Reise nach Südtirol (IV): Zu Gletschermann Ötzi und Minnemann Walther nach Bozen

Reise nach Südtirol (IV): Zu Gletschermann Ötzi und Minnemann Walther nach Bozen Bilder

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Die Bozener Lauben gelten als Keimzellen der mittelalterlichen Stadtanlage. Bilder

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Beim Bilder

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Wie Ötzi, der Gletschermann aus den Ötztaler Alpen, das wohl gefunden hätte? Bilder

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Und die Musi spielt dazu. Bilder

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Denkmal Walther von der Vogelweides. Bilder

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Typische Südtiroler Hausfassaden in Bozen. Bilder

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Bozen – Wer Südtirol hört, denkt zuerst wahrscheinlich an die Berge, die Dolomiten. Egal in welcher Reihenfolge dürfte schon bald danach Meran folgen – oder eben Bozen, die Landeshauptstadt, italienisch Bolzano.

„Sie fühlen sich einander verbunden“[foto id=“508498″ size=“small“ position=“right“]

Wir sitzen hoch über dem Eggental zu Füßen von Latemar und Rosengarten mit Carmen Kohler zusammen. Eine junge italienische Familie kommt, will sich von der Chefin des Engel Spa & Resort in Welschnofen verabschieden, sich für den Aufenthalt bedanken; auch die kleine Tochter gibt artig die Hand. „So sind sie, die Menschen hier“, merkt die Patronin später an, die den Gästen noch ein vertrautes „Alla prossima“ mit auf den Weg nach Hause gibt. Bis zum nächsten Mal! „Die Menschen hier sind herzlich, sie fühlen sich einander verbunden.“ Ob Alto Adige oder Basso Adige. Ob in den höheren Lagen über der Etsch oder in den niedrigeren an deren Ufer. Bozen zum Beispiel liegt tiefer. Italienisches Flair und Südtiroler Bodenständigkeit Es ist Samstag, richtig sonnig und warm. „Hier spüren Sie italienisches Flair und Südtiroler Bodenständigkeit“, hat uns Carmen Kohler mit auf den Weg in die etwa 20 Kilometer entfernte Landeshauptstadt gegeben. „Genießen Sie einfach einen Kaffee am Waltherplatz, besuchen Sie den bekannten Obstmarkt und schauen Sie den Italienern am Mazziniplatz beim ‚Marktln‘ zu“, hat uns die „Engel“-Chefin zuvor empfohlen.

Wo die Talfer in die Eisack mündet

Wir fahren über die Loreto-Brücke über die Eisack, in die nicht weit entfernt davon die Talfer mündet. Das Parkhaus am Rande des Zentrums in der Nähe des Bahnhofs ist fast voll. An Autokennzeichen erkennbare Besucher, die wie wir von weiter weg gekommen sind, mühen sich, noch einen Platz zu finden. Dazu gesellen sich Einheimische aus der Umgebung, die es zum Vormittagseinkauf nach Bozen zieht.[foto id=“508499″ size=“small“ position=“left“]

Im Gegenzug Dante in Trient

Wir starten am Waltherplatz. Etwa in der Mitte erhebt sich auf einem als Sockel dienenden Brunnen das Standbild Walther von der Vogelweides. Lange ist das heutige Südtirol als Geburtsort des Minnesängers, immerhin bedeutendster deutsprachiger Lyriker des Mittelalters, angesehen worden. Jüngere Forschungen, lesen wir in einem Baedeker-Führer über Südtirol (372 Seiten, 15,95 Euro) nach, ließen aber eher auf niederösterreichische Herkunft schließen. Den Italienern war Marmor-Walther sowieso irgendwie suspekt, zu deutsch-national. Sie weihten jedenfalls schon wenig später im 60 Kilometer entfernten Trient, quasi als Antwort darauf, ihr Dante-Denkmal ein.

Lauben als Keimzelle der Stadtanlage[foto id=“508500″ size=“small“ position=“right“]

Die Bozener Lauben, Keimzellen der mittelalterlichen Stadtanlage, die die Altstadt von Osten nach Westen durchschneiden, deuten sich bereits am Waltherplatz an. Südlich erhebt sich der gotische Dom. Dahinter geht es Richtung Eisack zum Theater und Kapuzinergarten hinunter. Gegenüber der Post befindet sich die kleinere Dominikanerkirche. Mit der Franziskaner- und der Herz-Jesu-Kirche weist die Altstadt noch zwei weitere Gotteshäuser auf. Um die Ecke hat das eher futuristische Museion als Museum für moderne und zeitgenössische Kunst seinen Sitz.

Obstmarkt, Rathaus, Merkantilmuseum

Über die Leonardo-da-Vinci-Straße gelangen wir zum Obstmarkt, auf dem montags bis samstags der gleichnamige Markt stattfindet. Wer östlich zum Rathaus spaziert, kommt automatisch am Merkantilmuseum vorbei, das mit Sammlungen von Dokumenten, Gemälden und Einrichtungsgegenstände aus dem 17. und 18. Jahrhundert die wirtschaftliche Geschichte der Stadt bezeugt.

Korallen im Süden Tirols[foto id=“508501″ size=“small“ position=“left“]

Die Dauerausstellung im Naturmusem unweit vom Rathaus macht die Entstehung und das Erscheinungsbild der Südtiroler Landschaften nachvollziehbarer. Eine Besonderheit stellen in diesem Zusammenhang in der Tat das Korallenriff- und das Nautilus-Aquarium dar. So soll es im heutigen Südtirol ausgesehen haben, als sich die Alpen bildeten, sich vor 135 Millionen Jahren an der Wende der Jura- zur Kreidezeit auffalteten!

Die Mumie von Similaun

An Minnemann Walther hat da noch niemand gedacht. Auch an den Mann vom Hauslabjoch, den Mann aus dem Eis, die Mumie von Similaun nicht, die im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen gezeigt wird.

1991 von Bergwanderern entdeckt

Rückblick. 19. September 1991. Zwei Bergwanderer aus Nürnberg entdecken in einer Felsmulde beim Tisen- nahe Hauslabjoch in 3210 Meter Höhe eine durch natürlich Gefriertrocknung konservierte, deshalb noch gut erhaltene, rund 5250 Jahre alte Leiche eines um die 40 Jahre alten, über 1,5 Meter großen Mannes aus der Kupfersteinzeit. Laut Mineralienstatus der stark abgenutzten Zähne ist der Mann aus dem Eisacktal gekommen. Die Gelenke sind verschlissen. Er muss Blutgruppe 0, eine durch Zecken übertragene Borreliose, braune Augen und Tätowierungen gehabt haben. Er trug eine Mütze aus Wolfsfell, eine aus braunem und weißem Fell längs gestreifte Jacke, Patchwork-Beinlinge mit einem bis zu den Knien reichendem Lendenschurz, Kalbsledergürtel, Schuhe aus Rindleder und Bärenfell samt Schnürsenkel aus Lindenbast.

Mord nicht unwahrscheinlich[foto id=“508502″ size=“small“ position=“right“]

Etwa eine Stunde, bevor er starb, soll er noch eine Rast eingelegt und ausgiebig Steinbock-Fleisch gegessen haben. Schnittverletzungen an Händen, Arm und Rücken legen nahe, dass der Mann mit der Pfeilwunde im Rücken vorher noch in einen Nahkampf verwickelt gewesen ist. Nach einem der schlüssigeren Szenarien ist Mord wahrscheinlich. Armer Ötzi!

Info Bozen

Südtirols Landeshauptstadt zählt 104 000 Einwohner, von denen etwa drei Viertel der italienischen Sprachgruppe angehören, der Rest der deutschen. Die Stadt am Zusammenfluss von Eisack, Talfer und Etsch ist umgeben von hohen Bergketten, gilt als Begegnungsort österreichisch-deutscher und italienischer Kultur. Die Sommer sind warm, durch die Kessellage nicht selten schwül, die Winter im Tal eher mild, auf den Bergen rundherum strenger. Wir waren in Nova Levante/Welschnofen im Engel Spa & Resort (Vier-Sterne-Superior-Herberge, Landhaus-Stil, Gourmetrestaurant, großer Wellnessbereich, www.hotel-engel.com) untergebracht. Die Küche in Südtirol gilt als bodenständig-bäuerlich mit italienischen und österreichischen Einflüssen. Namhafte Südtiroler Weine wie Terlaner oder Traminer kommen nicht nur vom Kalterer See. Information: Italienische Zentrale für Tourismus Enit, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt/Main, Telefon 069-237434, www.enit.de.

Service Auto

Per Auto reist man von Deutschland aus am besten über das gut 130 Kilometer entfernte Innsbruck und die Brennerautobahn an, an der Bozen direkt liegt. Von München aus sind es über Kufstein und Wörgl etwa 300 Kilometer, von Stuttgart aus über Ulm und Garmisch-Partenkirchen rund 450. Südtirol gehört zu Italien. Dort gilt Tempo 50 in Ortschaften, 90 außerhalb und auf den blau ausgeschilderten Staatsstraßen sowie 130 auf Autobahnen. Mautmäßig zur Kasse gebeten wird man an fast jeder Autobahnausfahrt. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Wer anderweitig anreisen will: Bozen verfügt über einen Bahnhof, hat einen kleineren Flughafen, die nächstgrößeren sind Innsbruck oder Verona. Über die Brennerbahn lassen sich Innsbruck, München, Mailand, Venedig und Rom erreichen; eine weitere Bahnstrecke verbindet Bozen und Meran. /Fotos: Koch

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