Normverbrauch von Neuwagen falsch – Abweichung bis zu 25 Prozent

Regelmäßig unterbieten sich die Autohersteller mit der Angabe, wie viel ihr neustes Modell verbraucht. Dass die niedrigen Werksangaben häufig eher Wunschdenken als Wirklichkeit sind, stellen nicht nur Neuwagenkäufer an der Tankstelle fest. Eine internationale Studie hat die Schönfärberei untersucht und festgestellt: Bis zu 25 Prozent weichen die Realwerte von den Herstellerangaben ab, Tendenz steigend.

Tausende Messdaten basierend auf realen Fahrbedingungen hat die Nonprofit-Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) dafür untersucht. Als Quelle dienten Portale wie spritmonitor.de oder honestjohn.co.uk. Dort können sich Autofahrer mit ihrem Modell registrieren und ihre Verbräuche veröffentlichen. Ferner greift die ICCT-Auswertung auf die Messungen verschiedener Autoclubs (ADAC) und Leasingfirmen (Leaseplan und Travelcard) aus diversen europäischen Ländern zurück. Das Ergebnis: Die Abweichung der Realwerte von den Herstellerangaben ist in den letzten zehn Jahren von 10 auf 25 Prozent gestiegen.

Die Experten des ICCT machen vor allem die seit 1996 angewandten Messmethoden des neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ) dafür verantwortlich. Gemessen wird beim NEFZ unter Laborbedingungen auf dem Rollenprüfstand. Darüber hinaus ist es den Herstellern erlaubt, bestimmte Tricks anzuwenden. Gängige Praxis ist zum Beispiel der Einsatz von Energiesparreifen und Leichtlauf-Schmierstoffen, über die in der Realität nur teure Eco-Modelle verfügen. Auch der Verzicht einer Klimaanlage während der Prüfphase hat wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Des Weiteren kritisiert der ICCT, dass die Räder beim NEFZ länger ruhen als im realen Fahrbetrieb, so dass die Start-Stopp-Anlage in der Praxis nicht die Wirkung bringt, die mit den werksseitigen Verbrauchsangaben suggeriert werden.

Besserung bringen soll jedoch der neu gestaltete Messzyklus Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedures (WLTP), der deutlich realistischere Fahrbedingungen abbildet. Er berücksichtigt beispielsweise den Mehrverbrauch durch die Klimaanlage und berechnet auch stärkere Beschleunigungsetappen ein. Unabhängige Experten und auch die Autoindustrie selbst waren an der Ausarbeitung beteiligt. Einführen will die EU die neue Messmethode allerdings erst im Jahr 2017.

Es steht indes mehr auf dem Spiel als den Kunden realitätsnahe Verbrauchswerte zu präsentieren, wird doch durch den normierten Fahrzyklus auch der CO2-Ausstoß ermittelt. Die Grenzwerte dafür hat die EU für die kommenden Jahre streng getaktet: Maximal 95 g CO2 pro Kilometer dürfen Neuwagen ab 2020 ausstoßen, ab 2025 dann nur noch 78 g. Zwischen Industrie und Politik wird jetzt geschachert: um niedrigere Grenzwerte, günstigere Berechnungsgrundlagen und eben auch um neue Messverfahren. So fordert der VDA als grundsätzlicher Befürworter des WLTP, dass zur Berechnung des CO2-Ausstoßes bis 2020 noch der NEFZ herangezogen wird. Die Autohersteller hätten so drei Jahre Aufschub, den CO2-Ausstoß ihrer Neuwagen anzupassen, da sie ja nach dem alten Messzyklus weniger verbrauchen und ausstoßen.

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