Land Rover

Panorama: Land Rover – Seit 65 Jahren durch dick und dünn

Lord Aylesford hat einen stattlichen Vorgarten. Einen ziemlich stattlichen sogar. Denn der britische Adelige ist Herr über 300 Hektar Wald und Weideland, ein paar Weiher und Wasserläufe – und jede Menge Wild. Doch heute gehören seine Latifundien nicht den Herden von jungen Hirschen und den tausenden Fasanen, die hier sonst durchs Unterholz kreuchen. In diesen Tagen wühlen sich über 100 Land Rover durch das Terrain. Mit einem bislang nie dagewesenen Aufmarsch von Klassikern und Exoten, Einzelstücken und Sonderausführungen aller sechs Baureihen feiern die Briten auf dem Landsitz den 65. Geburtstag ihres ersten Modells und damit die Gründung der wohl berühmtesten Allradmarke der Welt.

Ort mit Geschichte

Dass diese Feier ausgerechnet im Vorgarten der Aylesfords stattfindet, [foto id=“465085″ size=“small“ position=“right“]hat einen guten Grund: Hier auf dem Landsitz nur einen Steinwurf entfernt vom Solihull hat Maurice Wilks damals da Gros der Testfahrten mit dem Prototypen „HUE 166″absolviert, bevor er am 30. April 1948 auf der Motorshow in Amsterdam das Tuch vom ersten Land Rover zog.

Feuchte Wiesen, die Furt neben der steinernen Brücke, schwere Ackerböden und das Unterholz der weitläufigen Wälder waren für Wilks das ideale Test-Terrain. Schließlich hatte der Chef-Ingenieur von Rover ein Auto im Sinn, wie es bis dato in England noch keines gab: Als Ersatz für den eigenen Willys Jeep und als Motor der Landwirtschaft wollte er einen „Rover für den Farmer, mit dem er überall hinkommt und alles machen kann – einen universellen Land Rover eben“,  zitiert ihn das Firmenarchiv.

Synonym für Geländewagen

Mit dieser Idee hatte er durchschlagenden Erfolg – und zwar nicht nur in Wales, den Schottischen Highlands oder eben auf den Packington Estates, sondern überall auf der Welt. Den im Nu wurde der Land Rover zum Synonym für den Geländewagen und erlangte einen Ruhm, dem ihm allenfalls noch der Jeep Wrangler, die Mercedes G-Klasse oder der Toyota Land Cruiser streitig machen können:[foto id=“465086″ size=“small“ position=“left“] Egal ob in Afrika oder in Asien, in Süd- oder Nordamerika oder in der Kolonie Australien – überall waren Farmer und Förster, Forscher und Freizeitabenteurer in den kantigen Kisten aus Solihull unterwegs. Und selbst die Monarchen ließen sich damit durch den Matsch chauffieren.

Universell einsetzbar und preiswert

Weil der Land Rover, der erst seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Defender heißt, nicht nur universell einsetzbar und vor allem preiswert sein sollte, sondern auch extrem robust, haltbar und leicht zu reparieren sein musste, hat Wilks eine schier unverwüstliche Konstruktion gewählt, an der sich bis heute kaum etwas geändert hat: Nach wie vor steht der Defender deshalb auf einem Leiterrahmen und hat eine Karosserie aus Alublechen. Nur der 37 kW/50 PS starke 1,6-Liter-Benziner aus den Kindertagen ist mittlerweile einem 2,2-Liter-Diesel mit 90 kW/122 PS gewichen – der mit seinen 145 km/h allerdings kaum schneller ist.

Über jeden zweifel erhaben[foto id=“465087″ size=“small“ position=“right“]

Wer Zweifel an der Haltbarkeit des Land Rovers hat, der muss in diesen Tagen nur aus dem Landsitz des Lords schauen, damit er sieht wie rüstig die Offroad-Rentner aus den Fünfzigern und Sechzigern noch sind. Und wem auch das nicht genügt, dem hält das personifizierte Land Rover-Lexikon Roger Crathorne eine eindrucksvolle Statistik unter die Nase: „75 Prozent aller je gebauten Land Rover und Defender sind noch heute im Einsatz. Auch darin dürfte der Land Rover weltweit einzigartig sein.“ Und bei einer Gesamtproduktion von über zwei Millionen Fahrzeugen allein in dieser Ahnenfolge kommt da schon was zusammen.

Zwar hat Land Rover mehr als 20 Jahre lang nur ein Modell gebaut. Doch wer die Jubiläumsflotte im Park von Packington betrachtet, mag kaum an Monokultur glauben. Denn schon früh hat Land Rover das Militär als Stammkunden gewonnen und für die Army dutzende Spezialvarianten gebaut. Und für die Royals, die Feuerwehr, Forschungsteams, die Camel-Trophy und, und, und

Begründer des Luxus-SUV

Außerdem haben die Briten ihr Programm 1970 erstmals aufgespalten und den Bogen dabei so weit wie irgend möglich gespannt. Denn als Alternative zum Land Rover als rustikalem, robustem und unverwüstlichen Auto für den Acker haben sie mit dem Range Rover den ersten Allradler für den Adel präsentiert und damit den Grundstein für das heute so erfolgreiche Segment der Luxus-SUV gelegt.

Danach kamen die Neuheiten in einem Tempo, bei dem Land Rover-Fans fast schwindelig werden musste: Als Schnittmenge aus Land Rover und Range Rover gab es für den reichen Bauern und den armen Landadel ab 1989 den Discovery. Als auch die Jugend und die Städter nach einem SUV verlangten, legten die Briten 1997 ihr Einstiegsmodell Freelander auf. Als immer mehr Menschen das Sport in Sport Utlity Vehicle betonen wollten, gab es zum Range Rover 2005 plötzlich einen Range Rover Sport, für den die Designer sogar zum ersten Mal ein Showcar bauen durften. Und als die Mode nach kleinen, [foto id=“465088″ size=“small“ position=“left“]coolen Geländewagen verlangte, hat Land Rover 2011 mit dem Range Rover Evoque gar vollends den Vogel abgeschossen und kann sich seitdem vor Nachfrage kaum retten.

Rekorde über Rekorde

Kein Wunder also, dass Markenchef John Edwards fast platzt vor Stolz, jedes Jahr neue Rekordabsätze verkünden kann und mit dem Zählen kaum mehr hinterher kommt. „Für die erste Million brauchten wir noch über 30 Jahre. Aber jetzt sind wir bei mehr als fünf Millionen und alle drei Jahre kommt eine weitere hinzu“, schwärmt der Manager und will das Momentum halten: Von je nach Quelle mehr als einem Dutzend Neuheiten für die nächsten drei, vier Jahre ist dabei die Rede – und der nagelneue Range Rover sowie die zweite Generation des Range Rover Sport sind da schon nicht mehr mitgezählt.[foto id=“465089″ size=“small“ position=“right“]

Lord Aylesford dürfte diese Entwicklung wahrscheinlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgen. Lachen wird der Hausherr, weil er natürlich selbst ein Land Rover-Fan ist, in seinen Garagen so mancher Range und Discovery stehen dürfte und er sicher darauf hofft, dass vor dem Debüt im Jahr 2016 der neue Defender wieder bei ihm getestet wird. Und weinen wird er, wenn er schon jetzt ans nächste runde Jubiläum denkt. Denn wenn das so weiter geht mit der Modelloffensive seiner Nachbarn, dann könnte es zum 75. Geburtstag noch voller werden in seinem Vorgarten und die Fasanen kommen gar nicht mehr zur Ruhe.

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