Polizei-Kontrollstelle: Für Autodiebe kein Grund zu stoppen

Im dreister werden Autodiebe, die zunehmend vor allem im grenznahen Raum Brandenburgs und in Berlin aktiv sind. Kontrollstellen der deutschen Polizei, die in einem etwa 30 Kilometer breiten Streifen vor der Grenze zu Polen errichtet werden, fürchten die Diebe nicht.

Sie bretterten einfach durch oder ergriffen schon vorher die Flucht, sobald sie Blaulicht sähen, weiß die Polizei. Laut einer Statistik der Bundespolizeidirektion Berlin kam es allein im September und Oktober alle 48 Stunden zu einer Flucht, bei der keinerlei Rücksicht auf Leib und Leben der Beamten genommen werde. Die Täter gingen zunehmend brutal und gewaltbereit vor.

Es ist, als mache sich eine gewisse Ohnmacht gegenüber bandenmäßigem Autodiebstahl breit, seitdem es an den EU-Binnengrenzen keine Grenzkontrollen mehr gibt. Hunderte Fahrzeuge wurden in diesem Jahr in Brandenburg und Berlin gestohlen. Allein in der Hauptstadt kam es im September zu 443 Autodiebstählen.

Das Landeskriminalamt Brandenburg kann eine ganze Reihe von Delikten in Verbindung mit Autodiebstählen auflisten: Bandendiebstahl, Bandenhehlerei, Bedrohung, Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Fahren ohne Führerschein, Urkundenfälschung. Kürzlich wurden im Kreis Potsdam-Mittelmark drei Männer im Alter von 22 bis 40 Jahren festgenommen, die gestohlen Autos zerlegten, um die Einzelteile im Internet zu verkaufen. Ein Auto, das offenbar später demontiert werden sollte, hatten sie erst einmal mit Sand abgedeckt, sozusagen bis zur Schlachtung zwischengelagert. .

Gestohlen wird inzwischen offensichtlich „auf „Bestellung“ – entweder das Auto komplett oder aber ein begehrtes Teil, etwa ein bestimmtes Radio oder Navigationsgerät. Auch Airbags sollen schon ausgebaut worden sein. Besonders gefragte Fahrzeugtypen: VW Caravelle und Multivan; BMW X5; Porsche Cayenne, Mercedes E-Klasse, VW Golf IV.

Selbst für ältere Fahrzeuge gibt es außerhalb Deutschlands Interessenten. Auch so manches Auto, dessen Schicksal angesichts der Abwrackprämie besiegelt schien, obwohl es sich noch überzeugend fahrtüchtig präsentierte, dürfte inzwischen irgendwo in Osteuropa fahren oder nach einer Schiffsreise in Afrika gelandet sein.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter hatte vermutet, dass auf diese Weise 50.000 zum Abwracken bestimmten Pkws ein längeres Leben geschenkt werde. Solche Schätzung wies das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) aber zurück. Der Chef der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, ging noch weiter. Er mutmaßte, angesichts laxer behördlicher Kontrollen könnten am Ende 100.000 Autos ins Ausland verschoben werden. Im staatlichen Abwrackprogramm sah Resch „eine Einladung zum Betrug“. Der DUH-Geschäftsführer im Januar kess: „Mit Steuergeldern wird der Aufbau eines illegal operierenden Hehlernetzes finanziert – und der Staat schaut bewusst weg.“

Lamento von gestern! Die Abwrackschlacht ist geschlagen. Vermutlich immer aber wird Deutschland der Diebstahl von Autos beschäftigen. Zu groß ist die Verlockung, in diesem Angebotsparadies mit offenen Grenzen nach allen Seiten, gewissermaßen wünschgemäß Beute machen zu können. Tag für Tage, Nacht für Nacht geparkte vielgestaltige automobile Verführung dürfte ihren Reiz erst recht für Langfinger behalten, die ihr kriminelles Geschäft bandenmäßig betreiben. Und zunehmend rücksichtslos, wie die Polizei bei Kontrollen erlebt. Schöne Aussichten.

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