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VW
Volkswagen Golf? Gehört für einen in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Bürger mit einem Funken Autoaffinität zur Lebensgeschichte. Selbst wer zu den andersdenkenden Autokonsumenten gehört und bewusst einen Franzosen oder Japaner fährt, hat sich höchstwahrscheinlich ebenso mit dem Phänomen Golf auseinandergesetzt. Als der Golf die Marktbühne betrat, ging es Volkswagen eher schlecht als recht – der Käfer war Anfang der Siebziger hoffnungslos veraltet mit luftgekühltem Boxer im Heck, die Konkurrenz fuhr davon mit Frontantrieb, Frontmotor und Wasserkühlung.
Mit gut 3,70 Längenmetern und weniger als 800 kg Leergewicht macht der untere Mittelklässler einen quirligen Eindruck. Beschauliche 37 kW/50 PS oder 51 kW/70 PS mussten den Interessenten zur Markteinführung reichen, doch damit gehörte der Kompakte – damals verdiente das Segment die Bezeichnung noch – zu den durchaus ordentlich motorisierten Gefährten seiner Zeit. Mit 160 km/h über die leeren Autobahnen der Siebziger war selbst für Einsteiger möglich, die Beschleunigung hatte noch nicht den sicherheitstechnischen Aspekt wie heute, angesichts des weitaus geringeren Verkehrsaufkommens.
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Probieren wir es heute noch einmal: 70 oder 75 Pferdchen sollten es schon sein, um ordentlich mitschwimmen zu können im Verkehr. Die 75-PS-Version mit 1,6 Litern Hubraum wurde nur zwei Jahre gebaut – nämlich von 1975 bis 1977. Sowohl vorher als auch nachher musste die 51 kW/70 PS-Variante herhalten, wenn Performance gefragt, das Budget aber zu klein für den GTI war. Doch 1,5 wie 1,6 machen einen agilen Eindruck, wenn der Solex-Fallstromvergaser die Kapazitätsgrenze ausgeschöpft hat. Der kleine Einfach-Vierzylinder ist ein munteres Maschinchen, das durchaus Fahrspaß bereiten kann; nein, es muss nicht immer er rare und teure Einspritzer sein, der selbst auf renommierten Oldie-Ausfahrten für neidische Blicke sorgt.
Rar ist ein gutes Stichwort. Versuchen sie mal, einen frühen Golf I zu finden. Der Markt ist wie leergefegt, es gibt kaum originale Autos. Jan-Hendrik Linnenkamp, Vorstand der Golf I IG, schätzt den Bestand früher Ur-Golf auf vielleicht 20 Exemplare. Und die Preise sind gewürzt, da kann auch mal ein unberührtes Objekt für 16.000 Euro in den einschlägigen Fahrzeugbörsen auftauchen. Keine Frage, einen Golf I als Alltagsobjekt einzusetzen, wäre fast ein bisschen schade. Aus der Sicht des Gebotenen aber wäre es zumindest kein Problem.
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Den Verantwortlichen damals ist es gelungen, ein hinreichend großes Platzangebot auf begrenztem Raum zu schaffen. Man sitzt keineswegs beengt. Die Türen schließen mit einem Klang, als seien sie aus Pappe; die dürre Mittelkonsole sowie die zierlichen Armaturen lassen den Golf einige Klassen unter dem aktuellen Vertreter vermuten. Ähnliches gilt auch für die Sitze – trotzdem kann man ein paar hundert Kilometer überleben, sogar im Jahr 2014. Eigentlich ist der Wolfsburger in Sachen Komforteindruck gar nicht so weit vom Polo II entfernt, der immerhin bis in die Neunziger angeboten wurde.
Doch dort gab es je nach Ausführung gar eine etwas modern wirkende LCD-Fläche für die Anzeige des optionalen Bordcomputers. Solche Art von Schnickschnack findet man im ersten Golf freilich nicht. Manche hatten nicht einmal zwei Anzeigeskalen im Instrumententräger, von einem Drehzahlmesser ganz zu schweigen. So befand sich neben dem Tacho meist die Uhr. Und klar, so richtig Flair erhält das Golf I-Erlebnis mit den flachen Pinnchen als Lenksäulenhebel. Diese verschwanden jedoch bereits Ende der Siebziger zugunsten von etwas solider geformten Ausgaben der Bedienhebel.
Apropos Uralt-Anmutung. Die ersten Basis-Gölfe verfügten nicht einmal über Scheibenbremsen vorn. So eine Variante heute noch zu finden, gleicht jedoch der Nadel-Suche in einem Heuhaufen: Nicht genug damit, dass die Kunden wohl selbst zu Neuzeiten meist die leistungsfähigeren Scheiben orderten, nein, viele haben sie nachträglich eingebaut. Es geht andererseits aber auch weniger spartanisch, denn auf Wunsch konnten die Käufer auch eine Klimaanlage bekommen gegen damals sündhaft teure 1.744 DM Aufpreis. Doch ein solches Modell müsste man wohl eher europa- wenn nicht gar weltweit suchen.
Also lieber auf die wesentlichen und typischen Dinge konzentrieren beim ausgestorbenen Erst-Golf. So ist der Choke bereits fast ausgelöscht aus den Köpfen der autofahrenden Jugend, und auch ein fehlender fünfter Gang löst irgendwie Faszination aus, die Faszination der Bescheidenheit eben. Sogar Rückfahrleuchten waren erst ab der Linie GL dabei, das riecht doch sehr nach Minimal-Automobilität zumindest bei den Grundausführungen.
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Mangelnde Vielfalt kann man der Baureihe dafür nicht nachsagen, neben dem 81 kW/110 PS starken GTI samt Sondermodell Pirelli mit dem zwei PS stärkeren 1,8-Liter gegen Ende konnten sparsame Naturen auch einen 37 kW/50 PS kräftigen Diesel bestellen, mit dem der Bestseller gar nicht so langsam unterwegs war. Grüne Plakette? Braucht er nicht, denn er darf schon acht Jahre lang H-Kennzeichen tragen. Der Golf I mit der offiziellen Bezeichnung „17“ feiert dieses Jahr seinen 40. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch, und auf dass die Baureihe uns noch lange erhalten bleibe.
Cronik des Golf I
1974: Die erste Generation des VW Golf kommt auf den Markt 1976: Die 81 kW/110 PS starke GTI-Version wird zusammen mit dem Diesel eingeführt 1978: Das erste Facelift: Der Golf bekommt jetzt Stoßstangen mit Kunststoffeinlagen 1980: Das zweite, umfangreiche Facelift – es gibt größere Rückleuchten sowie eine Überarbeitung des Innenraumes 1982: Ein Jahr vor dem Auslaufen der Modellreihe legt Volkswagen einen Turbodiesel mit 51 kW/70 PS nach |
Volkswagen Golf S/LS – Technische Daten:
Zwei-/viertürige Kompaktklasse | ||
Länge/Breite/Höhe (m): | 3,71/1,61/1,41 | |
Radstand: | 2,40 | |
Motor: | 1,6-l-Vierzylinder-Otto mit Solexvergaser | |
Hubraum: | 1585 ccm | |
Leistung: |
55kW/75 PS |
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max. Drehmoment: | 117 Newtonmeter bei 3.200 Umdrehungen pro Minute | |
Höchstgeschwindigkeit: | 165 km/h | |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 12.0s | |
Ehemaliger Neupreis (1975) | ab 9.535 DM | |
Heutiger Marktpreis nach Classic Data: |
Note 1: 9.900 Euro Note 2: 5.600 Euro Note 3: 3.100 Euro |
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Ersatzteilpreise: |
Querlenker: ca. 30 Euro Wischwasser-Pumpe:ca. 12 Euro Heckklappen-Lift / Gasfeder: ca. 10 Euro |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 03.07.2014 aktualisiert am 03.07.2014
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