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Renault
Ein Kleinwagen ist der Renault Clio wirklich keiner mehr – weder beim Komfort noch bei der Sicherheit oder dem Antrieb. Im Gegenteil: Mit der stärksten Version des 1,5-Liter-Turbodiesels kommt der Franzose ganz groß raus.
Viel drin
Der neue Clio präsentiert ein schmirgelglattes Blechkleid, das sofort als Renault zu erkennen ist. Wie die meisten Wettbewerber kratzt er bei der Fahrzeuglänge an der vier-Meter-Marke, auch die Breite fällt mit 1,72 Metern recht üppig aus. Unser Testwagen ist die dreitürige Version Dynamic Edition 1.5 dCi mit 106 PS (78 kW), für die Renault 17.000 Euro verlangt. Dann sind aber auch schon so angenehme Dinge wie Klimaautomatik, CD-Radio, Lederlenkrad, Bordcomputer und ein adaptives Kurvenlicht an Bord. Damit leuchtet der Clio beim Abbiegen in der Stadt oder auf Landstraßen den Kurvenverlauf aus. Als Option (500 Euro) war der Testwagen mit der Keycard Handsfree ausgerüstet. Ein Sesam-öffne-dich im Scheckkartenformat, das bei Annäherung die Türen entriegelt. Gestartet wird dann mit einem Knopf links neben dem Radio – Komfort wie in der Oberklasse.
Für das Auge
Der Innenraum empfängt mit französischem Schick: schwungvoll elegante Formen und harmonische Farbgebung zeigen, dass Design bei Renault einen hohen Stellenwert besitzt. Softlackbezug am Instrumententräger und matter Chromschmuck für Lüftungsdüsen, Rundinstrumente und den Schaltknüppel lassen den Clio hochwertig erscheinen. Erst auf den zweiten Blick offenbaren teils schiefe Spaltmaße und harte Kunststoffe das Diktat des Rotstifts. Dennoch wirkt der Kleine insgesamt sauber verarbeitet, was sich auf brandenburgischem Kopfsteinpflaster bestätigt. Klappern gehört beim Clio nicht zum Handwerk. Ellbogen, Schultern und die Beine können sich auf den Vordersitzen bequem entfalten. Und selbst in der zweiten Reihe herrscht kein Platzmangel. Allerdings ist der Weg dorthin – typisch Dreitürer – etwas beschwerlich, obwohl die Türen eine große Pforte zum Innenraum öffnen.
Guter Langstreckenkomfort
Die Sitzpolster erweisen sich als komfortabel, sind aber dennoch angenehm straff. Selbst nach einem halben Tag am Steuer sind Po und Rücken des Testfahrers frei von Verspannungen oder Schmerzen. Allerdings dürften sie den Schultern gerne mehr Halt bieten. Doch das ist nur ein theoretisches Problem, denn der Clio animiert trotz sauber abgestimmtem Fahrwerk nicht gerade zum munteren Kurventanz. Schuld ist die drehzahlabhängige Servolenkung. In der Mittellage ist sie gefühllos, leichtgängig und wenig exakt. Dann zerren hohe Rückstellkräfte am Lenkrad, bei schnellen Manövern verhärtet sie und reagiert wenig geschmeidig. Wesentlich besser gelungen ist das schluckfreudige Fahrwerk, das neben den geringen Fahrgeräuschen wesentlich zum hervorragenden Langstreckenkomfort beiträgt. Einzig bei kurz aufeinander folgenden Fahrbahnfugen auf der Autobahn gerät es bisweilen aus dem Tritt – vibrierende Stöße erreichen die Passagiere. Grobe Schlaglöcher oder Bahnübergänge werden dagegen klaglos glatt gebügelt.
Mit Genuss sparen
Beim Test staunten die Mitfahrer regelmäßig, wenn der Clio an der Tankstelle die Diesel-Zapfsäule ansteuerte. So kultiviert wie der Turbodiesel arbeitet, kann er sogar manchem Benziner als Vorbild dienen. Schon kurz nach dem morgendlichen Kaltstart schnurrt der 1,5-Liter-Motor wie ein Kätzchen. Und das bleibt so, bis zur Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Von null auf Tempo 100 geht es in 11,2 Sekunden. 240 Newtonmeter Drehmoment garantieren zügige Überholmanöver, selbst wenn der Griff zum exakt geführten Sechsganggetriebe unterbleibt. Der Vierzylinder glänzt mit einer angenehmen Charakteristik, die schon bei niedrigen Drehzahlen ordentlich Kraft auf die Kurbelwelle wuchtet. Bescheiden zeigt sich der Antrieb nur beim Verbrauch. Durchschnittlich 4,6 Liter sind es laut Datenblatt. Ein Wert, der sich mit etwas Zurückhaltung im Gasfuß problemlos erreichen lässt. Erst bei Geschwindigkeiten jenseits von 170 km/h signalisiert der Bordcomputer ein Ende der Bescheidenheit. Die Zahlen auf dem Display schnellen dann auf acht Liter und mehr.
Aber sicher
Als Vorreiter in Sachen Insassensicherheit stattet Renault den Clio mit Front-, Seiten- und Windowairbags aus. Zudem sind beim Dreitürer Metallairbags in den vorderen Sitzpolstern integriert. Sie verhindern, dass der Körper beim Crash unter dem Gurt durchrutscht. Alle Maßnahmen zusammen sicherten dem Clio ein 5-Sterne-Topergebnis beim Euro NCAP-Crashtest. Für die aktive Sicherheit gibt es serienmäßig ABS mit Bremsassistent, ESP und ein adaptives Kurvenlicht.
Fazit: Leise, sparsam, langstreckentauglich und gut ausgestattet. Mit dem neuen Renault Clio 1.5 dCi ist ein großer Wurf gelungen. Mehr Auto braucht im Alltag kein Mensch.
mototype, Holger Schilp
geschrieben von veröffentlicht am 03.04.2006 aktualisiert am 03.04.2006
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