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Renault
Mutig, mutig. Als erster Hersteller hat sich Renault aus der Deckung gewagt und einen Fahrplan zur Großserienfertigung von Elektrofahrzeugen vorgestellt. Schon in zwei Jahren soll der Kangoo mit E-Motor starten – in der Anschaffung nicht teurer als die Dieselvariante und billiger im Unterhalt.
Nun war der Wagen mit dem Namenszusatz Z.E. (Zero Emission) erstmals in der Kurzversion Be Bop zu fahren. Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Be Bop Z.E. optisch nur in Details von der Serienversion.
Die Front hat weniger Kühlöffnungen, dafür eine Klappe zum Laden der Batterie. An der Fahrzeugflanke, einem Handy ähnlich, ist eine Ladeanzeige der 250 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterie angebracht. Ist diese vollständig gefüllt, soll der Prototyp bis zu 100 Kilometer rein elektrisch fahren, später in der Serie sollen es 160 Kilometer werden.
„Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die ersten Elektrofahrzeuge auf Basis bestehender Modelle zu bauen und den Kunden so langsam an die neue Technik heranzuführen“, sagt Christine Tissot, verantwortlich für die Businessentwicklung der Elektrofahrzeuge bei Renault. Und anders als andere Hersteller hat Renault einen ambitionierten Fahrplan zur Serienfertigung vorgelegt. Zwar sind Subaru und Mitsubishi in Japan bereits mit Elektrofahrzeugen auf dem Markt gestartet – diese werden aber wegen hoher Preise und fehlender [foto id=“91170″ size=“small“ position=“right“]Infrastruktur nur in homöopathischen Dosen auf die Straßen tröpfeln.
Bereits in zwei Jahren hingegen soll der Kangoo Z.E. in Deutschland zu kaufen sein. Der französische Autobauer will die ewigen Kritiker zum Schweigen bringen – und arbeitet die Minuspunkte von Elektrofahrzeugen systematisch ab. Zwar soll der Be Bop Z.E. beim Listenpreis 5 000 Euro teurer sein als sein Dieselpedant und damit knapp 21 000 Euro kosten – in Frankreich und Großbritannien wird der Kauf eines Elektrofahrzeugs aber exakt mit 5 000 Euro bezuschusst. Und auch für Deutschland ist bis zum Serienstart eine ähnliche Lösung denkbar.
Beim Unterhalt spart der Elektro-Renault dann sogar. Auf Basis der heutigen Energiepreise soll er rund 20 Prozent sparsamer unterwegs sein als ein konventionell angetriebenes Fahrzeug. So kosten 100 Kilometer Fahrt in Deutschland etwa vier Euro – ein Diesel mit fünf Litern Verbrauch ist mit knapp sieben Euro dabei. Auch aus Umweltsicht macht der Elektroantrieb Sinn: Der Kangoo Be Bop weist mit seinem 44 kW/60 PS starken Elektromotor bei dem europäischen Strommix einen CO2-Ausstoß von nur 69 g/km auf.
Über die Haltbarkeit der Batterien muss sich der Nutzer ebenfalls keine Gedanken machen: Sie bleiben [foto id=“91171″ size=“small“ position=“left“]Eigentum von Renault und werden vermietet. Und das macht wohl für die meisten Nutzer bei einem Akku-Preis von rund 10 000 Euro auch Sinn. „Um erfolgreich zu sein, müssen wir vor allem eine Infrastruktur aufbauen“, sagt Tissot. Dazu gehören herstellerübergreifende Normen für das Ladekabel, damit jeder überall seine Batterie aufladen kann. Das Laden selbst kann entweder zu Hause oder am Arbeitsplatz an einer herkömmlichen Steckdose passieren und dauert etwa vier bis acht Stunden. An öffentlichen Plätzen sollen dann Schnellladestationen entstehen – mit 400 Volt und 64 Ampere soll die Batterie so in rund 30 Minuten wieder voll sein.
Weiter auf Seite 2: Battariewechsel; Flaterate; Fahrverhalten; Markteinführung; techn. Daten und Preis
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Auch Batteriewechselstationen sind geplant: in drei Minuten ist der Wagen so wieder fit für 160 Kilometer. So sollen selbst längere Strecken kein Problem mehr darstellen. Im Alltag sollte das reichen, sind doch knapp 90 Prozent der Europäer täglich weniger als 60 Kilometer unterwegs. Doch nicht nur neue Fahrzeuge sind bei Renault im Entstehen – man versucht sich an einem ganz neuen Geschäftsmodell. Kooperationspartner ist der ehemalige SAP-Vorstand Shai Agassi. Mit dem Projekt „Better Place“ will er den Automarkt revolutionieren.
Dabei will Agassi das Mobilfunk-Geschäftsmodell kopieren – Kunden kaufen die Fahrzeuge zu einem günstigen Preis oder bekommen sie kostenlos zur Verfügung gestellt. Dafür schließen sie mit einem Elektrokonzern einen Laufzeitvertrag über eine festgelegte Strommenge ab. Verkauft werden also Kilometervolumina, keine Fahrzeuge. Selbst eine Flatrate ist denkbar.
Israel und Dänemark sind bereits dabei, weitere Länder sollen in den kommenden Wochen folgen. „Für [foto id=“91173″ size=“small“ position=“right“]große Länder wie Deutschland stehen die Chancen aber schlecht, die für diese Geschäftsidee nötige Infrastruktur schnell aufzubauen“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Automobilwissenschaftler der Uni Duisburg-Essen. Um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten, müssten etwa 1 500 Batteriewechselstationen gebaut werden, schätzt er. Und das sei, zumindest in der Anfangsphase, finanziell nicht darstellbar.
Mutig sei der Plan mit der Elektromobilität, gibt Christine Tissot zu. Ambitioniert auch. Aber realistisch, sagt sie. Schließlich sei die Entscheidung auf höchster Managementebene getroffen worden. „Unser Chef ist bekannt dafür, dass er seine ehrgeizigen Ziele erreicht“, sagt sie. Und anders als der japanische Hersteller Toyota mit seinen Hybridmodellen will Renault mit den Elektroautos vom ersten Serienwagen an Geld verdienen.
Und wie fährt sich der Zukunfts-Renault? Für einen Prototyp erstaunlich erwachsen und unkompliziert. Hätte Renault angekündigt, der Wagen sei bereits morgen zu kaufen, man hätte es geglaubt. Einsteigen, Schlüssel umdrehen, den Wählhebel auf Drive – und los geht’s. Der Unterschied zum Serienmodell mit Verbrennungsmotor? Der Elektroantrieb ist nahezu lautlos und bietet bereits ab der Leerlaufdrehzahl das volle Drehmoment von 190 Newtonmetern.
So macht das Ökomodell unvermutet viel Spaß – selbst auf den engen Landstraßen des Pariser Umlandes stört das im Vergleich zur Basis erhöhte Gewicht nicht. Bei der Praxistauglichkeit gibt es keine Einschränkungen: die Klimaanlage arbeitet auch bei 30 Grad zuverlässig und der Platz reicht bequem für vier Personen und Gepäck.
Im Jahr 2011 sollen drei Elektroautos von Renault auf den Markt kommen: der Be Bop Z.E. für Flottenkunden, [foto id=“91174″ size=“small“ position=“left“]der Mégane Stufenheck für Familien. Beide basieren auf bestehenden Fahrzeugen. Auf der internationalen Automobilausstellung IAA im September gibt es dann den nächsten Paukenschlag: Renault gibt einen ersten Vorgeschmack auf den ersten speziell für den elektrischen Einsatz gebauten Wagen.
Es wird ein Kleinwagen vom Schlag eines VW Up!. Er soll noch 2011 auf den Markt kommen. 2012 folgt dann eine kompakte Schräghecklimousine à la Mégane. Auch sie wurde speziell für reinen Elektroantrieb konzipiert – die Zukunft hat bei Renault bereits begonnen.
viersitziger Kompakt-Van mit Elektroantrieb,
Länge/Breite/Höhe: 3,87/1,83/1,81 Meter,
Leergewicht: 1 591 kg,
Leistung 44 kW/60 PS bei 12 000 U/min,
Drehmoment: 190 Nm ab Leerlaufdrehzahl,
Reichweite etwa 160 km,
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h (elektronisch begrenzt),
Marktstart: 2011,
Preis: ca. 21 000 Euro.
geschrieben von (vos/mid) veröffentlicht am 02.07.2009 aktualisiert am 02.07.2009
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