Öko-Materialien im Auto-Innenraum – Natürliche Sache

Dass ökologisches Umdenken auf dem Automobilsektor längst stattgefunden hat, bekommt der Kunde täglich mit – nämlich immer dann, wenn ein Spritspar-Modell nach dem anderen gefeiert wird. Doch Umweltschutz und Ressourcenschonung fangen viel früher an als an der Zapfsäule.

Im Fahrzeuginnenraum beispielsweise finden sich unzählige Materialien, für deren Produktion Erdöl erforderlich ist – schließlich wimmelt es dort von Kunststoffen. Genau hier setzen Öko-Spezialisten an und weichen immer häufiger auf Naturprodukte als Rohstofflieferanten aus.

Während mit Stoffen wie Hanf, Sisal oder Naturlatex noch geforscht wird, setzen Zulieferer bereits recyclebare Materialien ein. Johnson Controls zum Beispiel liefert Türverkleidungen für den neuen 3er-BMW mit Holzfaser-Anteil, die nicht nur umweltentlastend sind, sondern 20 Prozent Gewichtsersparnis gegenüber bisher verwendeten Lösungen bringen.

Der japanische Toyota-Konzern schwört ebenfalls auf Naturfasern und macht sich die Kenaf-Pflanze bereits seit 2000 bei der Herstellung von Türverkleidungen für diverse Modelle zunutze. Beim Verso S kommt Kenaf für die Kofferraumabdeckung zum Einsatz, was das Element um rund 200 Gramm leichter macht. Darüber hinaus besitzen viele Stoffe aus der Natur deutlich bessere Dämmeigenschaften – der Geräuschpegel im Fahrzeug sinkt.

Für die Zukunft gilt es, auch sichtbare Bauelemente aus nachwachsenden Stoffen herzustellen. Derzeit kommen in der Regel nämlich Hybridvarianten zum Einsatz – also Mischformen: Pflanzenfasern werden zusammen mit herkömmlichen Kunststoffen verarbeitet, um bessere Materialeigenschaften hinsichtlich der Steifigkeit zu erhalten oder Fertigungsprozesse zu optimieren.

Andererseits spielt die Oberflächenoptik eine Rolle – meist werden die natürlichen Komponenten kaschiert und sichtbare Bereiche mit klassischen Kunststoffen versehen. Hier liegt erhebliches Potenzial, auch natürliche Werkstoffe haptisch und optisch ansprechend zu gestalten.

Abgesehen von der Interieur-Disziplin könnten Naturfasern auch in anderen Bereichen des Fahrzeugbaus eine Rolle spielen. Bei Toyotas Leichtbaustudie I/X findet sich Kenaf im Dachbereich zur Verstärkung und Wärmeisolation. Außerdem dämmt der Pflanzenstoff hervorragend Geräusche.

Die Mercedes A-Klasse bekam im Jahr 2005 erstmals Reserveradmuldenabdeckungen aus Bananenfasern – somit weitete der Hersteller den Einsatz von Naturfasern nach über 15 Jahren auch auf den äußeren Fahrzeugbereich aus. Hohe Zugfestigkeit, beste Wiederverwertbarkeit, energiearme Herstellung und nicht zuletzt Dünger als Nebenprodukt sprechen für die Faser der Abaca-Banane.

Als recht universell einsetzbar gilt die Naturfaser Tencel. Hierbei handelt es sich um ein Cellulose-Produkt, das aufgrund der Verwendung schonender Lösungsmittel und dank geschlossenen Stoffkreislaufs sogar von Greenpeace als umweltfreundlich eingestuft wird. In Pulverform kann Tencel zusammen mit Kunststoffen materialverstärkend wirken. Es findet im Bereich Fahrzeug-Textilien ebenso Verwendung (Auto-Fußmatten) wie auch bei Stromspeichern als Separator, um die eindrucksvolle Bandbreite einmal aufzuzeigen.

Angesichts steigender Ölpreise dürfte dem Einsatz umweltfreundlicher Ersatzmaterialien in den nächsten Jahren eine immer größere Bedeutung zukommen. Entscheidend beim Komplex der Naturstoffe: Sie dürfen auf keinen Fall im Wettbewerb zu Nahrungsmitteln stehen.

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