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VW
Karl Thomas Neumann ist Volkswagens Mann in China. Er trat das Erbe von Winfried Vahland an, der nun in Tschechien die Konzerntochter Skoda leitet. Wir treffen auf der Messe in Guangzhou. Auch dort bleibt es seinem Hobby treu: „Am Morgen bin ich wunderbar am Fluss entlang gelaufen. Das war wirklich faszinierend, denn sie erleben dabei sehr intensiv, wie sich eine der wichtigsten Metropolen in China entwickelt hat“, beginnt er das Gespräch. Aber es ging uns um die Entwicklung des Markts in China.
Den vom Verband der Automobilindustrie (VDA) analysierten leichten Einbruch des Automobilmarktes in China führt Neumann darauf zurück, „dass der Markt für leichte Nutzfahrzeuge und schwere Lkw schrumpft. Ein wesentlicher Grund ist, dass Förderungen für diese Segmente gestrichen wurden. Deshalb wird Chinas Gesamtmarkt in diesem Jahr wohl nur um maximal zwei Prozent zulegen“, vermutet Neumann. Für Marken wie Volkswagen, Skoda oder Audi ist in China aber der Pkw-Absatz entscheidend. „Der wächst in diesem Jahr erneut um knapp zehn Prozent. Und wir liegen bislang mit mehr als 14 Prozent sogar darüber und gewinnen Marktanteile hinzu“, beschreibt Neumann die aktuelle Situation.
Volkswagen ist aber nicht nur Branchenprimus im Reich der Mitte. Auch im Bereich der umweltschonenden Autos führt Europas größter Automobilhersteller die Blue Motion-Technologie auf Erfolgskurs. „Uns ist es wichtig, im Bereich der Nachhaltigkeit Weltmarktführer zu werden“, betont Neumann. „Dies gilt auch für China. Ganz entscheidend dafür wird die ständige Verbesserung unserer Verbrennungsmotoren sein.“ Die Blue Motion-Technologien wie das Doppelkupplungsgetriebe DSG und die TSI-Motoren hätten seit 2005 bereits eine Reduktion des Flottenverbrauchs in China um mehr als 20 Prozent bewirkt.
Im gleichen Atemzug spricht Neumann über die Präsenz der Marke Blue Motion: „Der Bekanntheitsgrad von Blue Motion in China ist sicherlich nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Allerdings bevorzugen auch unsere chinesischen Kunden mehr und mehr den Kauf Kraftstoff sparender Autos. Dies wird von der chinesischen Regierung unterstützt. Denn bei dem Kauf eines Autos mit geringem Energieverbrauch profitieren chinesische Kunden von einer direkten Subvention von 3000 Renmimbi (rund 300 Euro).“ Gesetze wie diese werden dazu beitragen, das Bewusstsein für Kraftstoff sparende Systeme in China zu stärken.
Für Neumann ist besonders die Kombination von TSI und DSG entscheidend. „Die beiden wichtigsten Blue Motion Technologien haben wir bereits in China eingeführt. Und wir werden die gesamte Palette von Blue Motion-Technologien, wie Start-Stop, Rekuperation und andere Funktionalitäten nach China bringen“, kündigt er an.
Beim Thema Elektrotraktion „arbeiten wir ununterbrochen daran, die systematische Elektrifizierung des Antriebsstranges zu verbessern. Der E-Antrieb bedarf einer sicheren, leistungsstarken und bezahlbaren Batterietechnologie. Die Entwicklung dieser Technologie wird allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, weiß Neumann angesichts des aktuellen Entwicklungsstand. „In Beijing war 2011 die weltweit erste Elektroflotte von Volkswagen unterwegs. Chinesischen Konsumenten wurde dadurch die Möglichkeit eröffnet, Volkswagens Technologien und E-Fahrzeuge näher kennen zu lernen. Bis Februar 2012 tourt unsere Elektroflotte nun durch China, mit Halt in Chengdu, Hangzhou, Changsha, Shenzhen und HongKong“, so Neumann weiter. Volkswagen strebt an, bis 2018 weltweit Marktführer im Bereich der Elektromobilität zu werden. Das Ziel: Bezahlbare elektrische Autos für jedermann. Der Plan sieht vor, 2013 oder 2014 mit der Produktion von Elektroautos in China zu beginnen.
Der Elektor-Up könnte so ein Produkt sein. In Europa kommt er im Jahr 2013 auf den Markt. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in urbanen Ballungsräumen wäre dieses Modell ideal für die chinesischen Mega-Metropolen. Neumann: „Was den chinesischen Markt betrifft, ist durchaus von einem Interesse an dem E-UP! auszugehen. Es ist aber jetzt noch zu früh, darüber zu sprechen. Wir sollten zunächst einmal die Markteinführung des E-UP! in Europa abwarten“, erklärt der Volkswagen-China-Chef.
Doch wie sehen die Chinesen das von Walter de Silva geprägte Design? „Unsere Verkaufszahlen sprechen für sich. Mit knapp 1,9 Millionen verkauften Fahrzeugen in den cergangenen zehn Monaten und einem Wachstum von mehr als 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist es Volkswagen in China erneut gelungen, die Position als Marktführer im PKW-Bereich auszubauen“, bestätigt Neumann und weiter: „Wie die Verkaufszahlen beweisen, lässt sich Walter de Silvas Formensprache äußerst gut auf den chinesischen Markt übertragen. Unsere Kunden können sich mit dem Produkt sehr gut identifizieren.“
„Seit unserem Markteintritt in China, haben wir den besonderen Bedürfnissen unserer chinesischen Kunden große Aufmerksamkeit geschenkt. Der neue Passat weist zum Beispiel einige typischen chinesische Merkmale auf. Spezielle LED-Leuchten oder chinesische Muster kommen besonders gut bei unseren Kunden an. Außerdem beobachten wir den Markt sehr genau. Ein Beispiel dafür ist das People’s Car Project. Dieses Projekt haben wir im Mai in China gestartet. Dabei handelt es sich um eine interaktive Online-Plattform. Auf dieser teilen chinesische Internetbenutzer ihre Visionen und Erwartungen an das Auto der Zukunft mit. Aus verschiedenen Blickwinkeln können die Teilnehmer die Zukunft der Automobilkonstruktion online selbst [foto id=“390919″ size=“small“ position=“left“]miterleben und eigene Entwürfe einbringen“, beschreibt Neumann dieses Projekt, mit dem Volkswagen einen neuen Weg des Kundendialogs beschreitet.
Bisher wurde die Website über 30 Millionen Mal besucht. Mehr als 100 000 Ideen sind bereits eingegangen. „Das hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen“, gibt Neumann zu. Zwei Designzentren in China sollen zudem dabei helfen, den Geschmack der chinesischen Kunden zu treffen und den lokalen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Als Imageträger setzt Volkswagen auch in Fernost auf den Motorsport. „Seitdem der Scirocco Cup 2009 nach China gekommen ist, verzeichnen wir eine stetig zunehmende Fanbasis. Und das sehr große Medieninteresse an solchen Rennen beweist ebenso, dass Motorsport dazu beiträgt, Volkswagens Markenimage im Reich der Mitte zu stärken“, stellt Neumann fest mit Blick auch auf die vor einem halben Jahr eingeführten Modelle der R-GmbH (Golf und Scirocco).
Die Zukunft für Volkswagen China schätzt nicht nur Neumann positiv ein. Im Süden des Landes hat man Toyota und Honda aus der regionalen Spitzenposition – quasi vor ihrer eigenen Haustür – verdrängt. Dazu beigetragen hat auch die 27 Jahre lange Geschichte des Volkswagen-Engagements in China. In den 1980-gerJahren begann der Erfolg mit dem Santana. „Bei dem Santana handelt es sich um einen unserer wichtigsten Volkswagen Modelle in China. Unsere neuen Modelle Lavida, New Bora, der New Passat und viele andere erreichen ebenfalls gute Verkaufszahlen und sind bereits dabei, die Erfolgsgeschichte des Santana in China fortzusetzen“, sieht Karl Thomas Neumann.
geschrieben von auto.de/(ampnet/tw) veröffentlicht am 23.11.2011 aktualisiert am 23.11.2011
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