Ratgeber: Carsharing-Autos richtig überprüfen

Mehr als 450 000 Autofahrer nutzen inzwischen die stationären sowie die Carsharing-Angebote verschiedener Autohersteller. Damit liegt Deutschland auf Platz zwei im internationalen Vergleich. Aber wie sieht es mit der Sicherheit aus, wenn das Auto von Fahrer zu Fahrer weitergereicht wird? Luftdruck, Motoröl, Wischwasser: Worauf muss der Fahrer achten, wenn er ein Fahrzeug übernimmt?

270 000 Nutzer von 3250 Carsharing-Stationen in 340 Städten und Gemeinden, 146 000 Neukunden bei den sogenannten Free-Floating-Angeboten der Autohersteller. Zum Jahresbeginn 2013 teilen sich 453 000 Autofahrer hierzulande insgesamt mehr als 11 000 Fahrzeuge. Wo der nächste Wagen steht, das erfährt der Auto-Teiler im Internet oder übers Smartphone. Wie lange und wohin gefahren werden soll, ist erst einmal egal – ein klarer Vorteil gegenüber Mietautos. Wann der letzte Technik-Check war, darüber muss man sich auch keine Gedanken machen: „Die Wagen werden regelmäßig gewartet und in Ordnung gehalten“, sagt Eberhard Lang von TÜV Süd, schränkt aber ein: „Trotzdem sollte man vor der Tour den Wagen genau auf mögliche Schäden überprüfen. Nicht nur wegen der Versicherung, sondern vor allem auch wegen der Sicherheit.“

Sehr wichtig bei der Übernahme ist ein sorgfältiger Check des Fahrzeugs auf Schäden. In aller Regel fordern auch die Nutzungsbedingungen dazu auf. Nötig ist mehr als ein schneller Blick. „Selbst kleine Dellen an einem Kotflügel oder lackiertem Stoßfänger können schnell tausend Euro Reparaturkosten verursachen“, sagt Lang. Die meisten Verträge sehen dabei Selbstbeteiligungen von bis zu 1500 Euro vor. Deshalb auch die tiefer gelegenen Teile der Karosserie gründlich in Augenschein nehmen! Was zu tun ist, wenn das Auto nicht gut dasteht, ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich geregelt. Oft kann man neue Schäden gleich online in den Bordcomputer eingeben. Im Zweifelsfall sollte man das Unternehmen sofort kontaktieren.

Besondere Aufmerksamkeit gilt den Reifen

Sie sollten nicht weniger als vier Millimeter Profil haben und keine Beschädigungen aufweisen. Letzteres gilt speziell für die Seitenwände der Pneus. Auch die Felgen genau anschauen – Bordsteintreffer hinterlassen Spuren auf beiden: Reifen und Felgen. Bei Winterwetter müssen Reifen mit M+S-Kennzeichnung montiert sein. Die Carsharing-Unternehmen lösen dies oft durch Ganzjahresreifen. Die erfüllen alle juristischen Anforderungen und sind für den Stadtverkehr ausreichend. Anders sieht das möglicherweise in anderen Regionen aus. Der Fahrer ist nach dem Gesetz mitverantwortlich für die Bereifung.

Entsteht nur der geringste Verdacht, ein Reifen hätte zu wenig Druck, sollte man sofort zur nächstgelegenen Tankstelle fahren und den Luftdruck prüfen. Die Werte stehen in der Betriebsanleitung und auf einem Aufkleber in der Tankklappe oder einer Türleibung. Auch dem Notrad sollte man dabei Beachtung schenken. Ist zu wenig Puste auf dem fünften Rad, nutzt der Reservepneu im Fall der Fälle nichts. Der Druck von Noträdern ist höher als bei der Serienbereifung, etwa 3,5 bis 4,5 bar. Rund ein Viertel der Autos hat gar kein Reserverad mehr. Dann lohnt sich der Blick aufs Pannenset. Ist es geleert, wurde ein Reifen damit provisorisch gedichtet. In diesem Fall sollte man die Fahrt nicht antreten, sondern den Verleiher kontaktieren. Nutzer sollten außerdem noch einen Blick auf den Füllstand der Scheibenwaschanlage werfen und auch aufs Motoröl schauen. Der TÜV-Süd-Experte: „Moderne Fahrzeuge haben Ölwechselintervalle von bis zu 60 000 Kilometern. Trotzdem kann der Stand auch schon vorher einmal absinken.“

Eigentlich sollte jeder von Rechts wegen vor der Fahrt die Beleuchtung checken. Also auch bei Carsharing-Autos. Alle Scheinwerfer und Leuchten müssen einwandfrei funktionieren. Apropos Licht: Bleibt eine rote oder gelbe Kontrolllampe im Cockpit nach dem Anlassen dauerhaft an, liegt ein Fehler vor, der dem Unternehmen gemeldet werden muss.

Ein großer Vorteil von Carsharing ist, dass man sich für jede Tour das passende Gefährt aussuchen kann. Wer einen Wagen noch nicht kennt, für den empfiehlt es sich auf jeden Fall, ein paar Runden auf gewohntem Terrain zu drehen. Und wo welche Schalter und andere Bedienelemente sitzen, weiß die Betriebsanleitung – eine wichtige Lektüre für den Carsharer.

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