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Porsche
Wenn eine neue 911-Generation auf den Markt kommt, so ist dies für Automobilisten in etwa so wie der berühmte Tag, an dem Weihnachten und Ostern zusammenfallen. In den 48 Jahren, seit der erste Porsche 911 auf die Straße kam, ist dies nur sechsmal passiert. Jetzt kommt die siebte Generation der Sportwagen-Ikone und an der ist praktisch alles neu: Fahrwerk, Motoren, Interieur und Design. Als Carrera, der Einstiegsversion in die 911-Baureihe, kostet der 2+2-Sitzer mit 3,4-Liter-Sechszylinder und 257 kW/350 PS ab 88.037 Euro, als Carrera S mit 3,6-Liter Hubraum und 294 kW/400 PS werden mindestens 102.436 Euro fällig.
Der 911 war stets ein Auto, dem mühelos die Herzen zuflogen. Wenn man ganz ehrlich ist muss man sagen: Auch die eine oder anderes Schwäche wurden von dieser subjektiven Sympathie gnädig zugedeckt. Umso erstaunlicher und bemerkenswerter, dass Porsche mit der siebten Generation genau diese [foto id=“388784″ size=“small“ position=“left“]Problemstellen angefasst und beseitigt hat.
So ist der Geradeauslauf auch bei hohen Geschwindigkeiten nun perfekt und auch das leichte seitliche Versetzen in Kurven mit nicht optimalem Straßenbelag gehört der Vergangenheit an. Der neue Porsche verrichtet diese Arbeiten in unerbittlicher Ruhe und bleibt selbst bei einer Vollbremsung aus 160 km/h und bewusst vom Lenkrad genommenen Händen in der Spur. Das alles ist natürlich ein Erfolg des neuen Fahrwerks und dem was die Porsche-Techniker daraus gemacht haben. Hinzu kommt der um satte zehn Zentimeter verlängerte Radstand, der den Insassen nicht nur mehr Platz, sondern vor allem im Alltag einen echten Komfortsprung beschert. Noch nie ließ sich ein 911er derart entspannt durch den Verkehr bewegen.
Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die sich auch schon bei den vorigen Modellreihen Schritt für Schritt ankündigte. Zwar bleibt der 911 ein echter Sportwagen, mit tollen Boxermotoren und herrlichem, teils aufwändig erzeugtem Klang. Doch er wird im Normalbetrieb immer mehr zum Gran Turismo, mithin also zu einem Fahrzeug, dass man nicht nur für relativ kurze, intensive Ausfahrten nutzt, sondern mit dem man auch, soweit man zu Zweit unterwegs ist, eine lange Urlaubsreise unbeschwert und unbeschadet überstehen kann.
Die „Gusseisernen“ könnten ihm seinen mangelnden Purismus verübeln, aber das wird die Minderheit sein. Wahrscheinlicher ist, dass das Herzstück der Marke dank mehr Fahrkomfort und deutlich [foto id=“388785″ size=“small“ position=“left“]hochwertigerem Innenraum neue Fans gewinnen wird. In den USA und Deutschland selbstverständlich, in neuen Märkten wie China noch mehr.
Zumal sich zwei, von nicht wenigen Fans, im Vorhinein geäußerte Sorgen als unbegründet erwiesen: Die erstmals in einem 911er eingebaute elektromechanische Servolenkung ist so direkt und in der Rückmeldung präzise, wie man es sich nur wünschen kann und lässt kaum einen Unterschied zur klassischen Servolenkung erkennen. Und zweitens: Die im Stile des Carrera GT und damit auch des Panamera und Cayenne angebrachte Mittelkonsole mit ihren Schaltern ist weit weniger protzig ausgefallen als befürchtet und wirkt auf das Sportwagen-Flair keineswegs zerstörend.
Chefdesigner Michael Mauer hat es mit seinem Team geschafft, die Ikone evolutionär weiterzuentwickeln und sie dabei doch in die Zukunft zu führen. Zwar bleibt die seit fast 50 Jahren erfolgreiche Design-DNA natürlich erhalten, doch wirken die Linien frisch und modern. Dabei kamen den Designern vor allem die zehn Zentimeter mehr Radstand zugute. Dadurch streckt sich das Fahrzug, fällt die Dachlinie weniger kuppelförmig und niedriger aus, was den Wagen optisch noch stärker Richtung Straße drückt. Gerade in der [foto id=“388786″ size=“small“ position=“left“]Seitenansicht wirkt der neue 911 mit dem Baureihen-Code 991 mit seinen vorne um 3,2 und hinten um 1,2 Zentimeter verkürzten Überhängen einfach umwerfend. Die relativ „fetten“ Rückleuchten der letzten Generation sind nun schmalen, sehr technisch wirkenden Leuchtbändern gewichen.
Der 911er sieht aber nicht nur gut aus und fährt sich makellos, er ist auch überraschend verbrauchsgünstig. In der sparsamsten Variante als Carrera mit dem aufpreispflichtigen Doppelkupplungsgetriebe PDK (3.510 Euro) liegt der Durchschnittsverbrauch bei 8,2 Litern, 1,6 Liter unter dem Vorgänger rund 40 Kilogramm schwereren Vorgänger, womit er erstmals in seiner Historie in zumindest einer Variante unter 200 Gramm CO2 , genauer exakt bei 194 Gramm auskommt. Auf unserer Testfahrt mit dem stärkeren Carrera S mit (der weltweiten ersten) Siebengang-Handschaltung auf kalifornischen Highways und Nebenstraßen fuhren wir bei moderaten, aber keinesfalls geringen Geschwindigkeiten statt des Normverbrauchs von 9,5 Litern mühelos 8,0 Liter heraus.
Der 911 setzt damit einen herausragenden Maßstab im Wettbewerb mit anderen Sportwagen, zumal seine Fahrleistungen und sein Fahrverhalten keine Wünsche offen lassen. Soviel Perfektion hat natürlich einmal [foto id=“388787″ size=“small“ position=“left“]mehr seinen (Grund-)Preis und der lässt sich über den viele Seiten umfassenden Aufpreiskatalog mühelos um 15.000 oder 20.000 Euro nach oben treiben. Etwa für Metallic-Lack (1.178 Euro), ein Schiebedach (1.690 Euro), ein Sport-Design-Paket (4.165 Euro), Keramikbremsen (8.508 Euro) oder eben das PDK für 3.510 Euro. Das aktive Fahrwerk mit Tieferlegung schlägt mit 2.488 Euro zu Buche, die Sportauspufflanlage mit 2.606, die Wankstabilisierung (PDCC) mit 3.213 und adaptive Sportsitze mit 3.618 Euro. Die sprichwörtlichen schwäbischen Tugenden im Umgang mit Geld zeigen sich aber nicht nur im Großen, sondern auch im ganze Kleinen. So kostet der Entfall der vollständigen Modellbezeichnung am Heck, zum Beispiel „911 Carrera S“, großzügigerweise kein Geld. Wer dann aber wiederum nur ein „911“ auf dem Heck sehen möchte, zahlt 113 Euro Aufpreis. [foto id=“388788″ size=“small“ position=“left“]Schon clever, die Zuffenhausener.
Nicht nur deshalb, aber auch wegen der zu den hohen Grundpreisen kommenden Aufschläge für Extras wird der 911 weiterhin für fast alle Autofahrer ein Traumwagen im wahren Wortsinn bleiben. In 48 Jahren und über sechs Modellgenerationen wurden ohnehin nur rund 700.000 Elfer weltweit verkauft. Dass davon laut Porsche immer noch 80 Prozent eine Straßenzulassung besitzen, spricht immerhin dafür, dass dieser deutsche Sportwagen schlechthin zumindest sein Geld Wert ist. Auch wenn es ziemlich viel Geld ist.
2+2-sitziger Sportwagen | |
Länge/Höhe/Breite: | 4,49 Meter/1,30 Meter/1,80 Meter |
Radstand: | 2,45 Meter |
Kofferraumvolumen: | 135 Liter (vorne) + 205 Liter (hinten) |
Motorisierung |
Carrera Coupé 3,4-Liter-Sechszylinder-Boxermotor, 257 kW/350 PS |
• maximales Drehmoment: 390 Nm bei 5.600 U/min • 0-100 km/h: 4,8 (4,6) s • Vmax: 289 (287) km/h • Durchschnittsverbrauch: 9,0 (8,2) Liter Super Plus • CO2-Ausstoß: 212 (194) g/km • Preis: ab 88.037 Euro |
Carrera S Coupé 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxermotor, 294 kW/400 PS |
• maximales Drehmoment: 440 Nm bei 5.600 U/min • 0-100 km/h: 4,5 (4,3) s • Vmax: 304 (302) km/h • Durchschnittsverbrauch: 9,5 (8,7) Liter Super Plus • CO2-Ausstoß: 224 (205) g/km • Preis: ab 102.436 Euro • (Werke in Klammern mit Doppelkupplungsgetriebe PDK) |
Alternative zu: | diversen italienischen und englischen Sportwagen, aber als Ikone ist der 911er eigentlich alternativlos |
Passt zu: | Fans die sich sowieso jeden neuen 911er kaufen und zu Menschen, die es bislang immer aufgeschoben haben |
Sieht gut aus: | Immer noch und immer wieder |
Was kommt: | diverse Derivate wie Targa, Cabrio, Allrad, Turbo und (fast) jede mögliche Kombination daraus |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 11.11.2011 aktualisiert am 11.11.2011
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