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Die ostfriesische Nordseeinsel Langeoog ist seit 1949 anerkanntes Heilbad. Bei jährlich rund 200.000 Übernachtungen und zusätzlich 140.000 Tagesausflüglern legt die Gemeinde extremen Wert darauf, den Touristen eine von Emissionen und Verkehrslärm unbelastete Umgebung zu bieten. Und so fahren auf der Insel (fast) keine Autos mit Verbrennungsmotor. Ausnahmen gelten nur für die Feuerwehr und den Rettungsdienst. Selbst der Dorfsheriff ist mit dem Fahrrad unterwegs. Was immer auf der Insel bewegt werden muss, wird seit Jahrzehnten mit Pferd und Wagen oder von Elektrotransportern befördert. Mit inzwischen rund 70 registrierten „E-Karren“, wie die Elektrotransporter von den Benutzern schlicht genannt werden, ist Langeoog inzwischen bundesweit einer der Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Und niemand käme hier auf die Idee, das Funktionieren dieses Systems in Frage zu stellen.
Doch, der Reihe nach. Alles fängt damit an, dass die Inselgemeinde den Transport der Fahrgäste, des Gepäcks und sämtlicher Güter sozusagen selbst managt. Neben der Inselbahn gehören dazu vier Fährschiffe und zwei Frachter. Und so beginnt der Transport bereits in Bensersiel, wo alles an Bord geht. Während die Reisenden dann mit der Inselbahn vom Langeooger Hafen abgeholt werden, organisiert die gemeindeeigene „Schiffahrt Langeoog“ die Logistik der Fracht.
Seit nunmehr fünf Jahren arbeiten zwei örtliche Speditionen eng mit dieser Gesellschaft zusammen und schleppen mit [foto id=“484602″ size=“small“ position=“left“]ihren E-Karren bis zu zwölf Tonnen schwere Anhänger zum Verteiler-Bahnhof bzw. direkt zu den Empfängern. „Was wir hier praktizieren, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Insellösung“, beschreibt Andreas Eckhardt, dessen Familie schon seit Jahrzehnten im Speditionsgewerbe arbeitet. Der 42-jährige Junior hat heute sechs Elektrotransporter im Einsatz.
Doch lassen sich mit den E-Karren tatsächlich alle Transportprobleme lösen? „Es geht viel besser, als man denkt. Mitunter kommen hier sogar komplette Dachstühle an, deren Transport wir abwickeln“, berichtet Eckhardt. „Der Auflieger erreicht mit dem Frachter die Insel. Und wir ziehen ihn dann mit den E-Karren an seinen Bestimmungsort. Alles überhaupt kein Problem“. Dazu[foto id=“484603″ size=“small“ position=“right“] muss man wissen, dass die Elektrotransporter bis zu 20 kW 32 PS Leistung haben, über eine 600 Ampere starke Batterie verfügen und knapp 4,2 Tonnen wiegen. Während die Optik der E-Karren eher unspektakulär wirkt, mag der Preis verdeutlichen, was sie können. Der Stückpreis der einzelnen Fahrzeuge, die sogar über eine Luftdruck-Bremsanlage verfügen, liegt bei 52.000 Euro. Bedenkt man, dass täglich bis zu 15 Anhänger vom Hafen abgeholt werden müssen, wird deutlich, dass die Elektrofahrzeuge tatsächlich echte Arbeitstiere sind.
Auch bei der Inselgemeinde selbst sind 15 E-Transporter im Einsatz, die beispielsweise für die Pflege der Anlagen oder das Einholen der Strandkörbe eingesetzt werden. Aber auch viele Handwerksbetriebe und selbst die Inselpost sind auf die strombetriebenen Transporter angewiesen, deren Batterien nach nächtlicher Ladung bis zu acht Stunden Leistung [foto id=“484604″ size=“small“ position=“left“]haben. Nicht zu vergessen sind die Getränkehändler oder Bäckereien, in deren Zuständigkeit auch die Belieferung von Gaststätten und Hotels fällt.
Unverzichtbar sind die E-Karren ebenso für den örtlichen Kofferservice, der noch einmal vier dieser Fahrzeuge im Einsatz hat und damit die Anlieferung oder Abholung des Urlaubsgepäcks übernimmt. Mit Ausnahme der Elektrotransporter und einiger Traktoren gibt es auf Langeoog aber auch einen Lkw vom Typ Mercedes-Benz Actros. Er ist im Eigentum der Inselgemeinde und wird dafür benötigt, um die Containermulden mit dem Hausmüll zum Frachter zu bringen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 30.09.2013 aktualisiert am 30.09.2013
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