Der Antrieb mit nur 4 Zylindern
Porsche schickt erneut die Varianten Boxster und Boxster S auf die Piste. Jetzt mit dem Zusatz 718, der auf den gleichnamigen Rennwagen aus den 1950er und 60er Jahren zurückgeht - und der war auch mit vier Zylindern unterwegs. Der "kleinere" der beiden bringt es nun auf 220 kW/300 PS aus einem Turbo-befeuerten Vierzylinder-Boxer mit zwei Liter Hubraum. Die S-Version erlöst 252 kW/350 PS aus einem 2,5-Liter-Motor. Die nach oben weit offene Preisliste für die Fahrmaschine 4.0 startet bei 53.646 Euro, die S-Variante startet bei 66.141 Euro.
So mancher Porsche-Purist stört sich trotz des Leistungsgewinns von jeweils 35 PS an den kleineren und zwangsbeatmeten Aggregaten, die nun die frei atmenden Sechszylinder abgelöst haben. Ob zu Recht, ist schwer zu sagen. Es erscheint etwas wie damals bei der Umstellung von Luft- auf Wasserkühlung beim Elfer, bei der sich der Sportwagenbauer mit ähnlichen Reaktionen konfrontiert sah.
Die Turbos jedenfalls haben einige Vorteile. Größtes Plus ist das um 100 Newtonmeter auf 380 Nm gestiegene Drehmoment beim Boxster, der S wuchtet nun 420 Nm (plus 60 Nm) auf die Kurbelwelle. Das Maximum liegt bereits bei knapp unter 2.000/min und bis 4.500/min an. Das bekommt der Fahrer deutlich zu spüren, denn er kann aus viel niedrigeren Drehzahlen heraus kräftig beschleunigen. Kunden, die sich für den Handschalter entscheiden, können dadurch schaltfauler fahren, wenngleich das Hantieren mit dem exzellenten Sechsgang-Getriebe großen Spaß macht. Aber man möchte ja nicht jeden Tag auf Kurvenhatz gehen. An Alltagstauglichkeit hat der Boxster gewonnen.
Damit das Ansprechverhalten möglichst so gut wie bei den Saugern ist, verwendet Porsche eine sogenannte "Vorspannung" des Turboladers bei Teillast. Dadurch bleibt das aktuelle Antriebsmoment konstant, während Luftdurchsatz und Ladedruck steigen. Also quasi wie ein gespannter Bogen, der nur darauf wartet, den Pfeil abzuschießen als die im . Im S-Modell setzt Porsche außerdem einen Turbolader mit variabler Turbinen-Geometrie (VTG) ein, nach dem 911 Turbo als das zweite Serienfahrzeug weltweit.
Die Motoren sollen bis zu einen Liter weniger Benzin verbrauchen als die des Vorgängers: 6,9 Liter bzw. 7,3 Liter je 100 Kilometer sind es laut Norm mit dem PDK und 7,4 bzw. 8,1 Liter beim Schalter. Das funktioniert aber nur, wenn der Boxster nicht sportlich, sondern eher gemächlich bewegt wird - also nicht wirklich artgerecht für eine Fahrmaschine. "Wenn du den Turbomotoren viel Leistung abforderst, sparst du gar nichts", sagt Walther Röhrl.
Ein Punkt lässt sich nicht wegdiskutieren. Der neue Boxster klingt nicht so kernig wie der Sechszylinder-Vorgänger. Löblich, dass die Ingenieure gar nicht erst versucht haben, diesen Klang nachzuahmen, sondern einen neuen und eigenen zu komponieren. Kein Zweifel, der Boxster klingt gut, aber irgendetwas fehlt rein subjektiv zum Gänsehaut-Sound.
Auf der Piste schlägt sich der 718 Boxster gut, und darauf kommt es bei einem solchen Spaßgerät letztlich an. Die Beschleunigung hat sich bei beiden Varianten deutlich verbessert. In 4,7 Sekunden schafft es der Basis-Boxster von null auf 100 km/h; 0,8 Sekunden schneller als der Vorgänger. Der S ist mit 4,2 Sekunden 0,6 Sekunden schneller. Und die Leistungsentfaltung der sauber hochdrehenden Vierzylinder ist angenehm homogen. Maximal sind 275 oder 285 km/h drin.