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Recife – Deutschland ist Fußball-Weltmeister 2014, hat es als erstes europäisches Team geschafft, bei einem solchen Turnier in Südamerika den Titel zu holen. Gastgeber Brasilien dagegen hat die eigenen hohen Erwartungen nicht erfüllt, ist im Halbfinale von den Deutschen erst gedemütigt und im Spiel um Platz drei von den Niederländern noch ein weiteres Mal deklassiert worden. Als Austragungsland ist Brasilien in den vergangenen Tagen und Wochen dennoch das Ziel vieler Reisen gewesen. Auch wir haben uns auf den Weg dorthin gemacht. Lesen Sie nachfolgend das Tagebuch einer abenteuerlichen Brasilien-Tour.
Schon beim Check-in lässt uns der Mann am Schalter wissen, dass Air-Europa-Flug UX 1504 von Frankfurt nach Madrid Verspätung hat. Die Fluglotsen in Frankreich streiken, bringen damit auch die ganzen (Über-)Flugpläne in anderen Ländern durcheinander. Statt um 18 Uhr gehen wir erst gegen 21.30 Uhr an Bord. Kaum sind die Türen zu, kündigt der Kapitän an, dass wir noch weitere [foto id=“519175″ size=“small“ position=“right“]anderthalb Stunden am Boden bleiben müssen. „Der Flughafen wollte Sie wahrscheinlich noch schnell loswerden, ehe er schließt“, nimmt der Air-Europa-Chefpurser an, verspricht, uns rechtzeitig noch vor Ankunft zu informieren, wie es nach der vierstündigen Abflugverspätung in Madrid weitergeht.
Wir landen kurz nach Mitternacht auf dem Flughafen der spanischen Hauptstadt. Den Purser kümmert es nicht mehr. Er ist nun uns los. Die Mitarbeiterin am Gate scheint überfordert. „Schnell, Sie kriegen den Anschlussflug noch.“ Doch dann: Alles zurück, Air-Europa-Flug UX 83 von Madrid nach Salvador, planmäßiger Start 23.55 Uhr, ist weg, hat wegen ein paar Minuten noch rund 20 andere Passagiere sitzen lassen, die wie wir eigentlich auch gleich weiter nach Brasilien wollten. Wir sind gestrandet. Nichts geht mehr. Gott sei Dank hat eine Lavazza-Cafébar auf der Abflugebene noch offen, wo wir die nächsten Stunden verbringen, uns mit Erzählen die Zeit vertreiben, während Andreas von der Agentur und Bernhard vom Gastgeber ebenfalls die ganze Nacht mit der spanischen Airline verhandeln – „am Ende sogar lautstark“.
Die Stimmung ist am Tiefpunkt. Sollen wir zurück nach Deutschland fliegen? „Nein“, entscheiden wir, „das ziehen wir durch!“ Nur Gerd scheint etwas müde, kauert am Boden, versucht zu schlafen. Dann kommen Andreas und Bernhard zurück – mit dieser Lösung: Am Vormittag mit Iberia von Madrid 1075 Kilometer nach Casablanca. Von Casablanca mit Royal Air Maroc 7577 Kilometer weiter nach Sao Paulo. Und von Sao Paulo mit der kolumbianischen Avianca nochmals 2600 Kilometer [foto id=“519176″ size=“small“ position=“left“]nach Recife, dem eigentlich Ziel unserer Reise an der Nordostküste Brasiliens. In Casablanca gehen afrikanische Fußballfans aus Ghana, Nigeria und der Elfenbeinküste mit an Bord, bunt bekleidet mit Trikots und Perücken in ihren jeweiligen Nationalfarben. Jemand sagt: „Sie würden wahrscheinlich ihr letztes Hemd für den Fußball geben. Und umgekehrt: Würden es die Fußballer auch für sie tun?“
Wir landen abends in Sao Paulo. Nächste böse Überraschung: Die Koffer von Andreas und Philipp sind weg, bleiben es auch bis zum Ende der Reise. Verschwunden im Nirgendwo. Wir schlafen doch lieber erst eine Nacht in Sao Paulo, um am nächsten Morgen gleich die erste Maschine nach Recife zu nehmen. Bis zum Gruppenspiel der Deutschen am Nachmittag gegen die Amerikaner hätten wir dann vielleicht sogar noch etwas Zeit, um erst einmal ins Hotel zu fahren …
Gut, dass wir früh aufgestanden und noch bei Dunkelheit vom Hotel in der Nähe sofort zum Flughafen gefahren sind! Die Schlange am Check-in-Schalter wird nach uns länger und länger. Als es Tag wird, sehen wir unter uns: Die Wolken werden immer dichter. Am Ende findet sich keine einzige Lücke mehr. Landung in Recife am frühen Vormittag. Es regnet seit Stunden ununterbrochen. Und in tropischen Regionen – nordwestlich von Recife beginnt das Amazonas-Gebiet – kann Regen ganz schön heftig sein. Jetzt ist Bernd der Leidtragende, nun ist sein Gepäck weg. Damit nicht genug: Die Kontaktperson, die uns eigentlich hier in Empfang nehmen, im Bus erst zum Hotel und dann ins Stadion begleiten sollte, taucht einfach nicht auf. Wieder heißt es: Warten!
Endlich! Gisele ist unsere Rettung. Mit ihr ist der Bus gekommen, der nun aber nicht mehr zum Hotel fahren kann, sondern uns gleich – die Zeit wird immer knapper – zum Stadion bringen muss. Doch in Recife scheint die Welt gerade unterzugehen! Die Favelas der 1,7-Millionen-Metropole, wegen der vielen Kanäle auch das „Venedig Südamerikas“ genannt, versinken im Schlamm, Straßen sind überflutet. Aus dem Fenster eines kleinen Autos vor uns versucht der Beifahrer, offenbar eingedrungenes Regenwasser wieder nach draußen zu befördern – mit einem kleinen Becher. In welche Richtung wir auch fahren, [foto id=“519177″ size=“small“ position=“right“]teilweise verkehrswidrig über Grünflächen in der Mitte: Stau, Stau, Stau! Fast nichts geht mehr. Fast alles steht. Nur Gisele weiß Rat: „Wir steigen in die Metro um!“ Unser Bus hätte es sowieso nicht mehr lange gemacht: Auch er bleibt, wie wir später erfahren, samt unseren Koffern liegen.
Zwölf Stationen mit der Bahn, dann noch weiter im Bus. Schon zwei Kilometer vor dem Stadion weit außerhalb von Recife lässt uns der Fahrer raus. Kein Schirm. Kein Cape. Nichts, was uns schützen könnte. Dafür brasilianischer Tropenregen in Strömen! Wir sind gut 20 Minuten nach dem Anpfiff im Stadion. Das 1:0-Siegtor von Thomas Müller kriegen wir jedenfalls noch mit. Alles andere ist jetzt sowieso egal. Und die Wildlederschuhe dürften auch kaum noch zu retten sein. Nach dem Spiel geht es so weiter wie zuvor. Auf der Suche nach unserem Bus irren wir umher, mal in die eine, mal in die andere Richtung. Als wir ihn versteckt auf einem Parkplatz gar nicht weit entfernt entdecken, ist endlich auch der Himmel über Pernambuco, dem Bundesstaat, dessen Hauptstadt Recife ist, langsam dabei, seine Schleusen zu schließen.
Im Hotel Mar, in dem zuvor noch die deutschen Fußballer untergebracht waren und tags darauf die griechischen Quartier beziehen für ihr Spiel gegen Costa Rica, fehlen erst einmal – wir wundern uns schon gar nicht mehr – die Koffer. Diesmal hält sich das Warten allerdings in Grenzen. Wer nur ein Paar Schuhe mit auf die Reise genommen hat oder dessen Gepäck eben unterwegs auf der Strecke geblieben ist, dem bleibt vor oder nach dem diesmal lange herbeigesehnten Duschen nur, es zu föhnen, um später wenigstens noch einigermaßen trockenen Fußes zum Abendessen ins „Parraxaxa“ zu gelangen, einem Lokal mit typisch nordostbrasilianischer Küche eigentlich nicht weit vom Hotel, wenn man den Weg dorthin in die Avenida Fernando Simoes Barbosa kennt …
Die Sonne scheint. Durch eine Lücke zwischen zwei Hochhäusern ist vom Hotel schon das Meer zu erkennen. Wir haben aber einen Termin, wollen uns bei einem Händler über den Automarkt in Brasilien und die bisher so erfolgreiche Entwicklung der koreanischen Marke Hyundai im fünfgrößten Land der Erde informieren. Nach dem Mittagessen im vor allem für seine gute Meeresfrüchte-Küche bekannten „Bargaco“ in der Avenida Antonio de Goes fahren wir mit Axel Mahnke nach Olinda. Der gebürtige Düsseldorfer, der schon lange in Recife lebt und hier Touristen begleitet, zeigt uns eine der ältesten Städte Brasiliens, Juwel barocker Architektur und Weltkulturerbe, dessen Name sich aus dem portugiesischen Ò linda ableitet für „Oh, wie schön.“ Durchaus passend auch zum am Abend im Spettus-Steakhaus in der Avenida Domingos Ferreira direkt vom Spieß zart in kleine Streifen geschnittene Fleisch.
Mein Badezimmer steht unter Wasser, es tropft ziemlich heftig durch die Decke. Aber Bernd hat wenigstens sein Gepäck zurück. Eigentlich wollten wir zum Strand, doch die Wolken verdunkeln sich und es fängt wieder zu regnen an. Statt Strand zeigt Axel uns das historische Zentrum von Recife. So schnell die Wolken gekommen sind, so schnell verschwinden sie auch wieder. Der Himmel blau, die Sonne strahlt – und sommerhaft warm ist es hier oben selbst im brasilianischen Winter sowieso. [foto id=“519178″ size=“small“ position=“left“]Es geht doch noch zum Strand – und Axel packt im Sand von Boa Viagem den Fußball aus. Die erste Hälfte des Achtelfinales Brasilien gegen Chile schauen wir uns anschließend noch im Hotel an. Das Elfmeterschießen, das die Gastgeber knapp gewinnen, bekommen wir im Flughafen mit. Spät am Nachmittag hebt unsere Maschine ins über 800 Kilometer entfernte Salvador ab. Air-Europa-Flug UX 84, Start 21.45 Uhr, Ankunft 11.35 Uhr, ist diesmal mehr oder weniger pünktlich für die fast 6950 Kilometer über den Atlantik nach Madrid.
Vom Nachtflug samt Abendessen im Flieger bekommen die wenigsten trotz überraschendem Business-Upgrade freilich noch etwas mit. Drei Kontinente, außer Frankfurt noch fünf weitere Flughäfen und Städte, zusammen fast 22 700 Kilometer – und alles in sechs Tagen. „Das macht zwar müde“, finden wir, „ist aber ein intensives Erlebnis.“ Die letzten knapp 1850 Kilometer fliegen wir am Nachmittag sicher locker auf einer Backe ab. Lautsprecher-Ansage am Gate: „In wenigen Minuten beginnen wir das Boarding für Air-Europa-Flug UX 1503 von Madrid nach Frankfurt.“
Mit einer Größe von rund achteinhalb Millionen Quadratkilometern und nun offenbar doch schon über 200 Millionen Einwohnern ist Brasilien flächen- und bevölkerungsmäßig das fünftgrößte Land der Erde. Allein die Inlandsgrenze summiert sich auf etwa 15 700, die Küstenlinie am Atlantik auf 7400 Kilometer. Hauptstadt ist Brasilia. Weitere Millionen-Städte sind Sao Paulo als weitaus größte und Wirtschaftszentrum des Landes, Rio de Janeiro und Recife. Der klimatisch gemäßigtere südliche Teil rund um Blumenau ist weitgehend auch von Deutschen geprägt. Die Flugzeit etwa von Frankfurt nach Rio beträgt [foto id=“519179″ size=“small“ position=“right“]über 15 Stunden. Zur Einreise reicht der Pass. Die Zeitumstellung beträgt je nach Ort zwischen minus vier bis minus sechs Stunden. Landessprache ist Portugiesisch, Landeswährung der Real. Die Klimazonen reichen von gemäßigt über subtropisch bis tropisch. Im Inneren kann es trocken-heiß werden, in höheren Lagen auch milder; an der Küste kühlt der Wind die Hitze etwas ab. Die Küche ist regional unterschiedlich, aber oft traditionell mit Afro-Einschlag. Trotz vieler köstlicher Cocktails und Caipirinha trinken auch die Brasilianer meist Bier; gute Weine kommen nicht selten aus Chile. Information: Brasilianisches Fremdenverkehrsamt, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt/Main, Telefon 069-96238733, www.brasilien.tourismus.de.
Brasiliens Straßennetz soll sich auf zwei Millionen Kilometer summieren, rund 200 000 davon asphaltiert und gut befahrbar, der Rest in eher schlechterem Zustand, so dass man dort besonders aufpassen sollte. In geschlossenen Ortschaften gilt Tempo 50 als Höchstgeschwindigkeit, auf Landstraßen 80, auf Autobahnen 120. Wer ein Auto mieten will, muss mindestens 21 Jahre alt sein und zwei Jahre den Führerschein haben. Wer unter 25 ist, zahlt mitunter eine Sondergebühr. Der internationale Führerschein wird empfohlen. /Fotos: Koch
geschrieben von auto.de/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 14.07.2014 aktualisiert am 14.07.2014
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