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Opel
Mit dem Opel Kadett C muss man sich schon etwas beschäftigen, um in diesem unauffälligen Auto, dem man in den Achtzigern zuletzt als Massenphänomen begegnete, einen interessanten Klassiker zu sehen. Wer sich heute für den Kompaktklässler interessiert, kann jedenfalls ab unter 2.000 Euro einen günstigen fahrbaren Untersatz ergattern, der immer mehr Hingucker-Faktor erlangt. Aus dem alltäglichen Straßenbild ist er schließlich längst verschwunden; wie jeder Kadett hatte auch der C die Phase, als die letzten heruntergerittenen Exemplare als billigste Kurzzeit-Mobillösung ihrem Fristen auf dem Schrottplatz entgegensehen konnten.
Da trifft man sie übrigens längst nicht mehr an. Eher bei den Fans: Es existiert eine große, wenn auch gespaltene Opel-Oldieszene. Viele Tuner treiben ihr Unwesen und Klassiker-Liebhabern damit die Tränen in die Augen; aber es gibt auch erfreuliche Beispiele in den einschlägigen Gebrauchtwagenbörsen. [foto id=“453635″ size=“small“ position=“left“]Hier findet man unberührte Kadett C-Exemplare für deutlich unter 5.000 Euro mit guter Substanz und TÜV-Fähigkeit. Allerdings ist die Rede von den Brot-und-Butterausgaben bis 1,2 Litern Hubraum und 60 PS. Am anderen Ende der Fahnenstange steht der 105 PS starke GT/E respektive 2000 (115 PS).
Den noch vor dem Golf GTI erschienenen heißen Kadett-Ableger trifft man heute selten an, so dass er zur exklusiven Angelegenheit geworden ist. Mit fast 200 km/h Spitzentempo und deutlich unter neun Sekunden Standard-Sprint ist er sogar für heutige Verhältnisse zügig unterwegs. Davon können die Basisvarianten natürlich nur träumen; doch sie fahren angenehmer, als die Werksangaben suggerieren.
Um die kleine Zeitreise etwas plastischer zu gestalten, muss natürlich eine Probefahrt her. Zwei Exemplare – eine 55 PS starke Limousine der späten Serie sowie ein früher Kombi mit 60 PS und Wandlerautomatik stehen zur Verfügung. Wie so viele Autos der Siebziger fährt der Kadett C recht unspektakulär. Keine Spur von Schwerstarbeit hinter dem Steuer – allerdings auch keine Anflüge von Komfort. Servolenkung? Fehlanzeige, aber die braucht man bei unter 900 kg Leergewicht auch nicht. [foto id=“453636″ size=“small“ position=“right“]Der 1,2-Liter mit 55 Pferdchen reißt keine Bäume aus, aber treibt den Hecktriebler angemessen voran. Dass runde 20 Sekunden Beschleunigungszeit nicht wie eine Ewigkeit wirken, muss an der lebhaften Geräuschkulisse liegen. Dämmung war vor fast vierzig Jahren eben genauso ein Fremdwort wie Elektronik im Auto.
Einen Hauch von Komfort bescherte immerhin der gegen etwas weniger als 1.000 DM extra lieferbare Wandlerautomat mit drei Stufen. Ihn im Auto zu haben bedeutete zwar noch etwas schlappere Fahrleistungen, aber dafür auch wohlige Entspannung.
Und schlecht agiert das elektronikfreie Getriebe nicht – ganz im Gegenteil. Fast unmerklich wechselt der Kombi die Gänge. Schon kurz vor dem Ortsausgangsschild ist die dritte Fahrstufe eingelegt und bleibt vorerst aktiv. Auch auf der Autobahn tut sich nichts mehr, man rollt bei Richtgeschwindigkeit mit Höchstdrehzahl über den Asphalt, was aus heutiger [foto id=“453637″ size=“small“ position=“left“]Sicht fast etwas besorgniserregend erscheint. Doch das ist ohne thermische Malaisen offenbar auch längere Zeit möglich. Fahrer moderner Wagen sind das einfach nicht mehr gewöhnt, plätschern sie doch meist mit lachhaften 2.000 Touren durch die Gegend.
An die dünnen Sitze jedoch gewöhnt man sich schnell, und die fehlende Armlehne vermisst man kaum. Dann eher schon den nicht vorhandenen rechten Außenspiegel, wobei man vielen Oldies zugutehalten muss, dass sie einfach übersichtlicher sind als neue Autos und daher eine Kamera-Vollausrüstung, wie es anno 2013 selbst bei vielen Kleinwagen, nicht nötig ist.
Das ist aber lange kein Grund, beim Caravan auf die hinteren Türen zu verzichten – eine Mode, die bei Opel sogar noch bis in die Achtziger an der Tagesordnung war: Richtig, es gab sogar den Kadett E noch als zweitürigen Kombi. Bei umgeklappter Rückbank ist es eben auch mal schön, etwas durch die hinteren Türen zu reichen. Dem Oldtimer sei es verziehen. Witzige Karosserievarianten gibt es beim Kadett C übrigens zur Genüge – wie wäre es beispielsweise mit dem luftigen Aero? Die nicht sonderlich hübsch anzusehenden Cabrio-Vorläufer sind inzwischen absolutes Kulturgut und entstammen, wer hätte es gedacht, der Firma Baur. [foto id=“453638″ size=“small“ position=“right“]
Lange Zeit ein begehrenswertes Objekt vieler Jugendlicher war natürlich das Coupé, das mittlerweile hohe Preise erzielt. Dann natürlich in Verbindung mit einem kräftigen Motor, und die Sünde ist perfekt. Auf fast zwei Millionen Einheiten hat es Opel gebracht mit seinem Kadett C – wenn man alle Ausführungen auch unter den anderen Markennamen mitzählt, dürften es deutlich mehr sein. Immerhin fuhr das GM-Produkt auch als Holden auf australischen Straßen und war ein echtes Weltauto. In vielen südamerikanischen Staaten lebte die Plattform weiter, als hierzulande kaum noch jemand an den C dachte, und der Chevrolet Chevette wurde natürlich auch in den USA verkauft. Doch auch in Europa selbst war der simple Kadett ein nachgefragtes Stück Blech. Ein Erfolg, wie ihn Opel dringend mal wieder gebrauchen könnte.
1973: | Opel führt den Kadett C in den Markt ein |
1975: | Vorstellung des sportlichen Topmodells GT/E |
1976: | Einführung des offenen Kadett Aero |
1979: | Opel lässt den Kadett C in Deutschland auslaufen |
1998: | Die Kadett C-Plattform stirbt mit Auslaufen des Chevrolet Chevette in Lateinamerika, zuletzt gebaut als spezielle Taxiversion |
Zwei-/viertürige, fünfsitzige Limousine respektive Kombi der Kompaktklasse | |
Länge: | 3,89 Meter |
Breite: | 1,58 Meter |
Höhe: | 1,37 Meter |
Radstand: | 2,39 Meter |
Benziner: | 1,2-l-Vierzylinder-Otto 38 kW/52 PS |
maximales Drehmoment: | 78 Nm bei 3.400 U/min |
Vmax: | 139 km/h |
0-100 km/h: | in 20 s |
Durchschnittsverbrauch: | 9,5 l/100 km |
Neupreis 1976: | ab 9.095 DM |
Heutiger Marktpreis: | zwischen 2.000 und 20.000 Euro je nach Zustand und Version |
Benzinpumpe: | etwa 50 Euro je nach Anbieter |
Stoßdämpfer: | etwa 60 Euro je nach Anbieter |
Bremsbelegsatz: | etwa 30 Euro je nach Anbieter |
geschrieben von auto.de/(sp-x) veröffentlicht am 14.02.2013 aktualisiert am 14.02.2013
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