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Ohne Reifen läuft beim Auto nichts – das weiß jeder. Trotzdem spielen gerade bei der Anschaffung eines Klassikers die Pneus kaum eine Rolle. Interessenten inspizieren die Karosserie, nehmen den Innenraum in Augenschein oder prüfen den Antrieb. Rund um die Räder gilt das Interesse in erster Linie den möglichst ansehnlichen Felgen, bei den Reifen geht es bestenfalls um Profiltiefe. Die wichtigste Frage wird kaum gestellt: Wo gibt es eigentlich Ersatz, wenn die alten Reifen abgefahren sind?
Eine Universal-Antwort auf diese Frage existiert nicht, denn das Thema Oldtimerreifen ist ein sehr spezielles. Der Grund dafür lässt sich mit etwas gesundem Menschenverstand schnell ausfindig machen: Wenn selbst Autohersteller nicht mehr alle alten Ersatzteile vorrätig haben, warum sollte dann ein Reifenproduzent völlig überholte Gummis anbieten, die nur selten nachgefragt werden?
Für Oldtimer-Besitzer kann ein Reifenschaden daher schnell zu einem echten Problem werden. Da hilft es auch nicht, wenn das Auto nur selten und schonend bewegt wird, damit das Profil möglichst wenige Abnutzungserscheinungen aufweist. Irgendwann ist immer die nächste Hauptuntersuchung fällig. Bei der geht es dann aber nicht nur um die Profiltiefe, der Stempel wird auch verweigert, wenn das Gummi über die Jahre seine Geschmeidigkeit verloren hat und bretthart geworden ist.
Der örtliche Reifenhändler wird vermutlich mit den Schultern zucken und mitteilen, dass er nicht helfen kann. Ein Lösungsweg ist die Suche nach Spezialanbietern. Denn tatsächlich hat sich eine kleine Zahl an Händlern auf klassische Reifen spezialisiert. Vielfach werden dort in kleinen Serien aufgelegte Nachfertigungen nicht mehr gängiger Reifengrößen angeboten. Was allerdings seinen Preis hat: Die seltenen Oldie-Pneus kosten oft das Doppelte eines aktuellen Reifens – wenn nicht mehr. Außerdem ist das Programm der Spezialanbieter begrenzt. Schließlich hat es über die Jahrzehnte Unmengen unterschiedlicher Reifen in zahllosen Formaten gegeben. Alle vorrätig zu halten, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Reifen ist nicht gleich Reifen. Die Grundkonstruktion hat sich seit den Anfängen des Automobils grundlegend geändert, was die Versorgung zusätzlich erschwert. Warum, das wird deutlich, wenn man die Geschichte des Autoreifens kennt. Als Urmodell gilt der Wulstreifen. Der erhielt seinen Namen wegen eines Wulstes, der in der Felge regelrecht eingehakt wurde. Eine erste Evolution folgte in den zwanziger Jahren mit dem Diagonalreifen. Hier steht der Name für diagonal eingewebte Polyestereinlagen. Im Vergleich zu seinem Vorgänger galt er als pannensicherer und bereitete bei der Montage weniger Probleme. Wie beim Fahrrad gehörte zum frühen Diagonalreifen ein Schlauch, der die Luft hielt. Eine schlauchlose Weiterentwicklung erschien erst in den fünfziger Jahren.
Im Jahr 1946 präsentierte Michelin jene Reifenkonstruktion, die bis heute üblich ist – den Radial- beziehungsweise Stahlgürtelreifen. Namensgebend sind die quer zur Lauffläche (radial) eingezogenen Karkassenfäden. Dieses Prinzip erhöhte die Fahrsicherheit weiter, außerdem wurden erst durch diese Technologie auch Niederquerschnittsreifen möglich. Der Diagonalreifen hielt trotz der Vorzüge seines Nachfolgers noch eine Weile durch, verschwand erst in den siebziger Jahren endgültig von der Bildfläche.
Die Entwicklung des Reifens über die Jahrzehnte mag unspektakulär klingen, für den Oldtimerfahrer ist sie jedoch entscheidend. Denn jede der Grundkonstruktionen hat auch unterschiedliche Maße. Was bedeutet, dass auf eine Felge, die für einen Diagonalreifen vorgesehen war, nicht einfach mal ein Radialreifen aufgezogen werden kann. Gibt es den ursprünglichen Diagonalreifen nicht mehr, muss das gesamte Fahrzeug auf Felgen in einer anderen Größe umgerüstet werden, die dann einen noch erhältlichen Radialreifen tragen. So etwas kann das Erscheinungsbild des Fahrzeugs merklich verändern und ist für Puristen ein nur schwer erträglicher Makel.
Derartige Probleme treten nicht allein bei uralten Exoten auf, wie Raffaele Angelillo vom Spezialanbieter Münchner Oldtimer Reifen (MOR) berichtet. MOR kann zwar für Uralt-Schnauferl ab dem Jahr 1888 nachgefertigte Reifen liefern, muss aber bei manchem Youngtimer den Kopf schütteln. Etwa bei einigen Versionen des Ford Capri mit besonders breiten Reifen auf 13-Zoll-Felgen. Einzige Möglichkeit zum Erhalt der Fahrbereitschaft ist hier die Umrüstung auf 15-Zöller.
Waldemar Zitzer vom Fachhändler Möller Reifenservice in Quickborn-Halenberg kennt ähnliche Problemfälle. Demnach ist die Versorgung einiger Supersportwagen der Vergangenheit mit speziellen Hochleistungsreifen problematisch. Das gleiche gilt für verschiedene Porsche-Modelle oder den Mercedes 300 Adenauer aus den Fünfzigern. Der schaffte zwar nur eine Höchstgeschwindigkeit von rund 160 km/h, rollte aber auf Diagonalreifen mit einer Zulassung bis Tempo 180. Nachschub gibt es nicht mehr, eine Umrüstung auf Radialreifen ist nötig.
Michelin gehört zu den Reifenherstellern, die regelmäßig historische Reifentypen bis zurück in die zwanziger Jahre neu auflegen. Unternehmens-Sprecher Michael Küster weiß aber, dass sich auch auf diese Weise nicht jeder Reifenwunsch erfüllen lässt. „Man kann nicht permanent alle Reifen der Vergangenheit nachfertigen.“ Vielmehr wird immer mal wieder ein anderes Modell neu aufgelegt und in Kleinserie gefertigt – denn die Nachfrage ist zwar da, erreicht aber naturgemäß niemals Größenordnungen wie bei neuen Fahrzeugmodelle. Grund genug also, beim Oldtimerkauf den Reifen etwas mehr Beachtung zu schenken.
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geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 26.03.2013 aktualisiert am 26.03.2013
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