Der Unimog
Am 1. Januar 1946 übernahm die Firma „Erhard & Söhne“ in Schwäbisch Gmünd das Projekt. Die Konstruktion zeichnete sich nicht zuletzt durch ihre konsequente Rationalität aus. Die Gehäuse für Vorder- und Hinterachse bestanden aus identischen Blechteilen, beide Achsen erhielten dieselben Laufradvorgelege mit Bremsen. Die Spurweite von 1.270 Millimetern entsprach einer grundlegenden Vorgabe aus dem Ackerbau: zwei Reihen in einem Kartoffelfeld. Der erste Prototyp fuhr noch im selben Jahr. Er erhielt einen Benzinmotor und ein Vierganggetriebe von ZF. Die schräge Fronthaube und das Fahrerhaus mit Verdeck entsprachen bereits weitgehend dem späteren Serienmodell.
Im Frühjahr 1947 unternahmen die Entwickler in der Umgebung von Schwäbisch Gmünd erste Erprobungsfahrten mit dem Unimog. Der ursprünglich geplante Benziner für den Antrieb entfiel zugunsten eines Dieselmotors von Mercedes, der mit 1,7 Liter Hubraum und 38 PS Leistung neu für den Personenwagen 170 D entwickelt worden war. Für den Unimog drosselten die Ingenieure den Motor auf 25 PS und optimierten ihn im Hinblick auf Drehmomentabgabe.
Seine Serienreife erlangte der Unimog 1948. Die Fertigung der Vorserie und der ersten 600 Einheiten zwischen 1949 und 1951 übernahm die „Boehringer Werkzeugmaschinen GmbH“ in Göppingen. Nachdem Mercedes-Benz 1951 den Bereich Unimog von Böhringer übernommen hatte, wurde die Fertigung des nur 3,5 Meter langen Unimogs mit seinen vier 20-Zoll-Rädern und Geländereifen vom Format 6,5 x 20 nach Gaggenau verlagert. Die Baureihe erhielt die Bezeichnung 404.
Mercedes unterzog den Unimog einer gründlichen Weiterentwicklung. Ab 1955 entstand aus dem Ackerschlepper eine zweite Modellreihe, der 404 S. Ein kleiner, hochgeländegängiger Lastwagen mit einem Radstand von 2900 Millimetern, der unter anderem durch die 1955 gegründete Bundeswehr einen Großabnehmer fand und die Bezeichnung Unimog S erhielt. Der Benzinmotor des 404 S leistete 82 PS aus 2,2 Liter Hubraum. Später wuchsen Hubraum und Leistung auf 2,8 Liter, beziehungsweise 110 PS. Durch verschiedene Radstände und Motoren diversifizierte sich das weitere Angebot, um den Unimog für möglichst viele Einsatzmöglichkeiten zu qualifizieren. Der 404 S fand bis 1980 insgesamt 64 242 Abnehmer.
Der parallel gebaute Basis-Unimog erhielt ab 1956 eine gründliche Überarbeitung. 1966 lieferte Mercedes das 100.000ste Exemplar aus. In diesen Jahren verlor der Unimog seine Bedeutung als Ackerschlepper, weil das Angebot von spezialisierten Traktoren immer weiter gewachsen war und der Unimog für die landwirtschaftliche Nutzung zu wenig Leistung bereitstellte.
Während der Land Rover als geländegängiger Pkw seinen Platz fand, eine eigene Marke begründete und mit dem Range Rover die Vorlage zu den eher luxusbetonten SUV spielte, konzentrierte sich Mercedes mit dem Unimog ausschließlich auf den Nutzfahrzeugbereich. 1963 folgte mit dem 406 eine neue Baureihe. Seine Fahrerkabine war klappbar, der Diesel-Sechszylinder steigerte bis zur Einstellung der Baureihe 1988 seine Leistung von 65 auf 110 PS. 1977 waren bereits 200.000 Unimog gefertigt.
Um dem Anspruch eines universellen Motorgeräts tatsächlich gerecht zu werden, diversifizierte Mercedes das Angebot des Unimogs bis heute in eine kaum zu überblickende Zahl an Varianten und Ausstattungen. Unimogs stehen im Dienst von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Katastrophenschutz und Bundeswehr. Mit einem speziellen Fahrgestell arbeiten sie als Rangierlokomotiven oder Schneefräsen. In der Landwirtschaft haben sie wieder zur ihren Wurzeln zurück gefunden.
Ob Jeep, Land Rover oder Unimog, als puristische Nutzfahrzeuge aus dem Krieg geboren, haben alle drei Konzepte nicht nur erfolgreiche zivile Karrieren hingelegt. Ohne Ausnahme ist es ihnen gelungen, eigene Kulte zu kreieren und eine riesige, innige Fangemeinde zu formen, die sich die Pflege der Originale und Oldtimer auf die Fahnen geschrieben haben. Zu Recht, denn keine anderen Fahrzeugbaureihen haben nach der Katastrohe eines Krieges so erfolgreich den Frieden mitgestaltet.
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