritten, aber auch selbstbewusster Ausdruck einer starken Marke im Wischi-Waschi-Gleichklang manch anderer Formensprache. Und [foto id=“132710″ size=“small“ position=“right“]viele von Bangle eingeführte Design-Elemente sind von namhaften Wettbewerbern aufgegriffen worden.

Die Bangle-Ära ist also nicht vorbei, sondern sie hat bei anderen Autofirmen ihre genetischen Spuren hinterlassen. Chris Bangle hat weit über seinen Wirkungskreis bei BMW hinaus Automobil-Design geprägt. Bangle zu kritisieren, ist falsch. Der Mann hat nicht nur polarisiert, er hat auch begeistert. Wie sonst wären sonst der 7er und 5er trotz anfänglicher Design-Kritik so erfolgreich geworden? Und Design-Gewohnheiten lassen sich nur dann verändern, wenn es ein bisschen wehtut. Sie nicht zu verändern, wäre schlimmer gewesen als Bangles Provokationen.

Und hier sind wir wieder beim neuen Fünfer…

Sein Design ist einfach hinreißend, es ist rundum gelungen. Keine Frage. Die Frage ist nur, wie lange er als schön wahrgenommen wird. Während polarisierendes Design, das anfangs auf große Skepsis stößt, mit der Zeit in den Köpfen der Betrachter „reift“ und im Laufe der Zeit als immer schöner interpretiert wird, weil sich unsere ästhetisches Bewusstsein verändert, läuft Liebe-auf-den-ersten-Blick-Design Gefahr, schneller zu altern.

Der neue Fünfer, kaum auf der Straße, stößt auf keinerlei Widerstand. Wer immer auf ihn trifft, findet ihn [foto id=“132711″ size=“small“ position=“left“]einfach großartig. Auch der Autor dieser Zeilen. Die Frage, ob der neue 5er zu schön ist, um lange als schön wahrgenommen zu werden, wird erst die Zukunft beantworten. Aber keine Sorge, bei BMW wird man die Verkaufskurve sehr genau beobachten. Das Unternehmen hat schon oft bewiesen, einem Modell mit einem umfangreichen Facelift eine ganz neue Anmutung zu geben. Das war vor allem beim so umstrittenen Bangle-Siebener der Fall. Schade wäre es allerdings, wenn BMW und die Wettbewerber beim Design nicht mehr ins Risiko gehen würden. Design braucht Mut. Gutes Design braucht zuweilen noch mehr Mut.

Video: BMW 5er – Vorstellung

{VIDEO}

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Die Transformation: Mit Kia in Walla Walla

Die Transformation: Mit Kia in Walla Walla

Tesla liefert mehr Reichweite

Tesla liefert mehr Reichweite

Elektrischer Familienfreund zum Sparkurs

Elektrischer Familienfreund zum Sparkurs

DISKUTIEREN SIE ÜBER DEN ARTIKEL

Bitte beachte Sie unsere Community-Richtlinien.

Gast auto.de

Februar 19, 2010 um 12:26 pm Uhr

Gebe Ihnen in Ihrer Analyse vollkommen recht. BMW ist immer der Designentwicklung vorausgeeilt. Ein Beispiel ist der X6: von den deutschen "Einheitsdesignpäpsten" zu Anfang zerrissen, hat er sich doch inzwischen zu einem Erfolgsmodell entwickelt, von dem mehr abgesetzt werden wie z.B. vom designigen Audi Q7. Ähnlich ergeht es dem 5er GT, der zunächst auch nicht in die Sehgewohnheiten passte.

Anderseits empfiehlt es sich, den (deutschen?) Massengeschmack bei der Stilfindung zu berücksichtigen, wenn man große Stückzahlen absetzen will. Ein Beispiel hierfür ist Audi, die mit einem gefälligen, einfachen, nicht aneckenden aber auch nicht aufregenden, nicht exclusiv wirkenden Designs viele Kunden gefunden hat. Die Nachhaltigkeit solch eines Vorgehens muss sich allerdings noch beweisen.

Comments are closed.

zoom_photo