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Ford
Er ist groß, schwer, durstig und technisch längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit – und trotzdem sieht man ihn in den USA an jeder Straßenecke. Der F-150 ist des Amerikaners liebstes Auto, und mit der F-Serie dominiert Ford das gigantische Pick-up-Marktsegment seit mittlerweile fast drei Jahrzehnten unangefochten. Was für den deutschen Otto Normalverbraucher der Golf, ist für Joe Average deshalb ein Pritschenwagen, auf dessen gewaltigem Kühlergrill in den allermeisten Fällen eine große blaue Pflaume prangt.
Allein in den ersten zehn Monaten dieses Jahres hat Ford 468.700 Modelle aus der F-Serie zugelassen und damit den Spitzenplatz in der Statistik locker verteidigt. Das hat in Amerika bereits eine gewisse Tradition: Immerhin wird die F-Serie seit 1948 in der mittlerweile zwölften Generation ununterbrochen [foto id=“391168″ size=“small“ position=“left“]gebaut – und führt die US-Verkaufstabelle seit fast drei Jahrzehnten vor dem Chevrolet Silverado und dem Dodge Ram an.
Mit der europäischen Vorstellung von einem Allerweltsauto hat der F-150 allerdings nicht viel gemein. Zwar kostet er nicht einmal 24.000 Dollar und damit kaum mehr als ein Golf bei uns. Doch gibt es dafür mehr Auto, als man jemals brauchen wird: Obwohl er der kleinste in der Modellpalette ist, stellt er alle gängigen Pkw aus Wolfsburg, Köln oder Rüsselsheim locker in den Schatten: 6,36 Meter lang, zwei Meter breit und über 1,90 Meter hoch würde der Pritschenwagen, der modisch korrekt auf Alurädern mit bis zu 20 Zoll steht, auch einen VW Bus locker verdecken. Dazu gibt es ein stolzes Design, das unverhohlen mit den Muskeln protzt und beim riesigen Grill auf den ewigen Charme glänzenden Chroms setzt.
Natürlich gibt es die F-Serie auch mit handvernähtem Leder und fein poliertem Wurzelholz, mit allerlei Unterhaltungselektronik, als Sportmodell mit tief ausgeschnittenen Sitzen und roten Gurten oder im Harley-Davidson-Trimm. Doch zumindest das Basismodell des F-150 ist wie so viele preiswerte US-Autos innen [foto id=“391169″ size=“small“ position=“left“]eher grau und trist – aber immerhin hat man in der größten Kabine reichlich Platz: Für jede Sitzreihe gibt es eigene Türen und drinnen locken vorn zwei Sessel, die jedes Wohnzimmer schmücken würden. Dazu gibt es genügend Cup-Holder für ein kleines Flaschenlager, eine Mittelkonsole mit mehr Stauraum als eine europäische Abstellkammer, eine Klimaanlage, die selbst die Sahara auf arktisches Niveau kühlen oder den Sommer nach Alaska bringen könnte und Platz ohne Ende. Nur auf der Rückbank muss man sich ein wenig einschränken, weil die Lehne etwas steil steht. Dafür hat man weiter hinten Platz ohne Ende: Die Ladefläche würde auch als Parkplatz für den Smart taugen, und mit bald fünf Tonnen Anhängelast können die Amerikaner sogar ihre üblichen Leichtbauhäuser an den Haken nehmen.
Unter der Haube steckt in der Regel ein Motor, der in Deutschland Sportfahrern und Tankwarten gleichermaßen den Glanz in die Augen treibt: Schließlich gibt sich Ford nicht mit banalen Vierzylindern ab. Nein, was da nach dem Drehen des Zündschlüssels aus den Tiefen des mächtigen Vorbaus brabbelt, hat [foto id=“391170″ size=“small“ position=“right“]mindestens sechs und gerne auch mal acht Zylinder. Bis zu 6,2 Liter Hubraum und 411 PS sind möglich, und da haben die Tuner noch gar nicht angefangen.
Allerdings lernt auch der Golf der Amerikaner jetzt das Sparen – zumindest ein bisschen. Was in Wolfsburg Blue Motion heißt, das nennt der Amerikaner „EcoBoost“. Allerdings liegt die Betonung noch immer auf der zweiten Silbe. Denn Knauserkniffe wie eine Start-Stopp-Automatik oder ein regeneratives Bremssystem sucht man im F-150 vergebens. Stattdessen gibt es einen auf 3,5 Liter zurechtgestutzten Sechszylinder, der seinen Hubraumverlust mit Direkteinspritzung und Doppelturbo kompensiert. 365 PS und 570 Nm stark und in Zaum gehalten von einer sechsstufigen Automatik, bringt er den Pritschenwagen so flott in Fahrt, dass einem am Steuer fast die Luft wegbleibt: Wenn 2,5 Tonnen in nur 8,3 Sekunden auf 100 km/h gewuchtet werden, schlackern selbst Sportwagenfahrer mit den Ohren. Und dass bei 161 km/h schon wieder Schluss ist, stört daheim in Amerika niemand: Schneller als 75 Meilen oder 121 Kilometer pro Stunde darf zum Beispiel in Kalifornien ohnehin niemand fahren.[foto id=“391171″ size=“small“ position=“left“]
Während das butterweiche aber gar nicht mal so unbestimmte Fahrwerk die Insassen mit seinen Blattfedern auch über die schlechtesten Straßen schaukelt und einem der zuschaltbare Allradantrieb samt aufwendigem Kontrolldisplay im iPad-großen Cockpit über alle Hindernisse hinweg hilft, gleitet der F-150 ganz gelassen über den Highway. Der Drehzahlmesser fällt in Tiefen, die man sonst nur vom Diesel kennt, und der limitierende Faktor ist allein Fahrer. Denn auch wenn der F-150 die Normwerte von 15 Litern im Stadt- und 11 Litern im Autobahnverkehr in der Praxis nicht ganz schafft, kommt er mit einem überraschend vernünftigen Alltagswert von etwa zwölf Litern weiter, als es die stärkste Blase schafft. Immerhin hat der Tank ein Fassungsvermögen von 160 Litern und reicht für über 1 300 Kilometer. Aber Amerika ist ja auch ein großes und weites Land.
Pick-Up | |
Antrieb: |
V6-Benzindirekteinspritzer mit Doppelturbo 3.507 ccm Hubraum, 268 kW/365 PS |
max. Drehmoment: | 570 Nm |
0-100 km/h: | 8,3 s |
Vmax: | 161 km/h |
Verbrauch: | ca. 12 Liter |
CO2: | 286 g/km |
Preis: | 25.190 Dollar |
Alternative zu: | Chevrolet Silverado und Dodge Ram – und bei uns auch zum Kleinlaster und Ackerschlepper |
Passt zu: | Großstadtcowboys, Rinderbaronen und allen, die endlich mal ordentlich shoppen wollen |
Sieht gut aus: | vor dem Steakhouse, am Surfstrand oder am Fuß der Rocky Mountains |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 25.11.2011 aktualisiert am 25.11.2011
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