Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes lassen an Deutlichkeit keine Wünsche offen: Nicht nur der Urlaub mit dem eigenen Bett im Gepäck wird hierzulande immer beliebter, sondern auch der im eigenen Wohnmobil. Während sich insgesamt die Neuzulassungen innerhalb eines Jahres um mehr als 20 Prozent erhöhten, sank gleichzeitig der Anteil an gewerblichen Haltern. Das bedeutet, die Urlauber reisen nicht nur gern im gemieteten Camper, sondern in steigendem Maße auch mit „den eigenen vier Wänden“. Etwa mit dem Dethleffs 4-Travel.
Seit dem „Wohnauto“, der ersten mobilen Unterkunft der Firma Dethleffs, sind 85 Jahre vergangen. Heute gibt es eine Vielzahl von integrierten Raumkonzepten, von denen das Modell 4-Travel zu den modernsten gehört. Montiert ist die Wohneinheit auf einem Fahrgestell Fiat Ducato, der mit Abstand meistverbreiteten Basis für Ferien auf vier Rädern. Fast 19 000 Neuzulassungen gab es in Deutschland bis Ende Juli, der Zweitplatzierte kam auf gerade einmal 2300 Anmeldungen. Das Testfahrzeug war mit einem 2,3 Liter großen Vierzylinder-Diesel ausgestattet, der 109 kW / 148 PS leistet. Sein Drehmoment von 350 Newtonmetern macht ihn so kraftvoll, dass man auf der Autobahn mühelos mitschwimmt und sich auch auf die linke Spur trauen darf, ohne zum Verkehrshindernis zu werden. Mit einem Testverbrauch von knapp mehr als zehn Litern Diesel je 100 Kilometer zeigte sich der Motor angesichts der überwiegend aus Gebirgsstrecken bestehenden Route recht genügsam.
Vor Urlaubsplanung oder Kaufabsicht treffen die Nutzer eine Grundsatzentscheidung: Sind ihnen Wendigkeit und Zugang zu engen Innenstädten wichtig oder wollen sie einfach nur mit möglichst hohem Komfortniveau die Freiheit eines spontanen Ortswechsels genießen. Campmobile wie der Volkswagen California oder der Ford Nugget sind leicht zu handhaben wie ein Pkw, doch die Nutzer müssen mit einem beschränkten Platzangebot klarkommen.
Beim 4-Travel von Dethleffs liegt der Schwerpunkt eindeutig auf Platz und Komfort. In der Basisversion ist das Fahrzeug bereits fast sieben Meter lang und verfügt zudem an der Hinterachse über eine deutlich breitere Spur als vorn, was beim Fahren und Rangieren besondere Aufmerksamkeit erfordert. Die Höhe von nahezu drei Metern könnte ein Anlass für den Hersteller sein, über Parksensoren auch am oberen Ende des Hecks nachzudenken, denn die als Sonderausstattung erhältliche Rückfahrkamera richtet ihren Blick nur nach unten.
Rechnet man Motorraum und Fahrerhaus ab, bleiben für eine vollständige Ausstattung mit Küchenzeile, Tisch und Sitzgruppe, Doppelbett und Nasszelle rund 5,50 Meter Bauraum. Die Dethleffs-Konstruktion, die unter Beteiligung eines italienischen Zulieferers zustande kam, ist elegant, bestechend einfach und schafft einen enormen Platzgewinn für die Nutzung des Mobils am Tage: Das elektrisch zu bedienende Hubbett ist im Unterschied zu bisherigen Lösungen nicht quer, sondern längt eingebaut und verschwindet, wenn es nicht gebraucht wird, komplett unter der Dachhutze, die von außen wie ein geschrumpfter Alkoven aussieht.
Die mit vier an Sicherheitsgurte erinnernden Bändern aufgehängte Liegefläche ist 140 x 200 Zentimeter groß und mit einem Lattenrost sowie einer soliden Kaltschaummatratze ausgestattet. Das Absenken und Anheben dauern nur wenige Sekunden. Bei einer Belegung mit vier Personen ist es möglich, die Sitzgruppe zu einem Doppelbett umzufunktionieren, was allerdings mit einem gewissen Aufwand verbunden und etwas zeitraubend ist. An Platz mangelt es jedoch nicht: „Oben-“ und „Unten-Schläfern“ bleiben jeweils rund 70 Zentimeter lichte Höhe über der Liegefläche. Natürlich bedeutet ein elektrisches Hubbett erhöhten Stromverbrauch aus dem Bordnetz, aber die 90Ah-Batterie gibt die nötige Sicherheit, keine außerplanmäßigen Stopps am 220-Volt-Netz einlegen zu müssen. Weil sich unter ihr ein Teil der Heizungsleitungen befindet, ist die Sitzgruppe auf einem Podest montiert, das eine Stolperfalle darstellen kann.
Der Erfolg der innovativen Raumaufteilung zeigt sich im hinteren Bereich des rollenden Eigenheims: Was andere Hersteller als „Nasszelle“ titulieren, verdient beim 4-Travel die Bezeichnung „Badezimmer“, denn Toilette, Wandschränke, Spiegel (zwei), Dusche und Waschbecken spannen sich über die gesamte Fahrzeugbreite. Die Armaturen sind geschmackvoll ausgewählt – übrigens auch am Spülbecken im Küchenbereich – es gibt Handtuchhalter, reichlich Ablagen, große Wäschefächer und verschiedene Beleuchtungs-Stimmungen. Wenn der Hersteller noch eine Verriegelung für die Schiebetür installiert hätte, wäre das Bad perfekt. Ein schlichter Magnetverschluss würde verhindern, dass sich die sehr leichtgängig gelagerte Pforte von selbst öffnet, wenn das Fahrzeug einmal nicht ganz waagerecht steht. Die Dusche berücksichtigt diese Möglichkeit und hat zwei gegenüberliegende Abflüsse.
Ein nicht zu unterschätzender Reiz des Urlaubens im Reisemobil ist die Selbstversorgung. Die Küche im 4-Travel bietet dafür sehr einladende Voraussetzungen. Der dreiflammige Gaskocher wird aus einer 11-Kilogramm-Gasflache gespeist (eine weitere steht für die Heizung zur Verfügung, beide sind von außen zugänglich), die geräumigen Schubkästen für allerlei Geschirr haben einen selbstschließenden Soft-Einzug, das Rundspülbecken (knapp 30 cm Durchmesser) könnte eine Idee größer sein, aber dafür gibt bei der Bevorratung keine Raumprobleme. Der Kühlschrank misst 146 Liter Volumen, zusätzlich gibt es zwölf Liter im Frosterfach. Weitere Versorgungsgüter können oberhalb der Spüle oder im Raumteiler zwischen Küche und Sitzgruppe gelagert werden.
Der Frischwasservorrat beträgt 110 Liter, der Abwassertank fasst 90 Liter. Möglicherweise kommt in der Zukunft ein Hersteller auf die Idee, die Toilettenspülung aus dem Abwassertank zu versorgen, denn verbrauchtes Dusch- oder Spülwasser dürfte dafür geeignet sein. Natürlich liegt es dann in der Verantwortung der Nutzer, keine Essenreste durch das Abwaschbecken zu entsorgen. Sparsamer Energieverbrauch ist an vielen Stellen des Innenraums bereits umgesetzt, dort kommen LED-Leuchten statt der üblichen Halogenstrahler zum Einsatz.
Zur Wohnwert-Erhöhung bietet Dethleffs eine Fülle von Ausstattungsmerkmalen an, die den Verzicht auf heimischen Komfort gegen Null tendieren lassen. Die Klimaautomatik fürs Fahrerhaus ist mit 1.606 Euro recht kostspielig, aber ratsam. Das gleiche gilt für die Rundum-Zentralverriegelung und die Fahrerhaus-Jalousien, die als Teil von Paketangeboten mit einem gewissen Kostenvorteil installiert werden können. Eher verzichtbar erscheinen Trittschweller am Fahrerhaus oder die indirekte Innenraumbeleuchtung, die in der Einzelanschaffung mit rund 950 Euro zu Buche schlagen würden. Dunstabzugshaube, Sat-Anlage nebst 32-Zoll-LED-TV oder eine elektrisch ausfahrbare Einstiegsstufe sind Merkmale, die dem Luxus-Bereich zugerechnet werden können, aber natürlich ebenfalls lieferbar sind.
Beim Ordern von Sonderausstattungen sollte der Kunde nicht nur seine finanziellen Möglichkeiten stets im Blick haben: Der 4-Travel ist auf ein Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen ausgelegt. Will man es mit vier Personen nutzen, die zwangläufig eine gewisse Menge Gepäck mitbringen, nähert man sich dieser Grenze auf leicht zu übersehende Weise. Roll-Markise (33 kg) oder Camping-Gestühl in der Garage hinterm Bad (ca. 15 Kg) gehören ebenso in die Rechnung. Immer wieder zieht die Polizei Wohnmobile aus dem Verkehr, deren Nutzer dem zulässigen Gesamtgewicht nicht genügend Beachtung geschenkt haben.
Fazit: Mit dem innovativen Innenausbau des 4-Travel hat Dethleffs einen großen Wurf gelandet. Vor allem für zwei Reisende bietet das Wohnmobil viel Bewegungsfreiheit, weil das Hubbett in wenigen Sekunden aus dem Weg ist und der Tisch gedeckt werden kann. Das Bad ist vorbildlich und kleinere Schwächen mindern nicht die Urlaubsfreude. Ein wohnliches Ambiente und vielfältige Komfort-Optionen machen dieses Wohnmobil zu einem wertvollen Begleiter.