Renault

Renault DeZir – Sehnsucht nach Sport

Er hat die Modellpalette von Renault Sport gezeichnet und hatte eine neue Alpine schon fertig in der Schublade. Doch sein Wunsch nach einem echten Sportwagen blieb Designer Axel Breun fast 20 Jahre lang verwehrt. Aber jetzt hat es plötzlich doch noch geklappt: Vom neuen Designchef Laurens van den Acker zum Herr der Studien und Showcars bei den Franzosen befördert, konnte er zumindest für die Messe in Paris seinen Traum wahr machen und den DeZir ins Rampenlicht rücken. Einen Flügeltürer, dessen Name für Breun Programm ist: Denn DeZir kommt von „Desire“ und steht für Sehnsucht und Verlangen – genau das möchte die französische Flunder bei den Kunden wecken.

Mehr als ein Blickfang

Dass der 4,20 Meter kurze Zweisitzer mehr ist als ein Blickfang für den Automobilsalon, beweist Breun schon wenige Tage nach dem Ende der Messe und bittet deshalb zur ersten Testfahrt auf einem Prüfgelände vor den Toren von Paris. Dort fährt der von einem Team von nicht einmal zwölf Mann binnen eines Jahres aufgebaute DeZir zwar im Schongang: „Schließlich ist die Studie ein Einzelstück und um ein Vielfaches teurer als jeder Bugatti“, entschuldigt Breun den gebremsten Elan des [foto id=“328865″ size=“small“ position=“left“]Elektrosportlers. Doch die Sitzprobe auf den pulsierenden Ledernoppen, der Blick in das beinahe hypnotische Cockpit, der Griff zum riesigen, von innen beleuchteten Schaltknauf und das Panorama vor der weit in die Flanken umlaufenden Frontscheibe machen Lust auf mehr.

Die technischen Daten – sehr vielversprechend

Außerdem lesen sich die technischen Daten ziemlich vielversprechend. Obwohl mit dem Antrieb des Fluence ZE nur 110 kW/150 PS und 229 Nm stark, soll der DeZir in gerade einmal zwei Sekunden auf Tempo 50 sprinten, nach fünf Sekunden flirrt die 100 über den Bildschirm des Bordcomputer, und dass bei 180 km/h schon Schluss ist, sei nur der Reichweite geschuldet, erläutert Breun: „Wir wollten schließlich einen Aktionsradius von 160 Kilometern garantieren.“

Mehr als ein weiterer sportlicher Öko

Aber der DeZir ist mehr als ein weiterer sportlicher Öko, der den Appeal von Stromfahrzeugen mehren soll. Er ist auch eine stilistische Botschaft. Er ist das erste Auto unter der Regie des neuen Designchefs Laurens van den Acker und soll zum Urmeter aller künftiger Modelle werden. Nicht mehr geradlinig und [foto id=“328866″ size=“small“ position=“right“]„deutsch“ wie der aktuelle Mégane oder mehr noch der Laguna sollen die Autos künftig aussehen, sondern mediterran, rund und romantisch – nicht umsonst trägt der DeZir mehr Kurven als klare Konturen.

In der Serie nicht leicht umzusetzen

Natürlich ist das in der Serie nicht leicht umzusetzen – zumal die erste echte Neuheit Ende 2012 der nächste Clio wird. „Doch wenn DeZir und Clio irgendwann einmal nebeneinander stehen, wird man die Parallelen erkennen“, verspricht Breun. Kein Wunder, schließlich hat er bei beiden Autos das Karosseriedesign verantwortet. Von ihm stammt das neue Renault-Gesicht mit dem breiten Grill und der großen Raute, die künftig immer auf dunklem Grund stehen werde. Und von ihm stammt der Schwung über dem Heckdeckel, der an das Profil eines Manta-Rochens erinnert und ebenfalls seinen Weg in die Serie finden soll.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Innenraum – Konkrete Botschaften; Parallelen mit den Alpinen-Modellen aus den Fünzigern; Lieber heute als morgen; So ein Projekt muss sich lohnen

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Innenraum – Konkrete Botschaften

Selbst im Innenraum transportiert der DeZir nicht nur Sehnsüchte, sondern ein paar konkrete Botschaften: Zum Beispiel die von der Rückkehr des Cockpits. „Zuletzt hatten wir eine sehr demokratische Auslegung des Armaturenbretts, für Fahrer und [foto id=“328868″ size=“small“ position=“left“]Beifahrer beinahe gleich“, übt sich Breun in Selbstritik. Nicht umsonst ist der Bordcomputer und oft sogar der Tacho in die Mitte gerückt. Künftig allerdings wollen sich die Designer wieder stärker auf den Fahrer konzentrieren und ihn in den Mittelpunkt des Geschehens rücken.

Parallelen mit den Alpine-Modellen aus den Fünfzigern

Dass der DeZir mit seinen 150 PS nicht einmal halb so stark ist wie Konkurrenten vom Schlage des Audi e-Tron oder der Mercedes SLS E-Cell, kann Breun gut verschmerzen. „Unser Auto wiegt mit seinen 900 Kilo ja auch nur die Hälfte“, sagt der Designer und zieht eindeutige Parallelen mit den Alpine-Modellen aus den Fünfzigern. „Die waren zwar auch nur neu eingekleidete Großserienmodelle mit vergleichsweise geringer Leistung. Aber weil sie so leicht waren, sind sie den Porsches trotzdem um die Ohren gefahren.“

Lieber heute als morgen

Geht es nach Breun, könnte das bald wieder so sein. „Denn natürlich würde ich den Wagen am lieber heute als morgen auf der Straße sehen“, sagt der Designer. Die Chancen darauf sind zwar denkbar gering, doch immerhin ist der DeZir nicht auf der Schnellstraße ins Werksmuseum: Es gibt bereits einen zweiten Prototypen, mit dem die Entwickler einen stärkeren Antrieb erproben, sagt Breun. Und vor allem geistert das Auto weiter durch die Köpfe des Managements: „Wir prüfen ernsthaft, ob wir eine Kleinserie auflegen können“, berichtet der Designer aus der Zentrale und entwirft die Vision einer offenen Variante, die wie früher einmal der Renault Spider in einer eigenen, [foto id=“328869″ size=“small“ position=“right“]dann elektrischen Rennserie starten könnte.  Und von der Strecke auf die Straße wäre es dann nur noch ein kleiner Schritt.

So ein Projekt muss sich lohnen

Natürlich muss sich so ein Projekt lohnen, räumt auch der Designer ein. Doch zumindest die wichtigsten Vorraussetzungen wären bereits erfüllt: „Wir haben die passende Plattform des Mégane Trophy, wie fertigen den Antrieb bald in Großserie, und in Dieppe hätten wir auch ein Werk, das auf solche Kleinserien spezialisiert ist,“ träumt Breun weiter. Selbst über den Preis hat er sich bereits Gedanken gemacht. Natürlich kennt er noch keine konkrete Zahl. „Doch so teuer wie ein Tesla kann und darf ein Elektro-Sportwagen von Renault nicht werden“, sagt Breun mit Blick auf den 100.000 Euro-Roadster aus Kalifornien.: „Sondern wenn wir über Sportwagen reden, dann über bezahlbaren Breitensport.“

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