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Der elektrische Japaner ist quasi der Vorreiter unter den Elektroautos und stromerte schon lange vor den BMW i3s und VW E-Golfs über die Straßen – zwischenzeitlich als meistverkauftes E-Fahrzeug überhaupt. Doch einfach reinsetzen und losfahren gilt für ihn und seine Konkurrenten auf unbekannten Langstrecken (noch) nicht. Abseits seines gewohnten Metiers bedarf es an Vorarbeit. So recherchiere ich im Internet nach schnellen Lademöglichkeiten entlang der Route. Mit seiner theoretischen Reichweite von 200 Kilometern sollte ich praktisch bis an jede der fünf Schnellladesäulen kommen, die mir in Abständen von maximal 95 Kilometern begegnen werden.
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Auch hier sind andere pausierende Reisende wissensdurstig und wollen einen Blick in den Innenraum werfen. Futuristisch und einfach empfinden sie das Interieur, ausreichend groß den Wagen. Weil die 24-kWh-Akkus sich über der kompletten Fahrzeugbreite unter den Sitzen befinden, fasst der Kofferraum mindestens 370 Liter. Für seine eigenwillige Optik können sich allerdings die wenigsten begeistern. Dafür umso mehr für die App, die den Ladezustand des Leaf mitteilt oder schon vor Abfahrt die Heizung aktiviert.
Anders als erwartet sehe ich die Reichweite mittlerweile nicht mehr als Problem und düse zum nächsten Zwischenstopp. Ohne Eco-Modus, mit Musik und warmen Rücken fordere ich den Leaf heraus. Und der macht dann auch richtig Spaß. Der Tritt aufs Gaspedal treibt ihn unterbrechungsfrei vorwärts. Das Drehmoment von 280 Newtonmetern muss nicht erst wie bei einem Verbrennungsmotor aufgebaut werden, sondern ist von der ersten Umdrehung des E-Motors da. Der Stromer ist agil und kämpft nicht einmal mit seinen Pfunden – von den etwa 300 Kilogramm Elektro-Speck im Boden und einem Gesamtgewicht von gut 1,5 Tonnen ist nichts zu spüren. Nutzt man die Kraft und die zugehörigen PS allerdings intensiver aus, zeigt sich das rasch auch negativ in der Anzeige. Das Bäumchen auf dem Display, das nur wächst, solange man brav fährt, sieht dann eher nach einem Laubbaum im Herbst aus.
Deutlich zu spüren ist auch der Zeitaufwand, den man mit dem Leaf auf langen Strecken einplanen muss. Lässt sich die 468 Kilometer lange Strecke mit einem herkömmlichen Auto in etwas über vier Stunden bewältigen, benötigte ich mit dem Leaf und fünf Aufenthalten gut doppelt so lange. Die effektive Fahrtzeit waren dabei rund sechs Stunden, alles in allem verbrachte der Japaner etwa zwei Stunden an den Ladesäulen. Immerhin hat mich die insgesamt stressfreie Reise wenig gekostet. Strom für rund 50 Euro floss durch den Akku. Wäre ich mit einem Fahrzeug mit Benzinmotor unterwegs gewesen, der durchschnittlich acht Liter auf 100 Kilometern verbraucht, hätte ich zweifelsohne einen zeitlichen Vorteil gehabt. Mit Tankstellenquittungen von hundert Euro allerdings auch etwa die doppelten Treibstoffkosten.
Zu bemängeln ist das Navigationsgerät: Es muss sich deutlich besser auf die Gegebenheiten einstellen und sollte beispielsweise auch vor defekten Ladegeräten informieren. Außerdem darf es die Toleranz seines Fahrers nicht mit falschen oder ungenauen Informationen ausreizen, sodass dieser in der Not sein Smartphone zückt.
Wenn Stromer hierzulande der Normalfall werden sollen, muss es deutlich mehr Möglichkeiten geben, einen leeren Wagen wieder aufzuladen. Stehen Benziner- oder Dieselfahrzeugen in Deutschland über 14.600 Tankstellen zur Verfügung, müssen Elektroautos mit nur rund 4.400 Ladestationen und weniger als 25 Schnellademöglichkeiten auskommen. Ihren Siegeszug können sie unter solchen Bedingungen in naher Zukunft nicht antreten, die von Kanzlerin Merkel forcierten eine Million E-Autos bis 2020 bleiben illusorisch. Ein günstigerer Einstiegspreis von Leaf (29.690 Euro), i3 (35.000 Euro) und E-Golf (37.000 Euro) könnten zudem mehr Interessenten locken. Nur mit diesen Veränderungen wäre es möglich, dass der Leaf und seine Kontrahenten mit Kabelanschluss ihr gewohntes Umfeld erweitern und auch auf langen Reisen zu einem ansteckenden Vergnügen werden können.
geschrieben von veröffentlicht am 21.09.2014 aktualisiert am 02.10.2014
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