SsangYong

Panorama: Ssangyong Chairman – Feudaler Gleiter für Koreas Bosse

Ssangyong? Ist das nicht die Marke mit den merkwürdigen Minivans und den SUV im Schauerdesign? Der ewige Wackelkandidat, der mit der Pleite der Importeurs Kroymans vom deutschen Markt gewischt wurde? Stimmt! Und ist trotzdem falsch. Denn hier bei uns in Europa startet Ssangyong mit dem gar nicht so schlechten und vor allem ganz hübschen Korando gerade ein sauberes Comeback.

Und daheim in Korea nimmt man die Marke, die mittlerweile dem indischen Mahindra-Konzern gehört, ohnehin ganz anders war. Zwar sieht man auf den Straßen von Seoul tatsächlich noch erschreckend viele Actyon und Rodius. Doch dort steht Ssangyong vor allem für die Prunklimousine Chairman, die den Koreanern als dickstes Ding unter den heimischen Luxuslinern gilt. „Wer es zu etwas gebracht hat und es allen zeigen möchte, der lässt sich in diesem Auto chauffieren“, sagt Joon Kim aus der Ssangyong-[foto id=“371650″ size=“small“ position=“left“]Exportabteilung voller Stolz. Nicht umsonst steht das Flaggschiff gleich Dutzendfach vor den Luxushotels der Stadt. „Und selbst die Parlamentsmitglieder schwören auf unser Spitzenmodell“, berichtet Kim. „Jeder zweite fährt einen Ssangyong.“

Damit sind Bosse und Bonzen nicht schlecht beraten. Immerhin macht die Limousine einen ausgesprochen repräsentativen Eindruck: Fett und feudal steht der 5,14-Meter-Schlitten vor der Palasteinfahrt. Der Grill erinnert an Maybach, die Scheinwerfer an Mercedes, und die Kühlerfigur sieht aus wie die von Rolls-Royce nach einem Orkan. Allerdings zeigt sie nicht die Spirit of Ecstasy, sondern eigentlich den Zwillingsdrachen, der Ssangyong den Namen gab.

Der Chairman ist ein Palast auf Rädern. Während dienstbare Geister wie Joon Kim ins Lenkrad greifen, lässt sich der Besitzer hinten rechts von klimatisierten Lederpolstern massieren, kann bequem die Beine übereinander schlagen, eine kalte Cola aus dem Getränkefach nehmen und gemütlich Fernsehen. Kein Motorlärm stört die Ruhe, kein Blick dringt durch die elektrischen Jalousien und keine Bodenwelle durch das [foto id=“371651″ size=“small“ position=“left“]elektronisch geregelte Fahrwerk. Allerdings knattern die Luftkissen im Massagesitz wie mancher Magen nach drei Töpfen Bohnensuppe. Da müssen die Koreaner noch ein wenig nacharbeiten.

Wenn Koreaner vom Chairman sprechen, fällt immer wieder der Begriff „Die S-Klasse von Seoul“. Das klingt zum Teil nach Ironie, zum Teil nach Ehrfurcht – ist aber gar nicht so ganz verkehrt. Bis 2008 noch auf einer Mercedes-Plattform konstruiert, steht der Luxusliner jetzt zwar auf einer eigenen Bodengruppe. Aber er nutzt noch immer einen alten V8 aus Stuttgart. Der 5,0-Liter leistet 306 PS und ist wie bei den Schwaben mit einer Siebengang-Automatik verblockt.

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Wer als ein echter Chairman Führungsstärke beweisen will, tauscht mit Joon Kim die Plätze und gibt dem V8 auf der Autobahn zum Flughafen ein wenig die Sporen. Watteweich und samtig gleitet die Limousine davon, bis nach wenigen Sekunden eine koreanische Frauenstimme zart eine Tempowarnung aus dem Navi haucht: Mehr als 100 sind tabu. Dabei würde der asiatische Luxusliner, der kaum sieben Sekunden für den Sprint braucht, locker 240 schaffen. Für den europäischen Geschmack sind Lenkung und Fahrwerk [foto id=“371653″ size=“small“ position=“left“]dann allerdings viel zu labberig – dabei lässt sich beides mit einem Druck auf Schalter variieren, die schon wieder verdammt nach Mercedes aussehen.

Im Monat baut Ssangyong derzeit etwa 400 Chairman, berichtet Joon Kim und erzählt vom brandneuen Facelift, bei dem die Limousine ein neues Gesicht und schmucke LED-Bremsleuchten bekommen hat. Die meisten davon bleiben in Korea, ein paar wenige werden auch nach Indien und in den mittleren Osten verkauft. „Aber eigentlich wollen wir mit unserem Flaggschiff auch nach Europa.“ Bis 2008 war das vom Lizenzvertrag mit Mercedes verboten. Doch seit das Auto auf der eigenen Plattform steht, arbeitet Ssangyong immer mal wieder an einer Exportversion. „Wir haben sogar schon einen V6-Diesel in der [foto id=“371654″ size=“small“ position=“left“]Schublade, ohne den wir bei Euch wohl keine Chance hätten“, sagt Kim. Doch jedes Mal, wenn er und seine Kollegen die Märkte analysieren und das Auto den Importeuren anbieten, ist das Echo extrem dürftig. „Wer im Ausland an Ssangyong denkt, hat eben doch nur SUV im Sinn“, sagt er und wirkt dabei ein wenig traurig.

Wenigstens ist die Reputation daheim in Korea anders. „Hier hat der Chairman einen ähnlichen Stellenwert wie ein Rolls-Royce in England“, ist er überzeugt. Das sieht man nicht zuletzt auch am hohen Preis, muss der Ssangyong-Manager einräumen: Immerhin ist er mit umgerechnet 62.000 Euro eines der teuersten Autos in und aus Korea. „Doch im Vergleich zur S-Klasse ist er ein Schnäppchen“, sagt Joon Kim: „Die kostet mit V8-Motor und entsprechender Ausstattung bei uns glatt doppelt so viel“.

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