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Kühl, schwer und teuer. Wer diesen Autoschlüssel in der Hand wiegt, der kann förmlich fühlen, wie wertvoll der Wagen ist, zu dem er die Türen öffnet. Massives Sterlingsilber, eine feine Schicht Gold, Elfenbein vom Urzeitmammut und funkelnde Edelsteine – das ist kein Vergleich zu dem billigen Plastikknubbel, mit dem der Rest der Welt sein Auto startet.
Dumm nur, dass man diesen Schlüssel nicht kaufen kann. Zumindest nicht bei Audi, BMW oder Mercedes und nicht einmal bei Rolls-Royce, Bentley und Bugatti. „Irgendwie ist bei den Autoherstellern das Gefühl für das richtige Schlüsselerlebnis verloren gegangen“,[foto id=“475421″ size=“small“ position=“left“] klagt die Berlinerin Ute Rädelt und zieht zum Beweis den Türöffner für ihren Mittelklasse-Kombi aus der Tasche: „Obwohl auch dieses Auto ein kleines Vermögen gekostet hat, sieht der Schlüssel aus wie aus dem Kaugummi-Automaten“, sagt sie enttäuscht.
Damit das anderen Autofahrern nicht genauso geht, hat sie mit ihrer Familie in Berlin die Firma Noblekey gegründet. Mit einem Netzwerk von einem knappen Dutzend Designern, Goldschmieden und Kunsthandwerkern will sie von der Hauptstadt aus dafür sorgen, „dass sich der Wert des Fahrzeugs endlich auch in der Wertigkeit des Schlüssels wiederspiegelt“. So wie bei dem goldenen Exemplar, das sie jetzt vorsichtig wieder auf die Lederkessen in der edlen Holzschatulle gleiten lässt.
Für dieses exklusive Schlüsselerlebnis rüstet Noblekey nicht einfach die Türöffner der Autohersteller auf, vergoldet sie oder klebt Edelsteine auf das Gehäuse. „Das wäre uns buchstäblich zu billig“, sagt Designer Till Mainz. Er übernimmt vom Original lediglich den Bart und bei modernen Fahrzeugen die elektronischen Innereien für Komfortfunktionen und Wegfahrsperre. Alles andere wird neu entworfen.
Fast so, wie die Designer ein neues Auto gestalten, modelliert er aus Ton seine eigenen Schlüsselgehäuse, die in der Regel die Formensprache des Fahrzeugs aufnehmen: Das typische Haifischmaul von Maserati, den tempelartigen Kühlergrill eines Rolls-Royce, die Flügeltüren eines Mercedes [foto id=“475422″ size=“small“ position=“right“]SL oder die wollüstigen Kotflügel eines Porsche 911 – wenn Mainz fertig ist, braucht es gar kein Markenlogo mehr, um das entsprechende Auto zu erkennen.
Das fertige Tonmodell wird elektronisch vermessen und am Computer fertig modelliert. Dann erstellt Mainz die Formen, die mit Silber oder auf Wunsch auch mit Gold und Platin ausgegossen werden. Diese Rohlinge werden handpoliert oder gebürstet, andere Bestandteile des Schlüssels in Wagenfarbe lackiert, mit Leder überzogen oder aus massiven, seltenen Edelhölzern hergestellt: „Wir bieten eine Auswahl von über 140 Edelhölzern bis hin zum Elfenbein vom Urzeit-Mammut“, sagt Mainz, der bisweilen natürlich auch Brillanten oder andere Edelsteine verarbeitet. Auch Karbon und Keramik sind zu haben.
Der eigene Entwurf, die Liebe zum Detail und natürlich auch die Tücken der modernen, elektronischen Schließtechnik – das alles kostet ein wenig Zeit. Für den Schlüssel für ein neues Modell braucht Noblekey deshalb meist drei, vier Monate. Nur wenn es den betreffenden Typen schon im Katalog gibt, schaffen es die Berliner auch mal in sechs, acht Wochen.[foto id=“475423″ size=“small“ position=“left“]
Aber ein Noblekey erfordert nicht nur Geduld, sondern vor allem jede Menge Geld. Zwar kosten die Originalschlüssel je nach Hersteller mittlerweile auch schon drei-, vierhundert Euro. Aber beim Schlüsseldienst der Luxusklasse geht die Liste erst bei 1.800 Euro los. „Netto“, sagt Firmenchefin Rädelt und kann nach oben keine Grenze nennen. Für vier-, fünftausend Euro gibt es zwar schon ein echtes, stark individualisiertes Schmuckstück für den Schlüsselbund – Lederetui und Holzschatulle inklusive. Doch auch Aufträge für mehr als 30.000 Euro pro Schlüssel sind ihr bereits auf den Tisch geflattert. Andere Leute kaufen dafür ein ganzes Auto.
Dass Rädelt mit ihrer Idee offenbar den richtigen Nerv getroffen hat und die Manufaktur für die nächsten Monate ausgebucht ist, liegt aber nicht nur daran, dass ihr die Autohersteller es so leicht machen. Ihr spielt auch die Eitelkeit der Kunden in die Hände. „Denn natürlich wollen sich auch Männer schmücken“, ist die Berlinerin überzeugt. „Nur blieb ihnen dafür bislang nicht viel mehr als die Uhr und der Ehe- oder Siegelring. Doch jetzt entdecken sie auch den Autoschlüssel als Schmuckstück.“
Entsprechend gut läuft das Geschäft: Einige Dutzend Noblekeys sind bereits verkauft, für viele weitere Wochen liegen bereits Bestellungen vor, und Ute Rädelt setzt bereits die nächste Idee um. „Warum nur ans Auto denken?“, fragt die Unternehmerin: „Bei Luxusyachten oder Traumhäusern ist das Missverhältnis zwischen Wert und Wertigkeit ja noch viel größer.“
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 19.07.2013 aktualisiert am 19.07.2013
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