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Jürgen Winkler – Das 41. ADAC Zurich 24h-Rennen drohte in sintflutartigen Regenfällen zu ersaufen. Ein endzeitliches Unwetter sorgte für entthronte Favoriten, enttäuschte Fahrer, einen strahlenden Sieger – und die erfolgreiche Premiere der Opel Astra OPC unter extremen Wettkampfbedingungen
Hier sehen Sie Fotos vom 41. ADAC Zurich 24-h-Rennen in der Grünen Hölle
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Am Pfingstmontag gegen 17 Uhr rollte der Mercedes-Benz SLS AMG GT3 vom Team Black Falcon als Sieger über die Ziellinie. Offizielle Zeit: 24:05:27 – abzüglich einer Pause von neun Stunden und 35 Minuten. Denn das berüchtigte Eifel-Wetter hatte wieder zugeschlagen.
Am Tag zuvor begann [foto id=“467545″ size=“small“ position=“right“]es kurz nach dem Start um 17 Uhr zu tröpfeln. Bis zum Abend verdichtete sich der leichte Regen zu heftigen Schauern und Wolkenbrüchen. Je tiefer die Sonne sank, desto heftiger rauschte das Wasser über den Nürburgring. Die Grüne Hölle wurde zum Flutkanal. Und damit die Fahrer wirklich nichts mehr sehen konnten, legte ein ruheliebender Waldgeist dichte Nebelschwaden über die Rennstrecke. Nichts ging mehr. Gegen 22:45 Uhr entschied die Rennleitung: Abbruch.
Die apokalyptischen Sturzbäche trommelten die ganze Nacht auf Dächer und Zelte. Erst am nächsten Morgen schwächten sie sich ab und gingen in normalen Regen über. Am Montag um 8:20 Uhr durften die Fahrer endlich wieder auf die Strecke. Inzwischen war es herbstlich kühl geworden. Merke: Wenn du in die Eifel fährst, vergiß den dicken Pullover nicht, egal, zu welcher Jahreszeit.
Durch die nächtliche Unterbrechung wird das 41. ADAC Zurich 24h-Rennen mit 88 Runden als zweitkürzestes 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring in die Geschichte eingehen. Nur 1992 fuhr man zwölf Runden weniger, ebenfalls wetterbedingt. Immerhin durften die Teams in diesem Jahr in der Zwangspause ihre Autos reparieren.
Das siegreiche Black-Falcon-Team mit Bernd Schneider, Jeroen Bleekemolen, Sean Edwards und Nicki Thiim gewann das Rennen verdient. Vor allem Bernd Schneider hatte Grund zum Feiern. Noch nie war es ihm gelungen, ein Rennen auf dem Nürburgring zu beenden. Jetzt kam er endlich bis ans Ziel – und auch noch als Sieger.
Aufregend war der Kampf um Platz zwei. Maxime Martin, Andrea Piccini, Yelmer Buurman und Richard Göransson (BMW Sports Trophy Team Marc VDS, Startnummer 25) verhinderten in den letzten 40 Minuten mit ihrem BMW Z4 einen Dreifacherfolg von Mercedes. In einer spektakulären Aufholjagd verdrängten sie zuerst den Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Lance David Arnold, Alexander Roloff, Jan Seyffarth und Thomas Jäger von Platz drei; danach schoben sie sich am SLS AMG GT3 von Klaus Graf, Thomas Jäger, Jan Seyffarth und Nico Bastian vorbei auf Rang zwei. Die beiden Mercedes-Teams von Rowe Racing rutschten dadurch auf die undankbaren Plätze drei und vier.
Vorjahressieger Audi konnte seinen[foto id=“467546″ size=“small“ position=“left“] Titel nicht verteidigen. Frank Stippler, Mike Rockenfeller, Marcel Fässler und Markus Winkelhock fuhren mit ihrem Audi R8 LMS ultra (Phoenix Racing, Startnummer 1) auf Rang fünf. Die Top Ten wird komplettiert durch Dirk Adorf, Claudia Hürtgen, Jens Klingmann und Martin Tomczyk (BMW Z4 GT3, BMW Team Schubert, Startnummer 20), Marc Lieb, Romain Dumas, Lucas Luhr und Timo Bernhard (Porsche 911 GT3 RSR, Manthey Racing, Startnummer 18), Michael Ammermüller, Frank Stippler, Ferdinand Stuck und Johannes Stuck (Audi R8 LMS ultra, Phoenix Racing, Startnummer 4), Frank Biela, Christer Joens, Luca Ludwig und Roman Rusinow (Audi R8 LMS ultra, Phoenix Racing, Startnummer 3) sowie Darren Turner, Stefan Mücke, Allan Simonsen und Pedro Lamy (Aston Martin Vantage GT3, Aston Martin Racing, Startnummer 7).
Das Favoritensterben traf nicht [foto id=“467547″ size=“small“ position=“right“]nur die Audi-Crew um Lokalheld Frank Stippler. Der Aston Martin Vantage GT3 mit Pedro Lamy trug zwar die Startnummer 007, er wurde auch von Daniel Craig persönlich ins Rennen geschickt und raste bis zur Unwetterpause tatsächlich wie das Höllenauto von James Bond an die Spitze. Doch nach dem Neustart vergriff sich das Team bei den Reifen, der Wagen wurde auf Platz zehn durchgereicht.
Der McLaren MP4-12C (Dörr Motorsport) mit Rudi Adams, Arno Klasen und Peter Kox musste mit rauchendem Motor neben der Piste abgestellt werden, bevor die erste Runde gewertet werden konnte. Etwas weiter schaffte es der Nissan GT-R Nismo G3 mit Michael Krumm, Kazunori Yamauchi, Michael Schulze und Tobias Schulze (Schulze Motorsport). Sein defekter Motor wurde in der Nacht gewechselt, nach 48 Runden war trotzdem Schluss.
Auch die eingeflogenen DTM-Stars konnten ihren Teams nicht immer helfen. Mike Rockenfeller, Martin Tomczyk und Augusto Farfus fuhren am Pfingstsonntag zuerst ein DTM-Rennen auf dem Brands Hatch Circuit in England. Von dort wurden sie zur Grünen Hölle geflogen – was den späten Start des 24-Stunden-Rennens erklärt. Doch nur Rockenfeller und Tomczyk schafften es unter die ersten Zehn; Farfus schied mit seinem BMW Z4 GT3 aus.
Ebenfalls am Start waren Rapper Smudo von den Fantastischen Vier (Scirocco TDI), Rallye-Fahrerin Jutta Kleinschmidt (Audi TT) und der gertenschlanke ex-Skispringer Sven Hannawald (Mercedes SLK). Smudo und Kleinschmidt kamen auch ins Ziel.
Dass auch Opel hier wieder mitfährt,[foto id=“467548″ size=“small“ position=“left“] liegt auf der Hand. Opel mischt sich am Nürburgring unter die eigene Zielgruppe. Das größte Autorennen Deutschlands ist für seine Publikumsnähe berühmt. Fahrer, Teams und Zuschauer sind eine Familie; Arroganz ist unbekannt. Wer mit seinen Stars plaudern will, ist willkommen, solange man nicht den Mechanikern im Wege steht oder die Fahrer mit endlosem Gequatsche davon abhält, sich aufs Rennen vorzubereiten.
Das 24-Stunden-Volksfest zieht sich rund um die Nordschleife: Zelt steht an Caravan an Bauwagen an Zelt, dazwischen lodern Lagerfeuer, groß genug, um ein Kalb zu grillen und das rauchige Fleisch mit Hektolitern Büchsenbier herunterzuspülen. Die Grüne Hölle ist wie Wacken: ohne Metal, aber trotzdem laut und feucht.
Bei der Motorsport-Premiere von Opel fuhren die Astra OPC im Gesamtklassement auf die respektablen Plätze 40, 46, 47, 65 und 115. Innerhalb der Klasse Cup 1 siegte der Opel Astra OPC mit Jürgen Fritzsche, Heinz-Otto Fritzsche, Thorsten Wolter und Werner Gusenbauer (Startnummer 303, Raceunion Teichmann Racing) vor dem Astra OPC mit ex-MotoGP-Fahrer Alex Teichmann sowie Hanno Luostarinen und Thomas Kroher (Startnummer 110, Kissling Motorsport).
Auch der legendäre Opel Manta[foto id=“467549″ size=“small“ position=“right“] (nur echt mit dem Fuchsschwanz auf dem Dach) mit Olaf Beckmann, Volker Strycek, Peter Hass und Jürgen Schulten, der eigentlich nicht mehr für die 24 Stunden zugelassen ist, aber seit Jahren mit einer Ausnahmegenehmigung am Rennen teilnehmen darf, hielt durch und kam auf Platz 98 – von immerhin knapp 180 Startern.
Warum Opel zum Motorsport zurückgekehrt ist, erklärt Motorsport-Chef Jörg Schrott in einem Satz: »Der Motorsport ist Teil der DNA von Opel«. Aber: »Das Engagenemt muss in die Zeit und zur Situation des Unternehmens passen. Deshalb haben wir uns für Kundensport, Breitensport und Nachwuchsförderung entschieden.« Diese Entscheidung fiel relativ schnell. »Ende 2011 wurde die neue Motorsportabteilung gegründet. Bis Juni 2012 wussten wir, wo wir uns engagieren.«
Und wo nicht – nämlich in der Formel 1: »Das passt nicht zur Marke und zur Situation des Unternehmens. Die Märkte müssen das Engangement auch annehmen. Formel 1 ist ein weltweiter Motorsport, Opel konzentriert sich aber auf die Märkte in Europa.«
Opel fährt im Motorsport zweigleisig: Rallye und Rundstrecken- bzw. Langstreckenrennen. In Deutschland mag das Publikum lieber die langen Strecken. Deshalb konzentriert sich Opel hier auf die Grüne Hölle: »Der Nürburgring ist so etwas wie die Hausstrecke der Rüsselsheimer. Wir haben hier unser Entwicklungszentrum, die OPC-Autos werden auf der Strecke validiert und feingetunt. Die Nordschleife ist einmalig auf der ganzen Welt. Obwohl die VLN [VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring] nur auf der Nordschleife ausgetragen wird, ist sie eine international anerkannte Rennserie. Da ist es sinnvoll, hier zu starten.«
Trotzdem ist der Rallye-Sport für Opel[foto id=“467550″ size=“small“ position=“left“] wichtiger als der Rundstreckensport. Das hat strategische Gründe. Im geographischen Dreieck zwischen Nord-, Süd- und Osteuropa, dem Kernmarkt von Opel, ist er viel beliebter. »Hinzu kommt, dass die FIA mit den neuen Regeln und den R-Klassen konstante Bedingungen und sehr gute Einstiegsmöglichkeiten bietet. Das hat den Vorteil, dass man ein Auto zentral entwickeln und überall einsetzen kann.«
Für den Weg zurück an die Spitze, wo Opel einst mit Walter Röhrl stand, gibt es klare Vorstellungen: »Das Programm im Rallye-Sport kann man mit einer Pyramide in vier Stufen vergleichen. Die erste Stufe sind der ADAC Opel Cup in Deutschland und der Adam Ralley Cup in Frankreich. 2014 folgt der Adam in R2-Konfiguration. Die Stufen drei und vier wären möglicherweise Einsätze der nächsten Generation des Corsa. An der Spitze der Pyramide kann man sich irgendwann eine Rallye-Meisterschaft mit dem Corsa R5 vorstellen.«
Wann das sein wird, wird nicht verraten. Opel will die Entwicklung beobachten und gegebenenfalls korrigieren, wenn bestimmte Märkte positiv reagieren – oder negativ. Die ersten Feedbacks sind jedenfalls erfreulich. Opel plante die Produktion von 20 Adam Cup Fahrzeugen. Wegen der großen Nachfrage wurden 41 Autos gebaut, 24 für Deutschland und 17 für Frankreich. Angefragt waren über 80.
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geschrieben von auto.de/win veröffentlicht am 23.05.2013 aktualisiert am 23.05.2013
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