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Laufsteg der Modemutigen und Flaniermeile der Schönen und Reichen – das ist die Königsallee in Düsseldorf. Auf der „Kö“ sieht man Menschen mit vollen Einkaufstüten vor penibel geputzten Schaufenstern, teuer gekleidete Damen, fröhliche Kinder in Designeroutfit und natürlich und vor allem immer wieder glitzernde Karossen, die sich bereits von weitem mit lautem Motor ankündigen. Kaum zu glauben, dass sich nur wenige Kilometer östlich dieses pulsierenden Herzens der Stadt ein ganz anderes Auto-Bild zeigt, eines, an dem so gar nichts blitzt oder funkelt. Wir fahren ins Neandertal, in dem nicht nur der Steinzeitmensch zuhause ist.
An einer verlassenen Straße bildet ein fast verstecktes und unscheinbares Tor den Eingang zu einer anderen Welt. Einem Paradies für Oldtimerenthusiasten mit dickem Fell, aber die Hölle für Q-Tip-Felgenputzer und Polsterreinigungs-Fanatiker. Auf einem nur scheinbar gänzlich verlassenen, bewaldeten Stück Land , das einem kitschigen Gemälde entsprungen sein könnte, liegt ein Autofriedhof. Und was für einer.
Passiert man das Tor und traut sich in den Wald hinein, stolpert man nach einigen Metern regelrecht über die ersten Fahrzeugleichen. Vergammelt, verrostet, zusammengesackt und verformt. Viele sind ausgeschlachtet, andere tragen noch die komplette Verglasung und haben alle Instrumente. Funktionstüchtig ist nichts mehr. Die heil gebliebenen Fensterscheiben sind milchig und erschweren neugierige Blicke ins Innere, die Reifen – falls vorhanden – sind tief in der Erde versunken.
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Eingekeilt zwischen Bäumen werden sie von Moos, Laub und Pilzen überwuchert und wirken wie Pflanzenkübel der etwas anderen Art. Bei einem dachlosen Trabant wächst sogar schon ein Baum aus dem Innenleben hervor, schwere Äste drücken an manchen Stellen auf die dünne Blechhaut der Oldies, trübe Scheinwerferaugen schielen den Betrachter an oder hängen weit aus den Höhlen. Daneben, darunter und darüber Artgenossen mit gleichem Schicksal. Keine Spur von einstigem Glanz. Die sich im Verfall befindlichen sterblichen Überreste sind zu skurrilen Gebilden geworden, die geheimnisvoll und unheimlich, gleichzeitig aber auch faszinierend wirken.
Einige Objekte haben zwar Teile ihrer bunten Lackflächen noch, dominierend sind jedoch mit grün und rost-rotbraun die Farben der umgebenden Landschaft, die langsam von den Wracks Besitz ergreift. Die Autos von damals hatten zwar massive Rahmen, jedoch garantiert keinen Korrosionsschutz, außer ein paar Chromresten ist häufig wenig übrig geblieben. Hat hier jemand das einst geliebte Blech einfach abgestellt und vergessen? Nein, das Ganze hat System und die Lizenz zum Verrotten Michael Fröhlich, Besitzer des Grundstücks und Herr über die morbiden Schönheiten.
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Zu seinem 50sten Geburtstag vor 14 Jahren beschenkte er sich selbst mit 50 Fahrzeugen. Alle 1950er-Baujahr, so wie er selbst. „Es ist mein eigenes Automobil-Museum, mein Automausoleum“, sagt er stolz und verdrückt beim Anblick seiner Schätze keine Träne des Bedauerns. Mittlerweile sind einige weitere End-Dauerparker dazugekommen. Sie sind (noch) besser erhalten und wirken aus der Ferne wie abgestellt, als wäre ihr Besitzer nur eben mal ausgestiegen. Kommt man näher, sieht man aber ihren wahren Zustand. Gut gehalten hat sich oftmals lediglich das Armaturenbrett, wo zum Teil sogar noch Tachonadeln erkennbar sind. Energie fließt hier allerdings längst nicht mehr.
Ein historischer Jaguar steht auf einem Stück Rennstrecke und liefert sich mit einem Porsche ein letztes ewiges Rennen. In unmittelbarer Nähe ruht ein Fahrzeug, das mehr als nur einen schnellen Blick benötigt, um identifiziert zu werden. Schuld daran ist nicht allein sein verwitterter Zustand, sondern seine nahezu nicht vorhandene Präsens hierzulande. Es handelt sich um einen Moskovich, stammt also aus russischer Produktion. Auch der Citroen 11 CV, der Jahrzehnte einem französischen Polizeichef gehörte, findet sich tief im Gestrüpp. So unterschiedlich die Fahrzeuge und ihre Geschichten auch sind, ähneln sie sich einander im Verfall nun immer mehr.
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In einer tiefen Waldkuhle steht einsam ein VW Bulli, seine Türen sind nur angelehnt und wirken fast einladend. Öffnet man sie jedoch, schlägt einem eine dermaßen muffige Luft entgegen, dass man schon viel Enthusiasmus aufbringen muss, um einen längeren Blick ins Innere des Kleinbusses zu werfen. Seine dicken Polstersitze sind aufgerissen und bieten allerhand Kleintieren Unterschlupf, die Gardinen sind voller Löcher. Und aus den umherwehenden Spinnenweben ließe sich locker eine große „Zuckerwatte“ drehen.
Sind die ersten Eindrücke erst einmal verdaut, fallen viele liebevolle und skurrile Details auf. Über dem Defender hat sich ein Fallschirm in den Ästen eines Baumes verheddert, eine alte Ente ist bis zum Dach mit leeren Sektflaschen gefüllt, an der Fahrzeugtür eines Rolls-Royce hängt eine stylische Sonnenbrille, die jedoch wie auch das Fahrzeug selbst komplett mit Erde beschmutzt ist.
Die ästhetische Faszination die von diesen Autos ausgeht mag nicht jeden berühren und mit der Wiederverwertungsrealität heutiger Schrottplätze hat dieser Friedhof nichts zu tun. Der „Skulpturen-Park“ ist etwas für Menschen, die im quasi natürlichen Verfall von Automobilen einen besonderen Reiz entdecken können. Michael Fröhlich sieht darin sogar einen künstlerischen Aspekt und will die Vergänglichkeit der Vehikel aufzeigen, deren letzte gemeinsame Ausfahrt das Unterholz zum Ziel hatte. Offenbar rostet wahre Liebe eben doch nicht.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 25.07.2014 aktualisiert am 25.07.2014
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