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Mercedes-Benz
Er war rund acht Jahre lang eine der teuersten Notierungen in der Preisliste von Mercedes-Benz – der SL der Baureihe W113. Zwischen 1963 und 1971 gebaut, war er ein Symbol der aufstrebenden Wirtschaftskraft in der noch jungen Bundesrepublik. Wenn ein solches Modell in der Hauseinfahrt stand, wussten vorbeikommende Passanten: Hier ist jemand, der den Aufstieg geschafft hat. Exakt 20.950 Mark waren im Frühjahr 1968 für einen 280 SL zu überweisen. Ein solider Opel Rekord, auch kein mickriges Auto zu dieser Zeit, war für weniger als 8.000 Mark zu haben.
Die für das Fahrzeug häufig verwendete Bezeichnung „Pagode“ geht auf die Tatsache zurück, dass der W113 auch ohne Verdeck bestellt werden konnte – und das nicht nur für den Export. 1968 wurden für den Wegfall des Stoffpakets 380 Euro Aufpreis fällig in Verbindung mit dem dann obligatorischen Hardtop, eben dem Pagodendach. Dieses auf Wunsch mit installierter Rücksitzbank dann viersitzige Modell war wegen seines häufigen Verkaufs in die USA, und hier vor allem nach Kalifornien, auch als California-Variante bekannt. Unsere zwecks Probefahrt aufgetriebene Offerte aus Hürth ist tatsächlich ein solches US-Exemplar.
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Armin Loo vom AAC Automobilhandel möchte gerne 40.000 Euro für seinen 280 SL mit Schaltgetriebe haben. Wer mit etwas weniger Leistung leben kann und einen 230er oder seltenen 250er in Betracht zieht, wird real auch für 30.000 Euro fündig – somit zählt der W113 durchaus zu den noch bezahlbaren automobilen Perlen am Markt.Die Investition ist vor allem unter dem Gesichtspunkt steigender W113-Kurse interessant. Aber Achtung! Während die Technik um Fahrwerk und Motor meist problemlos ist, sollte beim Kauf unbedingt auf den Zustand der Karosserie geachtet werden. In puncto Korrosion war der W113 keinen Deut besser als die günstigeren Mercedes-Familienmitglieder zu dieser Zeit. Da machen Kotflügel und Radläufe noch die geringeren Probleme; richtig teurer wird die Behebung von Schäden schlecht zugänglicher Bereiche, wozu beispielsweise die Verstärkung der Stirnwand zählt. Auch diverse Träger werden gerne von der braunen Pest befallen, also unbedingt auf die Hebebühne mit dem Wunschkandidaten, vor allem, wenn der Preis verdächtig günstig erscheint. Immerhin tummeln sich zahlreiche Blender in den einschlägigen Autobörsen. Obwohl der SL ja von Natur aus eher ein Cruiser ist, sind die Ausführungen mit mechanischem Schaltgetriebe besonders beliebt.
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Der 280 SL von Armin Loo verfügt über eine Viergangbox. Gegen Aufpreis waren sogar Fünfgänger zu haben. Klar: Wer auf Automatik verzichtet, erhält das sportlichere Auto. Zumindest aber verströmt der so typisch nach Mercedes-Sechszylinder klingende Zwoachtziger eine dezent sportliche Note. Das Fahrwerk mutet jedoch eher kommod als drahtig an, und die Schaltung arbeitet zwar präzise, aber nicht gerade knackig. Immerhin, der Hebel gleitet für ein Fahrzeug der Sechziger erstaunlich exakt durch die Gasse, solange man ihn gemächlich führt. Bei hektischem Umgang bleibt man garantiert hängen. Allzu hektisch sollte man mit dem Genießer-SL ohnehin nicht unterwegs sein, wenngleich er Kurven durchaus agil umrundet – dies gilt natürlich nur unter Berücksichtigung der Bauzeit. An elektronische Vortriebshilfen war natürlich noch nicht zu denken, und das Fahrverhalten ist im Grenzbereich sogar tückisch. Besondere fahrerische Künste verlangt dieser SL seinen Besitzern im alltäglichen Umgang jedoch nicht ab. Falls man eine Ausgabe mit Servolenkung erwischt (1968 gegen 510 Mark Aufpreis zu haben), avanciert der knapp 4,30 Meter lange Traumwagen sogar zu einer Art Stadtauto. Auch die Übersicht geht durchaus in Ordnung.
Es ist schon ein wenig skurril, wenn das Kombiinstrument im bestens bekannten Mercedes-Nadelstreifen einen Drehzahlmesser enthält, da doch selbst die großen Limousinen auf dieses damals exotische Feature verzichten, mal abgesehen vom sündhaft teuren 300 SEL 6.3. Das Cockpit präsentiert sich übersichtlich, und die Konsole wirkt eher spartanisch. Kein Wunder – viel zu bedienen gab es nicht. Selbst wenn man zusätzliches Geld ausgeben wollte, die Sonderausstattungsliste beim W113 war kurz, zumindest waren keine nennenswerten technischen Gimmicks verfügbar.
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Statt Leder war MB-Tex (Kunstleder) an der Tagesordnung, echte Rindshaut gab es nur bei den großen Coupés als Selbstverständlichkeit mit auf den Weg. Über die Aufreger von damals schmunzelt der Autofan heute: Bremsscheiben hinten, Knautschzone und immerhin erster SL mit wahlweise Automatikgetriebe. Wer mit dem schwäbischen Klassiker liebäugelt, sollte gut überlegen, ob er nicht doch die leichtere (und praktischere) Variante ohne Verdeck bevorzugen will. Denn bei einem Regenschauer bleibt mit der Hardtop-Ausgabe bei offener Fahrt nur die Flucht unter die nächste Brücke. Und Regen sieht man hierzulande doch deutlich häufiger vom Himmel strömen als einen SL dieser Zeit auf der Straße.
Mercedes 280 SL – Technische Daten:
Zweitüriger Roadster
Länge/Breite/Höhe: | 4,29 Meter / 1,76 Meter / 1,31 Meter |
Radstand: | 2,40 Meter |
Motor: | 2,8-l-Sechszylinder-Otto mit Benzineinspritzung |
Leistung: | 125 kW/170 PS |
maximales Drehmoment: | 240 Nm bei 4.500 U/min |
Vmax: | 200 km/h |
Beschleunigung: | 0-100 km/h in 11 s |
Ehemaliger Neupreis (1968): | 20.950 DM |
Heutiger Marktpreis nach Classic Data:
Note 2: 61.600 Euro
Note 3: 34.600 Euro
Note 4: 21.100 Euro
Chronik:
1963: Die SL-Baureihe W113 wird vorgestellt, Einführung als 230 SL
1966: Einführung des 250 SL
1967: Der 250 SL wird durch den 20 PS (jetzt 170 PS) stärkeren 280 SL ersetzt
1971: Die Baureihe läuft nach knapp 50.000 Exemplaren aus
Ersatzteilpreise:
Hinterachsgehäuse: ca. 635 Euro
Kupplungsscheibe: ca. 110 Euro
Windschutzscheibe: ab 165 Euro
geschrieben von auto.de/(sp-x) veröffentlicht am 09.01.2014 aktualisiert am 09.01.2014
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