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Bugatti Typ 35
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Grand-Prix-Bugattis sind Fahrautos: „Bis auf die absoluten Ausnahme-Fahrzeuge werden fast alle bewegt“, so Julius Kruta, Bugatti-Traditionsexperte. Der Grund: „Weil sie Spaß machen.“ Schon wenn der Mechaniker die Schnallen der dicken Lederriemen öffnet, mit denen die längs geteilte, lange Motorhaube festgezurrt ist, rücken Umstehende näher an die Rennikone heran. Unter dem mit Luftschlitzen perforierten Blech kommt ein Aggregat zum Vorschein, das seine feine Mechanik kunstvoll an acht Zylindern in Reihe demonstriert.
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Als Hobby kauerten sich die Privatpiloten aber im Rennoverall zum Schutz gegen Dreck und Öl, mit dicker Brille zum Schutz gegen Steine und Fliegen, hinter das mit Holz beschlagene Steuer des offenen Typ 35. Peilten durch die winzigen Windschutzscheiben die nächste Kurve im Straßenrennen an – Targa Florio, Mille Miglia oder einer der vielen Grands Prix, die in den 1920er Jahren veranstaltet wurden. Mehr als 2.000-mal stand ein T35-Pilot auf dem Siegertreppchen.
Wie viel Handarbeit das Autofahren damals noch war, wird dem Fahrer im engen Cockpit des kleinen Bugatti auch heute noch bewusst: Kurbeln, um den 2,3-Liter-Benziner in Gang anzuwerfen, muss man heute nicht mehr, der T35 hat den Luxus einer Starterbatterie. Die anschalten, den Benzinhahn öffnen, mittels Handpumpe Druck im Tank aufbauen – der Beifahrer wird später bei voller Fahrt darauf achten müssen, dass der Druck nicht zu groß wird. Die Zündung auf „früh“ stellen und dann nicht erschrecken, wenn sich nach dem Druck auf den Anlasserknopf der Achtzylinder brüllend zum Dienst meldet.
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Hinter das Lenkrad gekauert, mit Rennoverall und dicker Brille, stellt man fest, dass die winzige Windschutzscheibe ihrem Wortsinn nur wenig nachkommen kann. Der Fahrtwind braust einem um die Ohren, aber von vorn wärmt der Achtzylinder. Und auch wenn die Versuchung im engen Cockpit groß ist – wer über 1,80 Meter groß ist, dürfte seine Beine nicht mehr unterbringen können -, das Anlehnen an den Getriebetunnel unterlässt man schnell wieder, wenn das heiße Blech durch Overall und Jeans die Wade gegart hat.
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Die Begeisterung der frühen Rennfahrer teilt, wer einmal am Steuer des blauen Renners gesessen hat. Denn auch mit knapp 90 Jahren kann der Typ 35, wenn der Fahrer will. Vehement katapultiert der Achtzylinder in Action den nur 750 Kilogramm leichten T35 nach vorn, dank seiner Gewichtsverteilung von 50:50 stürzt sich der Bugatti-Blaue in jede Kurve, dass es eine Freude ist. Die gerade verzahnten Zahnräder im Getriebe (etwas anderes kannte man damals noch nicht) quietschen unter Belastung – mit dem wummernden Motor eine ohrenbetäubende Kombination.
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Ihre Historie und ihr Spaßfaktor macht die Oldtimer zu begehren Sammlerstücken. Auf Auktionen werden sie im sechsstelligen Bereich bis über eine Million Euro gehandelt. Allerdings, so scherzt man, haben von 300 gebauten T35 rund 900 überlebt. In Argentinien baut die Firma „Pur Sang“ (französisch für „Vollblut“, so hießen auch Modelle von Bugatti) das Grand-Prix-Auto nach altem Vorbild neu. Die Repliken sind deutlich günstiger als die Originale.
Vor dem Kauf eines T35 sollte man sich in gut unterrichteten Kreisen erkundigen, bei wem man kaufen kann. „Experten kennen die Autos, die gut sind. In groben Zügen ist von allen noch existierenden T35 bekannt, welches Auto wem gehört“, sagt Kruta. Wer sich mit dem Gedanken an einen Kauf trägt: Bugatti empfiehlt auf Anfrage Spezialisten in England und Frankreich. Denn, wenn schon ackern, schwitzen und strahlen, dann auch in einem mehr als 80 Jahre alten Original.
Zweisitziger, offener Rennwagen | |
Radstand: | 2,40 Meter |
Gewicht: | 750 Kilogramm |
Motor: | 8 Zylinder-Reihenmotor |
Leistung: | 88 kW/120 PS |
Ersatzteilpreise: | Kosten für Motor T35 (ohne Kompressor): ca. 150.000 EuroKosten für Getriebe T35: ca. 50.000 Euro (beides z.B. angefertigt von Gentry) |
geschrieben von sp-x veröffentlicht am 05.09.2014 aktualisiert am 05.09.2014
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