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Durch Verkehrsunfälle kommt EU-weit jedes Jahr eine ganze Kleinstadt ums Leben. Dies könnte sich ändern, wenn die aus Oberklasseautos bekannte Sicherheitstechnik serienmäßig auch in der Klein- und Kompaktklasse Einzug hielte. So weit könnte es schon jetzt sein, wenn die Nachfrage durch den Autofahrer da wäre. Das sieht es zumindest die Automotive Group der Continental AG. „Die Zeit ist reif für die Sicherheitssysteme in den kleinen Klassen“, attestiert Dr. Andreas Brand, Leiter des Geschäftsbereiches passive Sicherheit beim Zulieferer.
Und dass Aufklärung Not tut, zeigen die in diesem Jahr verkauften Kleinwagen. Der Großteil davon hat kein ESP an Bord, geschweige denn andere Fahrerassistenzsysteme zur Unfallvermeidung. Dabei sind die Sicherheitssysteme in ihrer Modul-Bauweise jetzt erschwinglich. Ein Beispiel dafür ist der Notbremsassistent für den Stadtverkehr. Drei Viertel aller Unfälle mit Verletzten geschehen innerhalb von Ortschaften bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h im „Stop und Go“-Verkehr. In Deutschland sind das jedes Jahr allein circa 200 000 Unfälle.
Continental hat für solche Fälle den „Emergency Brake Assist City“ entwickelt, wobei ein Sensor mittels Infrarot den Raum vor dem Fahrzeug bis etwa acht Meter Entfernung kontrolliert. Die Elektronik des Sensors berechnet den Abstand zu einem möglichen Hindernis oder einem vorausfahrenden Fahrzeug. Verkürzt sich der Abstand so schnell, dass eine Auffahrunfall droht, erfolgt eine Fahrerwarnung und die Bremsanlage wird in Alarmbereitschaft versetzt. Geht der Fahrer daraufhin vom Gas, bremst der Assistent das Fahrzeug bis zum Stillstand automatisch ab. Bei einem Tempo bis 15 km/h sollen sich damit Auffahrunfälle komplett vermeiden lassen, bei höherer Geschwindigkeit bis 30 km/h sollen sich zumindest die Unfallfolgen reduzieren. Das System wird bislang nur im Volvo XC60 angeboten. Sinnvoll ist es jedoch für jedes typische Stadtautos, die überwiegend aus der Kleinst-, Klein- und Kompaktklasse stammen.
Doch viele Fahrerassistenzsystem werden immer noch für überflüssig gehalten, denn schließlich wäre es bisher auch ohne gegangen. Ebenso ist der Irrglaube weit verbreitet, Unfälle hingen stets vom fahrerischen Können ab. Dabei überschätzen viele Menschen ihre Fähigkeiten am Steuer. Außerdem geben manche Autofahrer lieber Geld für Alufelgen oder eine Lederausstattung aus als für Sicherheitstechnik. Doch diese kosten meist weniger als das Zubehör. Während Alufelgen mit gut 800 Euro bis 1 000 Euro zu Buch schlagen, ist ein Spurhalteassistenz schon für 510 Euro zu haben. Für eine Lederausstattung sind gut 2 000 Euro zu berappen, für einen intelligenten Tempomaten mit Kollisionswarnern und Sicherheitsbremse dagegen nur circa 1 300 Euro.
Zudem werden die Systeme in Zukunft günstiger, denn aufgrund der Weiterentwicklung lässt sich vieles kombinieren. So hat Continental nun den weltweit ersten kamerabasierten Notbremsassistent für höhere Geschwindigkeiten im Angebot. Mit der gleichen, im Innenspiegel untergebrachten Kamera können auch die Funktionen des Spurverlassenswarners und der Verkehrszeichenerkennung für Geschwindigkeitsgrenzen bedient werden. Experten sind sich einig, dass der flächendeckende Einsatz der Sicherheitstechnik die Zahl der tödlichen Unfälle deutlich reduzieren würden. Laut der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) ließen sich sogar 70 Prozent aller schweren Unfälle mit Fahrerassistenzsystemen vermeiden. Und das käme bezogen auf die Europäische Union der Größenordnung einer Kleinstadt gleich, denn hier sterben jedes Jahr weit über 30 000 Menschen im Straßenverkehr. Doch die Sicherheitssysteme werden in allen Fahrzeugklassen erst angeboten, wenn sie nachgefragt werden und der Autofahrer sie verlangt. Die Technik dafür ist längst da. Die Zeit ist reif. Silke Koppers/mid
geschrieben von (kosi/mid) veröffentlicht am 03.09.2009 aktualisiert am 03.09.2009
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