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Infiniti
„Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick.“ Nein, Mark Ansell spricht nicht von seiner Frau, sondern von einem Auto. Seit der Brite im Herbst letzten Jahres beim Tag der offenen Tür von Red Bull Racing in Milton Keynes war, ist es um ihn geschehen. Denn dort hat der Endvierziger zum ersten Mal den Infiniti FX gesehen.
Nicht das Auto, das jedermann zu Preisen ab 57.350 Euro wahlweise mit einem V6-Diesel von 238 PS, einem 320 PS starken V6-Benziner oder einem standesgemäßen V8-Motor mit 390 PS bestellen kann. Sondern die Sonderserie, die den Namen von Formel1-Weltmeister und Infiniti-Partner Sebastian [foto id=“427099″ size=“small“ position=“left“]Vettel trägt und viel mehr ist als ein normales Editionsmodell. Denn statt der üblichen Aufkleber und Zierleisten gibt es bei diesem Geländewagen tatsächlich ein paar Umbauten, die das S in Sport Utility Vehicle deutlich unterstreichen.
Das hat dem Unternehmensberater, der im Augenblick Porsche Cayenne fährt und jedes Jahr 100.000 Kilometer abspult, so imponiert, dass er noch Tags drauf einen Brief geschrieben, einen Scheck zur Anzahlung beigelegt und das Auto blind bestellt hat. „Da war der Wagen noch eine Studie, aber mir wir klar: Den will ich haben.“ So kam er als erster auf eine Liste, die mit jedem Auftritt von Sebastian Vettel ein wenig länger wird.
Menschen wie Ansell waren es, auf die Infiniti bei der Planung für den „FX by Vettel“ gesetzt hat. Denn erst nachdem ein paar mehr solcher Briefe eingegangen sind, haben die Japener vom Einzelstück für den Weltmeister auf eine kleine Serie umgeschwenkt und im März auf dem Genfer Salon die Produktion angekündigt. Aber es braucht eben auch ein gewisses Maß an Begeisterung und einen ebenso großen finanziellen Spielraum für die Unterschrift unter einen Kaufvertrag, auf dem in [foto id=“427100″ size=“small“ position=“right“]Deutschland 125.000 Euro stehen werden. Kein Wunder also, dass von den 50 Modellen für Europa bislang erst zehn fest bestellt sind und von den 150 für den Rest der Welt noch einige zu haben sein dürften.
Wie viel Ansell in England zahlen muss, hat ihm noch gar niemand gesagt, räumt der künftige Besitzer ein. „Aber ganz ehrlich? Im Prinzip spielt das auch keine Rolle.“ Wo andere Kunden womöglich auf die Palme gehen würden, sitzt der Erstbesteller auf dem Infiniti-Stand beim Festival of Speed in Goodwood und grinst bis zu den Ohren: „Seitdem ich als erster auf der Liste stehe, werde ich verwöhnt wie ein VIP“, freut sich der Autonarr. Erst haben sie ihn zur Weltpremiere des fertigen Autos auf den Genfer Salon eingeladen, jetzt macht er sich mit ein paar Kumpels ein nettes Wochenende in Goodwood, und jedes Mal gibt es Geschenke für ihn. Er ist in fast derselben Red Bull-Uniform gekleidet wie Sebastian Vettel, daheim auf seinem Schreibtisch steht das signierte Originallenkrad eines Formel1-Rennwagens und eben gerade gab es ein iPad in Karbonhülle, auf dem die Entwicklung seines Autos detailliert dokumentiert ist. Und sein Strahlen hat noch einen weiteren Grund. Nach der Sitzprobe in Genf durfte er jetzt zum ersten Mal mit dem FX fahren. „Zwar nur auf dem Beifahrersitz“, räumt Ansell ein. „Aber jetzt weiß ich, wie mein Wagen klingt, wie er sich anfühlt und dass ich ihn jetzt bald haben will.“
Taufpate und Entwicklungspartner Sebastian Vettel ist fast genauso aufgeregt wie der künftige Besitzer. Zwar hat er das Auto angeblich mitentwickelt und mit Designchef Shiro Nakamura um ein paar Details gerungen, sich für den kernigen Klang stark gemacht und so viel Karbon wie möglich an die Karosse pappen lassen, [foto id=“427101″ size=“small“ position=“left“]um Gewicht und cW-Wert zu verbessern. Doch war die Entwicklungsarbeit offenbar eher virtuell. „Denn gesehen habe ich das Auto noch nicht“, sagte der Weltmeister kurz vor seiner Jungfernfahrt vor ein paar Tagen beim Festival of Speed.
Anders als Ansell durfte er dort selbst ans Steuer und ausprobieren, wie viel mehr der FX in seinem Namen zu bieten hat. Immerhin haben die Japaner die Leistung des fünf Liter großen V8 mit tatkräftiger Unterstützung von Brabus in Bottrop auf 308 kW/420 PS gesteigert und einen Auspuff montiert, der so manchen Rennwagen beim Festival of Speed niederbrüllen kann. Außerdem liegt der weltmeisterliche FX jetzt deutlich strammer auf der Straße, verraten die Ingenieure und sind guter Dinge, dass damit die 300 km/h zu knacken sein sollten.
Das gelingt Vettel bei seinem Hill Climb nicht einmal ansatzweise. Die erste Fahrt auf den Hügel des Earl of March ist zugleich die Jungfernfahrt im eigenen Auto und wird in einem wenig weltmeisterlichen Tempo absolviert. Den Sprintwert von 5,6 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 lässt er unversucht [foto id=“427102″ size=“small“ position=“right“]und viel schneller als 130, 150 km/h wird er auf der ganzen Zwei-Kilometer-Strecke nicht. Macht nichts. Die Fans können ihm so besser zujubeln. Und um seinen Wagen richtig kennenzulernen, hat Vettel demnächst Zeit genug. Denn anders als Ansell kann er den FX bald daheim in die Garage stellen.
Dass er auf der Liste nur die Nummer zwei ist und Namenspatron Sebastian Vettel sein Auto deutlich vor ihm bekommen wird, damit kann Erstkunde Ansell gut leben. Denn erstens wird er bis zur Auslieferung seines FX wie ein VIP hofiert und „erlebt fast jede Woche eine neue Überraschung“. Und zweitens zählt Vettel für ihn sowieso nicht so richtig. „Der bekommt sein Auto ja zum Nulltarif, der erste zahlende Kunde bin ich“, redet sich der Unternehmensberater den Platz in der zweiten Reihe schön.
Nur dass er jetzt nochmal ein Dreivierteljahr warten muss, fällt ihm nach der ersten Probefahrt schwer. „Jetzt, wo ich weiß wie sich der Wagen anfühlt, würde ich ihn natürlich lieber heute als morgen auch mal fahren“, sagt Ansell. Doch ganz so dramatisch ist das Sache für ihn auch nicht. Erstens hat er ja immer noch seinen Cayenne. Und auch ansonsten ist die Garage gut gefüllt: Wer sechs Autoschlüssel am Bund trägt, der wird die paar Wochen Wartezeit jetzt auch noch rumkriegen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 13.07.2012 aktualisiert am 13.07.2012
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