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Parkinson
Als der von der Parkinson-Krankheit schwer gezeichnete legendäre Boxer Muhammad Ali 1996 in Atlanta das Olympische Feuer entzündete, gingen diese ergreifenden Bilder um die Welt. In diesem Moment bekamen Millionen von Menschen vor Augen geführt, wie sehr diese Krankheit ein Leben verändern kann. Doch wie sieht es mit der Mobilität im Alltag aus?
Schließlich ist das Autofahren für viele dieser Erkrankten ein wichtiges Stück ihrer Unabhängigkeit.“Über die Fahreignung wird immer im Einzelfall entschieden. Es gibt keine allgemein gültigen Richtlinien“, sagt Carsten Buhmann, Ärztlicher Leiter der Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Der Neurologe hat aber festgestellt: Nach einer Tiefen Hirnstimulation (THS) fahren die Parkinson-Patienten im Fahrsimulator besser. Dennoch steht zweifelsfrei fest: Die Erkrankung führt zu körperlichen, psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen, die das Autofahren gefährlich machen können.
Doch was genau ist „Morbus Parkinson“? Bei dieser Krankheit sterben im Gehirn langsam jene Nervenzellen ab, die den Neurotransmitter Dopamin produzieren. Im Mittelhirn kommt es dadurch zu einem Mangel dieses Botenstoffs. Die Folgen sind verschiedenste körperliche und psychische Symptome. Beispiele sind schwere motorische Beeinträchtigungen wie Zittern (Tremor) oder Bewegungsstarre (Freezing), Demenz, Aufmerksamkeitsstörungen, Halluzinationen oder Sehstörungen. „Schon eines dieser Symptome reicht, um seine Fahreignung zu verlieren“, sagt Buhmann.
Außerdem können auch Medikamente gegen die Parkinson-Krankheit die Fahrfähigkeit einschränken. Diese Mittel machen zum Teil müde, führen zu Schlafattacken, zum Verlust der Impulskontrolle oder fördern aggressives Verhalten. Doch so einfach ist es nicht mit der Feststellung der Fahreignung, denn es gibt keinen standardisierten Test, der zuverlässige Aussagen darüber bei Parkinson-Patienten treffen kann. „Wer zum Beispiel morgens seine Medikamente einnimmt und danach müde wird, kann abends fahrtauglich sein, weil die Nebenwirkungen nach einigen Stunden abnehmen“, erklärt Buhmann.
Mehr als 80 Prozent aller Parkinson-Patienten haben laut einer Studie einen Führerschein und 60 Prozent davon sind aktive Autofahrer. „Nicht alle davon dürften sich ans Steuer setzen“, sagt Buhmann. Es gilt als erwiesen, dass Menschen mit Parkinson generell unsicherer als Gesunde in ähnlichem Alter fahren. Bei einer Befragung von mehr als 3.000 Parkinson-Patienten gaben rund 15 Prozent an, in den vergangenen fünf Jahren einen Unfall verursacht zu haben, 11 Prozent davon waren selbst der Unfallverursacher. Parkinson-Patienten dürfen nur bei erfolgreicher Therapie oder wenn die Krankheit noch leicht verläuft, selbst ein Auto fahren. Dies besagen die Leitlinien zur Kraftfahrereignung der Bundesanstalt für Straßenwesen. Alle ein bis vier Jahre muss ein Arzt oder Psychologe beurteilen, ob die Fahreignung bezogen auf die Krankheit noch besteht.
Eine wichtige Rolle bei der Einschätzung der Fahrtauglichkeit spielen auch die Angehörigen. „Ihnen fällt schnell auf, wenn ihr Partner plötzlich unsicher fährt, zu nah an parkenden Autos entlang steuert, zu langsam reagiert oder eine rote Ampel erst sehr spät erkennt – das sind Warnsignale“, sagt Neurologe Buhmann. Personen mit Parkinson sollten unbedingt mit ihrem behandelnden Arzt über die Einschränkungen beim Autofahren sprechen. „Alles andere wäre fahrlässig. Hier ist die Eigenverantwortung des Parkinson-Patienten genauso gefragt wie bei jedem anderen Menschen.“ Allerdings ist die Selbsteinsicht bei manchen Patienten begrenzt. Aus Angst vor dem Verlust ihrer Selbstständigkeit sprächen viele Patienten das Thema „Autofahren“ gar nicht erst bei ihrem Arzt an.
Betroffene können ihre Fahrtauglichkeit in Fahrschulen prüfen lassen, die speziell auf Menschen mit Handicap ausgerichtet sind. Auch der TÜV bietet solche Fahrstunden mit einem Fahrlehrer an. Über das Ergebnis herrscht Schweigepflicht. „Die Befürchtung ist, dass das Dokument in der Schublade landet, wenn das Ergebnis schlecht ist“, sagt Buhmann. Es gibt aber auch technische Hilfsmittel, die Parkinson-Patienten das Autofahren ermöglichen, zum Beispiel ein Auto mit Automatikgetriebe. Auch breitere Bremspedale und anders angeordnete Armaturen und Sitze können die Koordination beim komplexen Vorgang „Autofahren“ verbessern.
geschrieben von MID veröffentlicht am 05.08.2015 aktualisiert am 05.08.2015
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