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Le Mans
Die wichtigste Arbeit im Motorsport wird von den Autobauern lange vor der Saison erledigt. Es wird gezeichnet, getüftelt und gebastelt. Zunächst geschieht das im Geheimen und Verborgenen. Kein Autobauer will sich gerne in die Karten schauen lassen. Da spielt es gar keine Rolle, in welcher Rennserie der Hersteller engagiert ist: egal ob in der großen Formel 1, im Tourenwagensport oder bei einem Langstreckenrennen. Denn eines ist überall gleich: Fehler in der Entwicklung und Planung werden auf der Rennstrecke knallhart bestraft und können dann nicht mehr entscheidend korrigiert werden.
Mercedes kann ein Lied davon singen: Der Silberpfeil galt lange Zeit als ein Flop. Und das hatte einen ganz simplen Grund: Die Ingenieure hatten beim Zusammenspiel von Chassis, Motor und Reifen in die falsche Richtung entwickelt. Die Folgen waren fatal: Beim Mercedes fuhren sich die Reifen viel schneller ab als bei jedem anderen Formel-1-Team. Und damit sind keine Rennen zu gewinnen. Dementsprechend war der Imageschaden enorm. Daran hatten die Stuttgarter lange zu knabbern.
Umso akribischer bereitete sich die Marke mit dem Stern auf die nächste Saison vor. Und das hat sich gleich doppelt ausgezahlt: Mercedes-Benz hat 2014 zum ersten Mal überhaupt die Konstrukteurs-WM gewonnen und durch den Briten Lewis Hamilton auch den Fahrer-Titel geholt – mehr geht nicht.
Diese Erfolgsstory hat einen anderen schwäbischen Autohersteller auf den Plan gerufen. Die Sportwagenschmiede Porsche ist 2014 werksseitig in die Langstrecken-Weltmeisterschaft eingestiegen. Der Höhepunkt dieser Serie sind die legendären 24 Stunden von Le Mans. Dort gibt seit vielen Jahren der deutsche Konkurrent Audi den Ton an. Auch Toyota mischt wieder kräftig mit. Und Porsche spielt auf Anhieb eine Hauptrolle, doch technische Defekte verhinderten schließlich ein Happy End. Die Konsequenz: Das Projekt Le Mans läuft bereits jetzt wieder auf Hochtouren, obwohl es bis zum Startschuss im Juni noch eine ganze Weile hin ist.
Copyright: Porsche
Porsche bezeichnet den neuen 919 Hybrid als „Evolution der Debüt-Version“. Am Antriebskonzept hat sich aber nichts geändert: Das besteht aus einem zwei Liter großen V4-Turbobenziner, einem Elektromotor an der Vorderachse und zwei Energie-Rückgewinnungssystemen. Und was ist mit der Optik? Die ehemals breite „Nase“ läuft nun zentral etwas schlanker zusammen. Der Vorbau ist insgesamt schmaler und flacher als beim alten Modell. Die neue Frontansicht ähnelt etwas dem Konkurrenten von Toyota. Laut dem Fachmagazin auto motor und sport besteht das Chassis nun nicht mehr aus zwei Teilen, sondern ist aus einem Guß „gebacken“. Das soll dabei helfen, das Übergewicht aus der vergangenen Saison abzubauen. Damals hatte Porsche mehr als eine halbe Sekunde pro Runde auf die Konkurrenten verloren, weil der Rennwagen deutlich über dem erlaubten Mindestgewicht von 870 Kilogramm lag.
Die ersten Funktionstests mit der zweiten Generation des Le-Mans-Prototypen absolvierte übrigens Werksfahrer Marc Lieb. „Der Roll-Out eines neuen Rennwagens ist immer ein Meilenstein, dem alle Beteiligten entgegenfiebern“, erklärt Alexander Hitzinger, der technische Direktor des LMP1-Projekts bei Porsche. Für was steht eigentlich „LMP1“? Ganz einfach: Das ist die Königsklasse der Sportwagen, ähnlich wie die Champions League im Fußball.
Auch Ex-Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg hat sich mit seinem neuen „Dienstwagen“ bereits vertraut gemacht. Im spanischen Aragon hat er rund 150 Runden gedreht und war auf Anhieb begeistert: „Der 919 ist toll zu fahren. In den schnellen Kurven hat er richtig viel Abtrieb, und wenn zum Herausbeschleunigen aus den langsameren Kurven die E-Maschine einsetzt, ist das sehr beeindruckend.“ Jetzt freut er sich auf die weiteren Tests und vor allem auf Le Mans.
Copyright: Porsche
Um ein Haar wäre Porsche sogar ein Super-Coup gelungen: Denn der dreimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso, der bei Ferrari sein Cockpit für Sebastian Vettel räumen musste, wollte dem Vernehmen nach unbedingt in Le Mans starten. Daraus wurde aber nichts, weil sich Alonsos neuer Formel-1-Arbeitgeber McLaren-Honda dagegen ausgesprochen hat. Doch allein dieses Interesse eines so prominenten Rennfahrers zeigt, dass Porsche auf der großen Motorsport-Bühne wieder hoch im Kurs steht.
geschrieben von Ralf Loweg/mid veröffentlicht am 20.01.2015 aktualisiert am 20.01.2015
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