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Ein bisschen mehr Leistung kann eigentlich nie schaden. Vor allem, wenn die Basis doch eher etwas schwachbrüstig daherkommt. Gemeint ist in diesem Fall der neue Roller Quadro 350 S, der seinen ein Jahr früher gestarteten Bruder namens 350 D in Sachen Dynamik deutlich abhängt: ein Roller, und dann auch noch mit drei Rädern: Eingefleischte Biker können mit dieser ungewöhnlichen Kombination eher wenig anfangen; dafür aber Autofahrer mit Frischluft-Gelüsten, denn die dürfen das immerhin gut 200 Kilo schwere Gerät ohne Zweirad-Lizenz fahren – und sich damit kräftig in die Kurve legen.
Die Neigetechnik ist der entscheidende Spaß-Faktor beim Quadro, einer italienisch-schweizerischen Koproduktion. Bis zu 40 Prozent Schräglage sind nach einiger Gewöhnung drin, das ist eine ganze Menge. Beeindruckend ist dabei das stabile und sichere Gefühl, das die hydraulisch-pneumatische Neigungsfederung vermittelt. Wer sanft anfängt und sich Kurve für Kurve [foto id=“520036″ size=“small“ position=“right“]mehr traut, kann das Gefährt phänomenal zügig durch Kurvenkombinationen zirkeln. Ein echter Vorteil des aufwändigeren Systems gegenüber den Kollegen von Piaggio, die auf eine rein mechanische Neigungstechnik setzen.
Das Leistungs-Plus gegenüber der im vergangenen Jahr gestarteten Basis-Version bedeutet in Zahlen: 20 kW/27 PS statt 15 kW/21 PS – und vor allem ein Anstieg beim maximalen Drehmoment von 23,7 Nm auf 28,8 Nm. Den Unterschied spürt der Fahrer bei jedem Gasgeben. Und das macht den dicken Brummer auch zum Star beim Ampelstart: Dank stufenloser Variomatik heißt es nur noch „Gas geben“ und ab geht’s. Wer vorher schon ein bisschen geübt hat, kann das Ampel-Rot mit cool auf den Trittbrettern stehenden Füßen abwarten. Denn werden die Bremsen angezogen, stabilisiert sich das Vorderrad-System. Oder der Fahrer zieht dazu die „Handbremse“ vor dem linken Knie, die im Stand und bei eingerastetem Lenkerschloss auch als Wegfahr-Sperre dient.Einen dritten Hebel, der vorne wie hinten auf die Scheibenbremsen wirkt, gibt es auch noch: Der ein wenig störende Fußhebel auf dem rechten Trittbrett ist nötig, damit der Gesetzgeber die Freigabe für Autofahrer erteilt.
125 km/h Spitze gibt Quadro als Höchstgeschwindigkeit an. Das Testfahrzeug stand anscheinend gut im Futter und ließ sich erst bei (Digital-)Tacho 140 vom Begrenzer einbremsen – bei ziemlich genau 8 000 Touren eine ganz vernünftige Sache. Wer es auf der Autobahn fliegen lässt, muss mit einem Verbrauch um die sechs Liter Superbenzin rechnen. Bei artgerechterer Fortbewegung auf Landstraßen und in der Stadt mit angenehmem Cruiser-Tempo waren es im Test 3,9 Liter. Damit kommt der Roller auf eine Reichweite von rund 200 Kilometern bei einem Tankinhalt von 13,2 Liter, ehe das Reservelämpchen aufleuchtet.
Für die S-Version sind einige Details geändert worden: Der Sattel etwa gibt sich ein wenig komfortabler und höher, zwei normal gewachsene Passagiere finden darauf gut Platz. Neu sind auch die Digital-Anzeigen für Außen- und Kühlwasser-Temperatur in kühlem Blau. Das Staufach unter dem Sattel reicht gerade mal für zwei nicht all zu große Helme. Der Wind- und Wetterschutz [foto id=“520037″ size=“small“ position=“left“]durch Scheibe und Verkleidung ist allenfalls Durchschnitt. Wenn es regnet, spürt das der Quadro-Fahrer umgehend beim Fahrverhalten. Das Heck wird von zwei Federbeinen mit je 100 Millimeter Federweg kontrolliert – die Vorspannung ist einstellbar, aber grundsätzlich eher straff. Kurze, trockene Schläge etwa von Kanaldeckeln oder Straßenschäden, können kräftig aufs Kreuz gehen. Dabei ist sehr schön die Eignung des Quadro als Schlagloch-Suchgerät zu beobachen: Der Hubbel wird vorne einfach zwischen die beiden Vorderräder genommen – und hinten vom einzelnen Reifen voll erwischt. Ein Vorgang, der sich mit ein bisschen Übung aber weitgehend vermeiden lässt.
Das Dreirad für die Autofahrer ist nicht wirklich ein Schnäppchen: 6 995 Euro plus 195 Euro Nebenkosten verlangt Importeur MSA aus Weiden/Oberpfalz. Trösten kann angesichts dieser Summe eigentlich nur, dass die Konkurrenz noch ein bisschen teurer ist. Ein Tipp: Wer auf die Mehr-PS des S verzichten kann, ist beim D schon mit 6 095 Euro dabei.
Dreirad-Roller, elektronische Einspritzung, stufenlose Variomatik | |
Länge/Breite/Sitzhöhe in Meter | 2,27/0,80/0,80 mm |
Leergewicht | 208 kg |
zul. Gesamtgewicht | 480 kg |
Neigungswinkel links/rechts | 40 Grad |
Tankinhalt | 13,2 Liter |
Fahrwerk |
vorne: HTS-System (hydro-pneumatische Neigungsfederung) hinten: zwei Federbeine, drei Scheibenbremsen |
Reifen |
vorn: 110/80-14 hinten: 140/70-15 |
Preis | ab 6 995 Euro |
Motor | Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertakter mit 4 Ventilen |
Hubraum | 346 ccm, 19,8 kW/27 PS bei 7 000/min |
max. Drehmoment | 28,8 Nm bei 5 500/min |
geschrieben von auto.de/(rhu/mid) veröffentlicht am 21.07.2014 aktualisiert am 21.07.2014
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