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Wer meint, Fahrräder für 60.000 Euro oder selbst entworfene, rasend schnelle Elektro-Roadster für knapp 300.000 Euro an den Mann bringen zu können, der ist entweder Phantast oder er hat einen unglaublichen Dickkopf. Hier sind es sogar zwei, die sich zudem gesucht und gefunden haben.
Der eine ist nicht einmal 30 Jahre alt und betreibt seit knapp acht Jahren eine Edelbikeschmiede für bis zu 100 km/h schnelle, sündhaft teure E-Bikes. Mit seinen Lifestyle-Rädern begeistert Jungunternehmer Manuel Ostner sogar internationale Stars wie Lady Gaga. PG nennt er seine Marke, eine Abkürzung aus „Pimp [foto id=“400346″ size=“small“ position=“left“]Garage“ (Aufmotz-Werkstatt). Und die Marke soll sukzessive durch weitere Produkte ausgebaut werden. Zu den Zweirädern sollen sich Vierräder gesellen.
Da kommt Kopf zwei hinzu, der zu Michael Fröhlich gehört, einem Mann, der sich seit Jahrzehnten der automobilen Tüftelei verschrieben hat. In seiner Düsseldorfer Werkstatt hat der 62-Jährige rund 100 der amerikanischen Muskelpakete A.C.Cobra in Rennwagen verwandelt, er hat es geschafft, für einen Panzer die – deutschlandweit wohl einzige – Straßenzulassung zu erhalten, und er hat sich zum eigenen 50. Geburtstag in einem Waldstück den „Auto-Skulpturenpark Neandertal“ mit 50 restaurierten Oldtimern, allesamt Baujahr 1950, gegönnt. Und nun ist dem Autoenthusiasten, wohl in einer verspäteten Midlife-Crisis, die Idee gekommen, den Elektroantrieb nicht als Spaßbremse zu sehen, sondern pfeilschnell im Outfit eines selbstentwickelten Roadster. Aus dem unternehmerischen Tête-à-tête der beiden entstand der PG Elektrus.
In dem Prototyp des 300 km/h schnellen Zweisitzers geht es mit dem Automann raus auf Berlins Straßen. Schon der Einstieg in die auf Basis eines Lotus Elise gebaute Flunder ist gewöhnungsbedürftig. Eine logistische Herausforderung ist die Reihenfolge der einzubringenden Gliedmaßen. Geschafft! Eng, aber das Platzangebot ist ausreichend.
Das Bordmanagement nennt 45 % Ladekapazität. Bei voller Ladung sollen gut 300 Kilometer möglich sein. Also genug für die geplante Spritztour. Fröhlich startet den Motor, Dioden leuchten auf der kleinen Armaturentafel und an zahlreichen anderen Stellen, es bleibt still. Eine Million Euro hat er bereits in den [foto id=“400347″ size=“small“ position=“right“]Elektrorenner gesteckt, aber er wolle es sich und der Welt beweisen, dass zukunftsweisender Elektroantrieb auch mit Spaß verbunden sein kann.
Das Surren des Elektromotors unter Last ist angenehm, wird aber mitunter von Heizung und Gebläse übertönt. Köpfe drehen sich nach dem Renner um, zugegeben ein Eye-Catcher. Dort, wo keiner schaut und Platz ist, tritt Fröhlich auch einmal das Pedal tiefer, und ab geht der GfK-Renner wie Schmitz´ Katze: Die Beschleunigung ist so dramatisch, dass der eigene Brustkorb beim Anpressen fast an die Schmerzgrenze kommt. In drei Sekunden von null auf Tempo 100. Noch am Mittag hat sich der Autonarr auf einer Teststrecke in Berlin Tegel gegen einen Sportwagen aus Zuffenhausen ein Beschleunigungsrennen geliefert – und gewonnen. Aber Geschwindigkeit allein ist nicht sein Triebmittel. Spaß mit dem Auto, so Fröhlich, kann man auch beim Cruisen haben. Diese Idee macht die[foto id=“400348″ size=“small“ position=“left“] Berliner Rush-Hour mit ihrem Stop-and-Go allerdings zunichte, und nach rund einer Stunde wird die dennoch aufregende Fahrt wieder an der Steckdose beendet, um das bisschen verbrauchte Energie aufzutanken.
Eine preiswerte Art der Fortbewegung, sagt Fröhlich. Ein voller Akku, gut 300 Kilometer für rund fünf Euro. Wäre da nur nicht der Kaufpreis in Höhe eines Einfamilienhauses. Und ich muss mich entscheiden, ob die Art des Einstiegs auch für das Verlassen des Autos von Vorteil ist.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 19.01.2012 aktualisiert am 19.01.2012
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