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Nissan Leaf RC – Elektrisierendes Sportgerät

Nein, das was da gerade blau und flach durchs Sichtfeld gewischt ist, war keine Fata Morgana. Und dass es hier trotz des laufenden Rennbetriebs gespenstisch Still ist auf dem Autodrom von Dubai, geht auch in Ordnung. Denn auf dem Wüstenkurs sind heute keine vielzylindrigen Benzin-Boliden unterwegs, die an den Ölvorräten der Araber süffeln. In dem Emirat testet Nissan gerade den elektrischen Leaf RC, den die Japaner für den Vorboten einer neuen Sportwagengeneration halten.

„Wir wollten beweisen, dass auch ein Elektroauto Spaß machen und sexy sein kann“, sagt Francois Crisias, aus dem mittlerweile gut ein Jahr alten Projekt. „Deshalb haben wir das erste alltagstaugliche [foto id=“400186″ size=“small“ position=“left“]Elektroauto aus der Großserie kurzerhand auf die Rennstrecke geschickt“. Dabei ging es Nissan allerdings nicht nur um Marketing und die Demonstration des Machbaren. „Es könnte gut sein, dass daraus mal eine neue Kategorie von Motorsport entsteht“, sagt Crisias. Eine eigene Nissan-Rennserie sei dabei genauso denkbar wie eine Formel E für verschiedene Stromer oder ein Pokal, der von einem freien Promoter ausgeschrieben wird, erläutert der Franzose. Das Interesse daran sei in der gesamten Branche groß, ist Crisias überzeugt. „Denn wenn alle Autos elektrisch fahren, leise sind und keine Schadstoffe mehr ausstoßen, dann kann man den Motorsport wieder zurück in die Städte bringen.“ Nicht mehr draußen auf dem platten Land, sondern auf Kursen mitten in Paris, Barcelona, New York oder Berlin könne dann gefahren werden.

Für solche City-Kurse wäre der Leaf RC bestens gerüstet. Denn das Auto ist extrem handlich, lässt sich prima mit dem Gasfuß durch die Kurven zirkeln und überzeugt vor allem durch seinen wahnwitzigen Antritt. Das Spitzentempo liegt mit 150 km/h nur knapp über dem Leaf und würde Schumi & Co nicht einmal ein Gähnen entlocken. Aber bis Tempo 50 kann die elektrische Flunder mit jedem Supersportwagen mithalten, [foto id=“400187″ size=“small“ position=“right“]und 6,5 Sekunden bis 100 km/h sind für ein Öko-Auto auch nicht so schlecht. Auf Strecken mit möglichst wenig Geraden und dafür vielen verzwickten Kurven wie hier in Dubai klebt der Flachmann deshalb am Heck des drei Mal stärkeren GT-R, den Nissan als Pacecar voraus geschickt hat.

Technisch ist der Leaf RC dabei vom Serienauto gar nicht so weit entfernt: „Wir wollten ja demonstrieren, was alles im Leaf steckt und haben den Antrieb deshalb unverändert übernommen“, erläutert Crisias. Der 109 PS starke Motor und die 24 kWh großen Lithium-Ionen-Akkus haben deshalb die ganz normale Konfiguration. Das hat den angenehmen Nebeneffekt niedriger Entwicklungskosten. „Das Auto hat einen Versicherungswert von rund 100 000 Euro, viele andere Studien sind zehnmal teurer“, so Crisias weiter.

Doch auch wenn Motor und Akku aus der Serie stammen, besteht keine Verwechslungsgefahr. Nicht nur weil der Leaf für die Rennstrecke zum platt gedrückten Flügelstürmer mit Karbonkarosse mutierte, nur noch zwei enge Schalensitze trägt und mal eben 600 Kilogramm abgespeckt hat. Sondern auch weil Nissan die Technik unter dem Blech komplett gedreht hat: Der Motor treibt jetzt aus dem Heck heraus die Hinterachse an und die Akkus sitzen nicht mehr im Wagenboden, sondern zugunsten der besseren Balance als großes [foto id=“400188″ size=“small“ position=“left“]Paket hinter den Sitzen. Kein Wunder also, dass sich alles im Heck konzentriert und der Leaf sich leichter durch den engen Kurs zirkeln lässt als der 370Z oder der GT-R.

Lange allerdings darf die Raserei nicht gehen.

Zwar steht in der Boxengasse eine Schnellladestation, an der der Leaf binnen einer halben Stunde volltanken kann. Aber viel länger fährt das Auto auch nicht. „Nach 20 Minuten Rennbetrieb ist Schluss“, räumt Crisias ein. Dann braucht der elektrische Renner vielleicht noch keinen Reifenwechsel aber eine Steckdose – und einen entsprechend langen Boxenstopp.[foto id=“400189″ size=“small“ position=“right“]

Natürlich ist es bis zum Start einer Rennserie noch ein weiter Weg. „Doch wenn man nie anfängt wird man auch nie etwas erreichen“ philosophiert Crisias und berichtet vom lebhaften Interesse der Promoter und intensiven Gesprächen mit zahlreichen Städten, die alle neidisch auf die Rennen in Singapur und Monaco sind. „Gut möglich, dass sich da für den Motorsport bald ganz neue Türen öffnen“, sagt Crisias. Wenn es grünes Licht gibt, könnte es übrigens ziemlich schnell gehen: denn wo es von Showcars und Designstudien sonst immer nur ein Auto gibt, hat Nissan vom Leaf RC bereits acht Exemplare gebaut. Für ein kleines Rennen auf einem engen Kurs würde das schon reichen.

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