Öffentlicher Nahverkehr nimmt Fahrt auf

Dank Trends wie der wachsenden Weltbevölkerung und einer zunehmenden Verstädterung wird der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in den kommenden Jahren stark wachsen. Der Weltverband des öffentlichen Verkehrs UITP spricht von einer Verdoppelung bis 2025.

„Bus und Bahn, ein Fall für Alte, Arme, Kranke und Kinder?“ fragt Carsten Ascheberg vom Marktforschungsinstitut Sigma beim ÖPNV-Symposium provokativ. Die Antwort lautet: Beileibe nicht, denn die Untersuchungen von Sigma [foto id=“332321″ size=“small“ position=“left“]zeigen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel heute eine weit größere Akzeptanz finden als früher. Der Trend geht zu einem rationalen Mobilitätsmix zwischen Individualverkehr und öffentlichen Verkehren – Pkw, Busse und Bahnen werden nicht mehr als ausschließliche Transportmittel gesehen.

Der Bericht „Mobilität in Deutschland“ des Bundesverkehrsministeriums unterlegt diese Verhaltensänderungen mit Zahlen. Den größten städtischen Mobilitätszuwachs im Zeitraum von 2002 bis 2008 verzeichnen Fahrrad und ÖPNV. Der Vernetzung der Verkehrsmittel und Verkehrsträger gehört die Zukunft: E-Bikes und Carsharing gewinnen an Bedeutung und werden von den klassischen öffentlichen Verkehrsmitteln ergänzt. Ein Blick auf andere europäische Metropolen bestätigt diese Entwicklungen: auch in Städten wie Barcelona, London oder Paris gehört es zum guten Ton, den ÖPNV zu nutzen.

Leistungen der Omnibusbranche

Hartmut Schick, Leiter von Daimler Busse und Vizepräsident des UITP (Union Internationale des Transport Public) weist im Rahmen des Symposiums auf die Leistungen der Omnibusbranche hin. Mit einem Anteil von 46 Prozent am öffentlichen Nahverkehr übernimmt der Omnibus eine Schlüsselrolle. Bei der alltäglichen Klimadiskussion steht das Verkehrsmittel Omnibus etwas im Abseits – zu Unrecht, wie es die reinen Zahlen belegen: Der Linienbus sorgt mit einer durchschnittlichen Auslastung von 21 Prozent und 3,1 Litern je 100 Personenkilometern (Pkm) für Bestwerte in der Energiebilanz, gefolgt vom Eisenbahn-Nahverkehr mit 4,0 Litern je 100 Pkm und der U-Bahn mit 4,3 Litern. Die Emissionen aus Bereitstellung und Umwandlung der Energieträger in Strom und Kraftstoff sind dabei berücksichtigt.

Potenziale des Verkehrsmittels Omnibus

Die Potenziale des Verkehrsmittels Omnibus sind jedoch noch lange nicht ausgereizt. Eigene Busspuren, Verkehrsleitsysteme und Vorrangschaltungen würden wertvolle Beiträge liefern. Und die neuesten Entwicklungen wie dieselelektrische oder BrennstoffzellenHybrid-Omnibusse versprechen auf dem Gebiet der Energieeffizienz weitere Fortschritte. [foto id=“332322″ size=“small“ position=“left“]

Zusätzliche Einblicke in die Zukunft des Nahverkehrs demonstriert ein Mercedes-Omnibus mit Installationen aus dem Projekt EBSF (European Bus System of the Future), der vom UITP initiiert und koordiniert wurde. Dabei soll besonders auf einen integrierten Systemansatz – Fahrzeug, Infrastruktur, Technik, Betrieb – geachtet werden. Beim Demonstrationsfahrzeug fallen zuerst die grün oder rot illuminierten Türen auf. Sie weisen den Fahrgästen an der Haltestelle den Weg – rote Türen bleiben zum Einstieg verwehrt. Piktogramme an den Seitenscheiben zeigen die Fahrzeugausstattung an: WLAN, GPS, 230-Volt-Steckdosen. Zwei nach außen strahlende und vier im Innenraum installierte LCD-Monitore informieren über Linienverlauf und Haltepunkte. Zusätzlich bilden sie Anschlussverbindungen, Umleitungen und Wartezeiten in Echtzeit ab. Informationen aus Kultur, Politik und Wirtschaft verkürzen die Fahrzeit, die Verkehrsbetriebe versprechen sich davon auch eine Lösung des Vandalismusproblems. Erste Fahrzeuge gehen an die Verkehrsgesellschaft Bremerhaven, neben der Hafenstadt nehmen auch Madrid, Paris, Rouen, Rom, Göteborg und Budapest an dem Projekt teil.

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