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Vila Baleira – Higino Santos hat bald Silberhochzeit. Zum Feiern aber bleibt kaum Zeit. Er und seine Frau Maria wollen sich, dem Anlass entsprechend gekleidet, mittags nur kurz in der Kirche Gottes Segen holen, sich dann aber gleich ihrer Arbeit widmen, ihrem Bus- und Taxiunternehmen. Die Zeiten sind gut. Das Geschäft floriert.
Großvater José hat 1940 sein Auto mit nach Porto Santo gebracht. Auf der kleinen Insel bei Madeira im Atlantik, 1418 von den Portugiesen entdeckt, war es damals erst das zweite überhaupt. Mit ihm fing alles an. Das Unternehmen, jahrelang ohne Konkurrenz auf dem gerade einmal elf Kilometer langen und sechs Kilometer breiten Eiland, befördert Reisende inzwischen in fünf Bussen kreuz und quer über die Insel, organisiert Ausflüge in Geländewagen. Früher gab es nur unbefestigte Wege, heute Straßen mit Asphalt. „Aber erst seit 20 Jahren“, entschuldigt sich Higino für die teilweise immer noch etwas holprige Fahrt. Weil die Besucherzahlen stetig steigen, weil neue Hotels ihre Pforten öffnen, weil es ein modernes Wellness-Zentrum gibt und einen neuen Golfplatz, den der einstige Meister des kleinen weißen Balls, Severiano Ballesteros, persönlich entworfen hat, herrscht jetzt auch Wettbewerb im Transportgewerbe. Die Santos´ sind nicht mehr allein.
Die goldene Insel – so nennen die Einwohner von Porto Santo ihre Heimat im Meer. Wegen des kilometerlangen Sandstrands, der sich an die Küste schmiegt. Das türkisfarbene Wasser ist so seicht, die Wellen sind so sanft, erinnert sich Higino, dass er seine Kinder früher oft hat stundenlang allein am Strand spielen lassen. Porto Santo, das als relativ sonnensicher gilt, [foto id=“505433″ size=“small“ position=“left“]ist weitgehend flach. Die höchste Erhebung, der „Fackelberg“ Pico do Facho streckt sich aber immerhin über 500 Meter hinauf. Die Insel zeigt sich zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts dort meist braun und braun. Seit neun Monaten ist es trocken geblieben. „Alle wollen immer nur Sonne“, sagt Higino, „wir aber freuen uns, wenn es regnet.“ Es ist ein ungewöhnlich trüber November-Tag. Wolken sind aufgezogen. Und tatsächlich, als hätte irgendwer den Mann auf Porto Santo erhört, fallen einige Tropfen vom Himmel.
Die große Schwester Madeira hat keinen Strand. Deshalb kommen die meisten Besucher von dort. Für ein Wochenende. Manchmal auch nur für einen Tag. Um die 1000 mögen es sein, die dann freitags am Abend mit der großen Autofähre der Porto-Santo-Linie in etwa zweieinhalb Stunden übersetzen, um sonntags dann Porto Santo wieder zu verlassen. Seit Eröffnung des Flughafens 1960 reisen viele ebenfalls mit dem Flugzeug an; eine gute Viertelstunde sind sie dafür in der Luft. Einige kommen sogar aus Übersee mit Kreuzfahrtschiffen, doch sie bleiben nur kurz.
Früher war Porto Santo grün. Die komplette Baumvernichtung und die extra für die Jagd im 13. Jahrhundert nach dort gebrachten Kaninchen haben mittlerweile eine überwiegend karge Landschaft hinterlassen. Das „Ausbluten“ der Drachenbäume, die in der Natur außer auf Madeira und auf Santo Porto sonst nur noch auf wenigen benachbarten Inselgruppen vorkommen, hat den Ureinwohnern früher zum Einbalsamieren und Konservieren ihrer Toten gedient, das dunkelrote „Drachenblut“, der Saft des Baums, war zudem in ganz Europa zu medizinischen Zwecken und zum Färben begehrt. Auf vielen Gemälden des 15. Jahrhunderts zum Beispiel sind Frauen mit rotgoldener Haarfarbe zu sehen, was damals in Mode war. Doch kein einziger Drachenbaum hat überlebt.
Wir streifen über die Insel. Schüsse fallen. Aufgeregtes Hundegebell ist zu hören. Jäger tauchen auf, mit Kaninchen und Rebhühnern um die Taille gebunden, deren Köpfe nach unten hängen. „Es darf“, erklärt Joseph, der Mann mit der größten Beute, „nur donnerstags, sonntags und feiertags gejagt werden, nur fünf Kaninchen und drei Rebhühner pro Tag – und alles nur für den eigenen Kochtopf.“
Auf der Insel scheint man die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Porto Santo wird aufgeforstet. Sogar Drachenbäume finden sich im Hauptort Vila Baleira wieder, wenn auch nicht besonders große. Die ersten haben einen Ehrenplatz vor dem noch aus dem 16. Jahrhundert stammenden, gut erhaltenen Rathaus bekommen. Etwa 5000 Bewohner zählt die gesamte Insel, etwas mehr als die Hälfte lebt in Vila Baleira, jetzt offiziell zwar in Santo Porto umgetauft, nur nennt den beschaulichen Ort kaum einer so. Der Hauptplatz Largo do Pelourinho, nicht weit vom Strand entfernt, ist hübsch[foto id=“505435″ size=“small“ position=“left“] mit Mosaikboden gestaltet. Barocke Kachelbilder zieren die Kirche Nossa Senhora da Piedade, die weiß leuchtet. Daneben befindet sich das Museum für Christoph Kolumbus.
Cristóvão Colombo, wie der aus Genua gebürtige Seefahrer und Entdecker Amerikas in Portugal heißt, hat zusammen mit seiner Frau Felipa Perestrelo y Moniz, Tochter des ersten Lehnsherren von Porto Santo, vermutlich einige Jahre in dem kleinen Haus gewohnt. Der Platz, die Nebenstraßen, die vielen malerischen Cafés sind gut besucht. Die Restaurants am Strand bieten neben anderen Früchten des Meeres inseltypische Fischsorten wie Papageien- oder Degenfisch an. Fangfrisch.
Monika Leodoro weiß um die heilenden Kräfte auch der maritimen Natur. Nicht nur die Heilung rheumatischer Leiden, von Hautkrankheiten oder Atemwegbeschwerden wird durch eine Therapie mit Wasser aus dem Meer begünstigt, etwa durch Bäder, Massagen oder Inhalation. Sie hilft, so die Mitarbeiterin im Thalasso-Zentrum, auch beim Entspannen im Fall von Muskelproblemen. Higino scheint derlei gesundheitlich Schwierigkeiten nicht zu haben. Zusammen mit seiner Frau hat er sein ganzes Leben auf Porto Santo verbracht. Wo sie einst im Sandkasten spielten, spielen jetzt ihre Enkelkinder. Auswandern? Nein, das ist den beiden Hochzeitsjubilaren nie in den Sinn gekommen. Die Arbeit ruft.
Madeira, portugiesisch für Holz, ist eine Insel im Atlantik westlich von Marokko. Nur rund 740 Quadratkilometer groß, leben etwa 265 000 Einwohner dort. Zusammen mit einigen Nachbarinseln, darunter Porto Santo, bildet Madeira einen portugiesischen Überseedistrikt mit Funchal als Hauptstadt. Das milde subtropische Klima in der gesamten Inselregion ist ozeanisch geprägt. Durch künstliche Bewässerung werden oft Wein, Zuckerrohr, Blumen, Bananen, Ananas und Gemüse sowie Getreide, vor allem Mais, angebaut. Rinder werden gezüchtet. Vor allem der Tourismus spielt eine zunehmend immer wichtigere Rolle.
Porto Santo, etwa 50 Kilometer nordöstlich von Madeira und geologisch deutlich älter als die Hauptinsel, ist nur gut 40 Quadratkilometer groß. Vor allem Trauben und Melonen erntet man dort. Der Badetourismus mit über 1500 Betten entwickelt sich zum bedeutendsten Wirtschaftszweig. Das Klima auf Porto Santo ist konstant trocken und warm. Niederschlag gibt es nur wenig in den Wintermonaten. Egal ob per Flieger oder mit der Fähre: Die Anreise erfolgt von der Hauptinsel Madeira aus. Wir waren während unseres Madeira-Aufenthaltes in Funchal im Golden Residence (vier Sterne, 63 Zimmer, modernes Ambiente, oberhalb des Meeres auf einer Klippe gelegen, www.goldenresidencehotel.com) untergebracht. Information: Turismo de Portugal, Zimmerstraße 56, 10117 Berlin, Telefon 030-2541060, www.visitportugal.com.
Madeira gehört samt Porto Santo zu Portugal. Pkw dürfen in Portugal auf Autobahnen nicht schneller als Tempo 120 fahren, außerorts 90/100, innerorts 50; für Wohnmobile und Gespanne gelten teilweise gesonderte Bestimmungen. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Auf dem kleinen Porto Santo spielt der Verkehr eine nur eher untergeordnete Rolle; er hält sich jedenfalls in Grenzen. Auf die Insel wie in den gesamten Archipel kommt man selbstverständlich nur per Schiff oder per Flieger. Die Flugdauer von Frankfurt/Main nach Funchal beträgt etwas mehr als vier Stunden. Wer über die portugiesische Hauptstadt anreist: Bis nach Lissabon fliegt man von Frankfurt/Main aus doch schon fast drei Stunden. /Fotos: Grebe
geschrieben von auto.de/Reise/Fiona Grebe/KoCom veröffentlicht am 28.03.2014 aktualisiert am 28.03.2014
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