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Nissan
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen Traum: Bis 2020 sollen auf Deutschlands Straßen eine Million Elektrofahrzeuge rollen. Ein schöner Traum, angesichts von gerade einmal 7.100 E-Autos, die bis Ende 2012 zugelassen waren. Seit 2012 bietet Nissan in Deutschland den Leaf an: eine vollwertige Kompaktlimousine mit reinem Elektroantrieb, der eine theoretische Reichweite von 199 Kilometer liefert. Im Alltag bewährt sich der Leaf zwiespältig.
Dass Autos mit rein elektrischem Antrieb auch weltweit noch ein Mauerblümchendasein fristen, unterstreicht der Nissan Leaf mit seiner Statistik. Die 2010 eingeführte,[foto id=“492298″ size=“small“ position=“right“] 4,44 Meter lange Schräghecklimousine ist weltweit das bislang erfolgreichste E-Auto. Bis Mitte des Jahres hatte Nissan rund 65.000 Leaf verkauft, davon 10.000 in Europa. In Deutschland waren es im zurückliegenden November gerade 40 Einheiten, 761 neue Leaf registrierte das Kraftfahrt-Bundesamt in Deutschland bislang für die ersten elf Monate des laufenden Jahres.
Die Schar kleiner und kompakter E-Autos fällt neben dem Leaf überschaubar aus. Bei VW verkörpert der E-Up den Status eines Merkel-Traumautos. Renault bietet den Zoe an, Ford den Focus Electric. Neu im Segment ist der BMW i3.
An den praktischen Eigenschaften des Nissan[foto id=“492299″ size=“small“ position=“left“] Leaf als kompakte Limousine lässt sich wenig mäkeln. Den Innenraum zeichnen gute Sitze, ein ordentliches Platzangebot und ein akzeptables Gepäckraumvolumen von 370 Liter aus. Bei umgeklappten Rücksitzen wächst das Volumen auf 710 Liter. Das Außendesign mit den extrovertierten hervorstehenden Scheinwerfereinheiten polarisiert, das Interieur ist modern gezeichnet, gut verarbeitet und stellt bei der Bedienung keine Rätsel. Problematisch gebärdet sich die Reichweitenanzeige, wenn an kalten Tagen die Kilometer alle rund 500 Meter purzeln.
Zwar verfügt der Leaf über einen klassischen Zündschlüssel zum Öffnen und Schließen. Zum Leben erwacht das Fahrzeug per Druck auf einen großen beleuchteten Knopf, rechts neben dem Lenkrad. Um die Bereitschaft des Antriebs zum Losfahren zu signalisieren, dudelt eine elektronische Melodie, die an einen japanischen Radiowecker erinnert.
Den knubbeligen Schalthebel nach hinten schieben, Feststellbremse mit dem Fuß lösen und Gas geben. Mehr ist für die Bedienung im Fahrbetrieb nicht erforderlich. Das Dahingleiten wäre völlig lautlos, wären da nicht maßvolle Abrollgeräusche. Der Geräuschkomfort des Leaf ist unübertroffen. Der 80 kW/109 PS starke Elektromotor liefert ausreichend Leistung, die den Leaf im Reigen mit den übrigen Fahrzeugen problemlos mitschwimmen lassen. In der Top-Ausstattung Tekna tritt der Leaf mit Ledersitzen, Bose-Soundsystem und 17-Zöllern aus Leichtmetall an.
Die eingeschränkte Reichweite, die sich in der Praxis um 120 Kilometer bewegt und die lange Ladezeit von acht bis neun Stunden diktieren dem Leaf ein streng limitiertes Einsatzfeld. Empfehlenswert ist das Auto als Zweitwagen für diejenigen, die über eine Garage mit Lademöglichkeit verfügen. 120 Kilometer reichen da aus, um die Wege zur Arbeit oder die Strecken des täglichen Bedarfs zu erledigen. Sinn macht der Leaf auch als Dienstwagen bei Organisationen oder Firmen, deren Tagespensum die 100 Kilometer nicht überschreitet. Angesichts der viel zu geringen Dichte des Netzes von öffentlichen Ladestationen und der langen Ladezeiten sind Tankpausen unterwegs nur eine [foto id=“492301″ size=“small“ position=“left“]theoretische Option.
Die Lithium-Ionen-Batterie verfügt über eine Kapazität von 24 kW/h. Mit Strom aus erneuerbaren Ressourcen geladen, geht die Rechnung von Null Gramm CO2 pro Kilometer auf. Das spiegelt freilich nicht die Wirklichkeit der deutschen Stromwirtschaft wider. Im Mix aus erneuerbaren und fossilen Energien entstehen aktuell 576 Gramm CO2 pro insgesamt erzeugter Kilowattstunde. Unter diesen Voraussetzungen ist dann auch der Leaf mit rund 100 Gramm CO2/km dabei.
Das Fahren mit einem Nissan Leaf macht tatsächlich Spaß. Bei der Preisgestaltung kommt der Hersteller potentiellen Interessen an der neuen alternativen Fortbewegung entgegen. Die Preise beginnen bei 29 690 Euro einschließlich Batterie. Bei Miete des Energiespeichers reduziert sich der Kaufpreis um 5 900 Euro auf 23 790 Euro. Dann sind über 36 Monate und eine Jahreslaufleistung von 12 500 Kilometer zusätzlich 79 Euro pro Monat fällig.
Steht die persönliche Ladelogistik, ist der Leaf eine überlegenswerte Alternative für einen Zweitwagen. Mit eigenen Solarpaneelen auf dem Dach stimmt auch die Umweltbilanz. In der Hochhausanlage oder bei Innenstadtlagen mit Laternen-Garagen werden sich E-Autos wie der Leaf noch lange schwer tun. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel darf weiter träumen.
Plus: | vollwertiges Fahrzeug der Kompaktklasse, umfangreiche Ausstattung, ordentliche Verarbeitung, geräuscharme Fortbewegung, einfache Bedienung, geringer Energiebedarf. |
Minus: | Geringe praktische Reichweite, ungenaue Reichweitenanzeige, lange Ladezeiten. |
Fünftürige Schräghecklimousine | |
Länge/Breite/Höhe/Radstand (m): | 4,45/1,77/1,55/2,70 |
Leergewicht: | 1 505 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 1 945 kg |
Gepäckraum min./max. | 370/720 Liter |
maximale Batteriekapazität: | 24 kW/h, Lithium-Ionen-Batterie |
Preis: | 29 190 Euro (zzgl. 79 Euro Batteriemiete monatlich, 36 Monate, 12 600 Kilometer pro Jahr) |
Motor: | Wechselstrom-Synchronmotor |
Leistung: | 80 kW/109 PS bei 3 000 – 10 000/min |
max. Drehmoment: | 254 Nm von 0 – 3 000/min |
Kraftübertragung: | stufenloses Automatikgetriebe |
0 – 100 km/h: | 11,5 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 144 km/h |
Normverbrauch: | 150 Wh/km |
CO2-Ausstoß: | 0 g CO2/km |
geschrieben von auto.de/(tl/mid) veröffentlicht am 03.12.2013 aktualisiert am 03.12.2013
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