Oldtimerrallye durch Deutschland: Das längste Museum der Republik

Sie bleibt eine der bekanntesten Oldtimerrallyes Deutschlands, die „2000 Kilometer“. In diesen Tagen findet sie bereits zum 21. Mal statt – und führt im Uhrzeigersinn durch die Republik. Am vergangenen Sonntag startete das Feld von Hannover aus – am Samstag, den 11. Juli erreichen die Teilnehmer nach mehr als 2 300 Kilometern das Ziel in Düsseldorf.

Die als Zuverlässigkeitsfahrt ausgelegte Rallye wurde 1989 in Reminiszenz an das 1933 und 1934 ausgeschriebene Rennen „2000 km durch Deutschland“ aus der Taufe gehoben. Im Gegensatz zum sportlichen historischen Vorbild, das 1935 bereits von den Nationalsozialisten verboten wurde, steht heute jedoch der touristische Aspekt im Vordergrund.

Ursprünglich wurde die Distanz in den 30er-Jahren nonstop gefahren – auf abgesperrten Strecken. Heute hingegen lässt man den Fahrzeugen etwas mehr Zeit. Immerhin hat das älteste Modell, ein Hispano Suiza, bereits 88 Jahre auf dem weißen Blech. [foto id=“91970″ size=“small“ position=“left“]“Beim Prolog, zu dem wir auch zahlreiche Gastfahrer begrüßen konnten, so dass insgesamt 119 Fahrzeuge auf die Strecke gingen, rollte gar ein Ford T-Modell von 1917 mit“, freut sich Lars Döhmann. Er organisiert die Rallye gemeinsam mit Horst-Dieter Görg, der für das Roadbook verantwortlich zeichnet, für das mehr als ein Jahr Vorbereitungszeit einkalkuliert wird. Zusätzlich zu den Teilnehmern waren im Rahmen des Prologs noch 400 Klassiker zum Expo-Gelände in Hannover gekommen, was der 60 Kilometer langen Schleife westlich und südlich der niedersächsischen Landeshauptstadt den Charme eines kleinen Oldtimertreffens gab. Eine gute Idee auf jeden Fall, die noch weiter ausgebaut werden dürfte – mit einem größeren Teilemarkt beispielsweise. Dass damit auch gewisse „Berührungsängste“ zwischen arrivierten Rallyeteilnehmern und „Neulingen“ speziell aus der immer mehr aufblühenden Youngtimerszene abgebaut werden, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

Er ist nämlich durchaus spürbar, der Generationswechsel: Fahrzeuge wie der Mercedes W 123, der Opel Commodore C oder auch der Trabbi, die noch vor kurzem als Alltagsautos bewegt wurden, sind mittlerweile in die Jahre gekommen und zählen nicht nur dem Alter nach zu den Oldtimern. Ein gutes Beispiel ist hier gerade der VW Bus, dessen dritte Generation – die im Gegensatz zu den beiden Vorgängermodellen recht kantig geriet – 1979 debütierte. Während noch zahlreiche dieser Nutzfahrzeuge auf Baustellen oder in Garten- und Landschaftsbetrieben verschlissen werden, sind frühe Modelle mit ihren 30 Jahren auch offiziell als Oldtimer respektiert. Anlässlich des runden Geburtstags des als „T3“ bekannten Modells nahm das Heritage-Team von Volkswagen Nutzfahrzeuge mit einem zweifarbigen Fensterbus an der Rallye teil, sowie mit einem blauweißen „Samba“ der ersten Transportergeneration.

Vor allem der Samba galt den Zaungästen der Rallye als lohnendes Fotomotiv. Gelegenheit zur genaueren Betrachtung boten und bieten grundsätzlich die diversen Durchfahrtskontrollen, die für die Teilnehmer Pflicht sind: leere Stempelfelder bringen Strafpunkte, wie auch Fehler bei den Zeitprüfungen. Hier gilt es, einen kurzen Streckenabschnitt möglichst in der vorgegebenen Zeit zu absolvieren. [foto id=“91971″ size=“small“ position=“right“]Für zusätzlichen sportlichen Reiz sorgen darüber hinaus zwei Gleichmäßigkeitsabschnitte auf einer ehemaligen Bergrennstrecke am Bodensee sowie einem Fahrsicherheitszentrum in der Schweiz. Zwei möglichst identische Runden sind das Ziel – das Tempo bestimmt der Fahrer selbst. Das gibt beispielsweise den zahlreichen Porsche, Mercedes SL oder italienischen Sportwagen vom Schlage eines Ferrari 308 GTS Targa die Chance, den Pferdestärken etwas Auslauf zu verschaffen.

Gerade die Mischung aus edlen Karossen vergangener Jahrzehnte, Traumwagen der Wirtschaftswunderzeit und poppig lackierten Youngtimern der 70er Jahren macht den Reiz der „2000 Kilometer“ aus, die als rollendes Museum einige der schönsten Regionen der Republik durchquert, bevor am Samstag die Zielflagge fällt. Zu sehen sein wird der Tross noch auf der Strecke von Friedrichshafen über Meßkirch, Villingen-Schwenningen, Freudenstadt und Tübingen nach Stuttgart am Donnerstag, sowie am Freitag bei der Fahrt durch den Kraichgau, den Odenwald und das Rhein-Main-Gebiet nach Bad Honnef, bevor am Finaltag nach einer Gastrunde durch die Niederlande auf der Düsseldorfer Automeile die Zielflagge fällt.

Bereits jetzt steht zudem der Termin für 2010 fest: am 10. Juli ist Hannover wieder der Startpunkt – und auch das Ziel eine Woche später. Nach mehr als „2000 Kilometern durch Deutschland“. Weitere Informationen zu den einzelnen Etappen sowie zur Spendenaktion „Oldtimerfreunde zeigen Herz“ zugunsten eines mobilen Gesundheitsdienstes in Togo – als Hauptpreis im Wert von knapp 4 000 Euro winkt die Mitfahrt im Peugeot 304 von 1971 im kommenden Jahr – finden sich unter: www.2000km.com.

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