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Eine Servolenkung will heute kein Autofahrer mehr missen. Waren früher beim Rangieren große Kraftanstrengungen nötig, lassen sich heute auch schwere Oberklasselimousinen und Geländewagen mit einem Finger in die Parklücke zirkeln.
Nun ergänzen immer mehr praktische und sicherheitsfördernde Assistenzfunktionen die Lenkhilfe. Autos können so etwa vor Kollisionen warnen oder selbstständig einparken. Möglich ist das durch den Einzug der Elektronik in die Verbindung zwischen Lenkrad und Vorderachse. Arbeiteten Servo-Systeme früher noch rein hydraulisch, liegen mittlerweile elektrische Lenkungen im Trend. Dabei übersetzt ein kleiner Elektromotor den Fahrerwunsch über das Lenkgetriebe auf die Räder und verringert den nötigen Kraftaufwand. Gleichzeitig passt er seine Unterstützung an die jeweilige Fahrsituation an: Beim Rangieren hilft er stärker, bei schneller Fahrt auf der Autobahn deutlich weniger. So bleibt das Auto sicher in der Spur.
Die Elektrolenkung funktioniert aber auch in umgekehrter Richtung. Denn statt allein die Räder kann der E-Motor auch das Lenkrad bewegen und dem Fahrer so Hilfe in kritischen Situationen geben. Eingesetzt wird das etwa beim Toyota Prius, wo das Lenkrad mit einem leichten Bewegungsimpuls die korrekte Gegenlenkrichtung bei drohendem Schleudern vorgibt. Beim Spurhalteassistenten von VW kann die Elektrolenkung Sekundenschlaf-Unfälle verhindern. Deutet sich ein unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrspur an, lenkt das System sanft gegen und gibt dem Fahrer das durch eine leichte Bewegung im Lenkrad zu erkennen. Sollte der automatische Eingriff nicht ausreichen, vibriert das Lenkrad, um den Fahrer zu warnen. Der Mensch am Steuer kann das System allerdings jederzeit überstimmen. Weniger sicherheitsrelevant als vielmehr praktisch ist der automatische Einparkassistent.
Dabei übernimmt die Elektronik komplett die zum Rangieren in die Parklücke nötigen Lenkbewegungen. Das Lenkrad bewegt sich wie von Geisterhand, der Fahrer gibt nur noch Gas und bremst. Auch unter [foto id=“104817″ size=“small“ position=“right“]Umweltgesichtspunkten hat die Elektrolenkung Vorteile. Anders als die Pumpe einer hydraulischen Lenkung, die ständig vom Verbrennungsmotor angetrieben werden muss, um Öldruck aufzubauen, arbeitet der Elektromotor lediglich bei Bedarf. Er schaltet sich nur ein, wenn das Lenkrad bewegt wird. Die restliche Zeit ist er inaktiv und benötigt weder Strom noch Sprit. Der Verbrauchsvorteil der Elektrolenkung gegenüber der hydraulischen Servolenkung liegt laut dem Zulieferer ZF Lenksysteme im Schnitt bei 0,4 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern.
Das Unternehmen aus Schwäbisch Gmünd hat gerade die zehnmillionste elektromechanische Lenkung ausgeliefert und rechnet dadurch mit Einsparungen von jährlich 400 Millionen Litern Kraftstoff weltweit. Der Verbrauchsvorteil lässt sich aber auch mit hydraulischen Lenkungen erreichen, wenn die Ölpumpe nicht vom Verbrennungsmotor, sondern von einem Elektromotor angetrieben wird, der nur bei Bedarf läuft. Diese sogenannten elektro-hydraulischen Lenkungen benötigen aber genau wie rein hydraulische Lenkungen vergleichsweise viel Bauraum und sie sind relativ teuer in der Produktion.
Viele Autohersteller setzen trotzdem auf diese Technik, da sie ein natürlicheres Lenkgefühl vermittelt. Im Gegensatz dazu wirken einige elektrische Servolenkungen, vor allem in preiswerten Kleinwagen, bislang eher synthetisch. Trotzdem gehört der Elektrolenkung wohl die Zukunft. Langfristig könnte sogar die mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Rädern komplett wegfallen, so dass nur noch über elektrische Impulse gelenkt wird. Zurzeit ist diese sogenannte „Drive-By-Wire“-Technologie aber noch nicht ausgereift. Bei einem Ausfall der Bordelektronik während der Fahrt wäre das Auto komplett unlenkbar.
Fällt bei aktuellen Lenksystemen die Servopumpe oder der Elektromotor aus, kann der Fahrer das Fahrzeug immer noch über das mechanische Lenkgestänge steuern. Dafür ist lediglich ein erhöhter Kraftaufwand nötig.
geschrieben von (hh/mid) veröffentlicht am 24.09.2009 aktualisiert am 24.09.2009
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